Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können (Jaures)
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den Addie antritt, um den Kampf gegen den Krebs, an dem ihr Ersatzvater Charlie erkrankt ist, nicht zu verlieren. Sie legt ihre ganze Hoffnung in die Suche nach Verwandten, die als
Spender:in in Frage kommen könnten. Je mehr sie sucht, desto mehr taucht sie in die familiäre…mehrDie größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können (Jaures)
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den Addie antritt, um den Kampf gegen den Krebs, an dem ihr Ersatzvater Charlie erkrankt ist, nicht zu verlieren. Sie legt ihre ganze Hoffnung in die Suche nach Verwandten, die als Spender:in in Frage kommen könnten. Je mehr sie sucht, desto mehr taucht sie in die familiäre Vergangenheit ein, die ein großes Geheimnis verbirgt...
Melanie Dobson schreibt eindringlich und sehr aufwühlend von den Ereignissen während des Zweiten Weltkrieges. Die Schrecken des Holocaust sind allgegenwärtig und trotzdem gibt es Menschen, die sich von den falschen Idealen nicht leiten lassen, sondern an ihrem Glauben zu Gott festhalten und Gutes tun. Grace hat es sich zur Aufgabe gemacht, jüdische Kinder vor dem sicheren Tod zu retten und bringt sich auf nicht ungefährlichen Wegen über die französische Grenze.
Der Sprung in die Gegenwart zeigt einen ebenfalls unermüdlichen Einsatz - nämlich den von Addie, die alles dafür tut, um ihren geliebten Ersatzvater Charlie zu retten. Auch wenn Charlie sich über seine Vergangenheit beharrlich ausschweigt, kann er nicht verhindern, dass Addie weiter in Geheimnissen von einst wühlt, nur um in Erfahrung zu bringen, wie ein/e geeigenete/r Spender/in gefunden werden kann.
Beide Frauenfiguren eint, dass sie ihr Leben dem christlichen Glauben gewidmet haben und so Halt und Zuversicht in ihrer Zwiesprache mit Gott finden. Gerade bei Grace wird deutlich, wie viel Hoffnung sie aus dem Glauben schöpfen kann, während um sie herum die Welt in Stücke zerbricht. Dobson zeigt mit einer ungeahnten Eindringlichkeit, mit welcher Wucht der Krieg seine Wunden hinterlässt und dass diese Narben die Betroffenen ein Leben lang begleiten.
Addie ist eine starke Frau, deren Innerstes mit Dankbarkeit gefüllt ist und von dieser Dankbarkeit möchte sie ein Stück zurückgeben. Ihre unermüdliche Suche zeigt nicht nur, wie stark ihre Bindung zu ihrem Ziehavater ist, sondern auch, dass sie breit ist, steinige Wege zu gehen, um ihm zu helfen. Eine unglaublich innige Beziehung, die zwischen Addie und Charlie besteht und deren Band die Leser:innen deutlich spüren können.
Die beiden Zeitränge sind, jeder für sich betrachtet, sehr gut ausgearbeitet und mitreißend erzählt und doch ergeben sie nur zusammengenommen eine berührende und emotionale Geschichte, die von Glauben, Hoffnung und Vergebung erzählt. Mir persönlich gefällt der Blick in die Vergangenheit etwas besser, da ich mich mehr zu Grace, statt zu Addie, hingezogen fühle. Ich habe daher ihre Geschichte mit ein wenig mehr Interesse verfolgt, denn sie besitzt für ich mehr Tiefe.
Zusammengefasst ergibt sich hier ein sehr abwechslungsreiche Geschichte, die die Schmerzen der inneren Heilung fühlbar machen und zeigen, wie Menschen über sich hinauswachsen können, nur um anderen Hoffnung zu schenken und ihnen ein Weg zurück ins Licht zeigen.