Lebendig verfasste Texte erzählen Interessantes und Unterhaltsames aus dem Leben prominenter Frauen und Geschichten rund um ihre Wohnhäuser. Die Auswahl ist vielfältig: Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Schauspielerinnen, Musikerinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, gelehrte Frauen, Fürstinnen und Prinzessinnen - vom Barock bis in die Gegenwart. Nicht selten ist ihr Werk bzw. Schaffen eng mit dem Wohnort und Lebensumfeld verbunden. Die Wohnorte der hier vorgestellten Persönlichkeiten sind erhalten und laden zu einer Spurensuche ein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2018Frauenzimmer, Frauenhäuser
"Ein Haus mit sonnigen Zimmern und einem größeren, abgeschlossenen Garten, in dem ich spazieren, humpeln und eingepackt liegen kann." Es war eine stattliche Bleibe, die Clara Zetkin im brandenburgischen Birkenwerder, Summter Straße 4, erwirbt, und Berlin, wo sie im Reichstag saß, ist nah. Im Jahr 1933 beschlagnahmten die Nazis das sonnige Haus, doch Zetkins Sohn bekam es von den DDR-Behörden zurück und verwandelte es in eine Gedenkstätte für die wirkungsreiche Kämpferin für Frieden, Sozialismus und Frauenrechte. Häuser können die Vorstellung von bemerkenswerten Persönlichkeiten, die mal darin wohnten, außerordentlich beleben. Man steht davor und überlegt, was dort gedacht, geschrieben, geschaffen wurde und fragt sich, wie wohl der Alltag hinter diesen Mauern aussah. Christiane Kruses Buch führt zu Adressen kluger und berühmter Frauen in Deutschland, dazu gibt sie Kurzbiographien, aktuelle Fotografien und ein Ortsregister mit auf den Weg. Schlösser bewohnten die klugen Frauen, schlichte Mietshäuser oder bloß Kammern, und manche durchlebten eine in dieser Hinsicht satte Mischung. Der Preußenprinzessin Wilhelmine etwa wies ihr strenger Vater im Schloss Königs Wusterhausen ein kärgliches Dachstübchen zu - als Markgräfin von Bayreuth entschädigte sich die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen dafür mit großartigen Bauprojekten und residierte in ihrem Neuen Schloss. Wo liegt das Kloster der vierzehnjährigen Novizin Hildegard von Bingen? Wo verbrachte Helene Weigel ihre Sommer, mal mit Bertolt Brecht, mal ohne ihn? Und wo nähte Margarete Steiff 1879 ihr erstes "Elefäntle"? Christiane Kruse hat sich im Osten mindestens so gründlich umgetan wie im Westen und spürt nicht nur Adressen auf, bei denen Gedenktafeln an die einstige Bewohnerin erinnern oder die sogar zu Museen umgewandelt sind wie Gabriele Münters entzückende Bleibe in Murnau. Eher ein Ort des Vergessenwollens als der Erinnerung dürfte dagegen die Villa von Margot Honecker und ihrem Erich in der Waldsiedlung Wandlitz sein. Mit ins Buch kamen auch Frauen, deren Männer die größeren Berühmtheiten sind, etwa Katharina Luther oder Loki Schmidt, doch hatten diese selbstbewussten Damen mit dem ausgeprägten Talent des Multitaskings auch ein bemerkenswertes Eigenleben.
bsa
"Wo die klugen Frauen wohnten. Auf den Spuren berühmter Frauen in Deutschland" von Christiane Kruse. Edition Braus, Berlin 2017. 128 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 14, 95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein Haus mit sonnigen Zimmern und einem größeren, abgeschlossenen Garten, in dem ich spazieren, humpeln und eingepackt liegen kann." Es war eine stattliche Bleibe, die Clara Zetkin im brandenburgischen Birkenwerder, Summter Straße 4, erwirbt, und Berlin, wo sie im Reichstag saß, ist nah. Im Jahr 1933 beschlagnahmten die Nazis das sonnige Haus, doch Zetkins Sohn bekam es von den DDR-Behörden zurück und verwandelte es in eine Gedenkstätte für die wirkungsreiche Kämpferin für Frieden, Sozialismus und Frauenrechte. Häuser können die Vorstellung von bemerkenswerten Persönlichkeiten, die mal darin wohnten, außerordentlich beleben. Man steht davor und überlegt, was dort gedacht, geschrieben, geschaffen wurde und fragt sich, wie wohl der Alltag hinter diesen Mauern aussah. Christiane Kruses Buch führt zu Adressen kluger und berühmter Frauen in Deutschland, dazu gibt sie Kurzbiographien, aktuelle Fotografien und ein Ortsregister mit auf den Weg. Schlösser bewohnten die klugen Frauen, schlichte Mietshäuser oder bloß Kammern, und manche durchlebten eine in dieser Hinsicht satte Mischung. Der Preußenprinzessin Wilhelmine etwa wies ihr strenger Vater im Schloss Königs Wusterhausen ein kärgliches Dachstübchen zu - als Markgräfin von Bayreuth entschädigte sich die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen dafür mit großartigen Bauprojekten und residierte in ihrem Neuen Schloss. Wo liegt das Kloster der vierzehnjährigen Novizin Hildegard von Bingen? Wo verbrachte Helene Weigel ihre Sommer, mal mit Bertolt Brecht, mal ohne ihn? Und wo nähte Margarete Steiff 1879 ihr erstes "Elefäntle"? Christiane Kruse hat sich im Osten mindestens so gründlich umgetan wie im Westen und spürt nicht nur Adressen auf, bei denen Gedenktafeln an die einstige Bewohnerin erinnern oder die sogar zu Museen umgewandelt sind wie Gabriele Münters entzückende Bleibe in Murnau. Eher ein Ort des Vergessenwollens als der Erinnerung dürfte dagegen die Villa von Margot Honecker und ihrem Erich in der Waldsiedlung Wandlitz sein. Mit ins Buch kamen auch Frauen, deren Männer die größeren Berühmtheiten sind, etwa Katharina Luther oder Loki Schmidt, doch hatten diese selbstbewussten Damen mit dem ausgeprägten Talent des Multitaskings auch ein bemerkenswertes Eigenleben.
bsa
"Wo die klugen Frauen wohnten. Auf den Spuren berühmter Frauen in Deutschland" von Christiane Kruse. Edition Braus, Berlin 2017. 128 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Broschiert, 14, 95 Euro.
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"Reise-Literatur im besonderen Sinne also, geeignet fürs Sofa oder fürs Auto: ein Bändchen, bei dem es sich lohnt, genau hinzuschauen." Unbekanntes Medium 20171201