Es geht um den jungen West, der nach einem schlimmen Unfall im Krankenhaus zu sich kommt. Er ist erst völlig verwirrt und weiß nicht, was los ist - warum ist er am Bett festgeschnallt? Warum tut sein Hals so weh, und warum kann er nicht sprechen? Immer wieder verliert er das Bewusstsein, und jedes
Gefühl für Zeit geht ihm verloren. Wenn er Besuch bekommt, kann er nur hilflos daliegen und zuhören -…mehrEs geht um den jungen West, der nach einem schlimmen Unfall im Krankenhaus zu sich kommt. Er ist erst völlig verwirrt und weiß nicht, was los ist - warum ist er am Bett festgeschnallt? Warum tut sein Hals so weh, und warum kann er nicht sprechen? Immer wieder verliert er das Bewusstsein, und jedes Gefühl für Zeit geht ihm verloren. Wenn er Besuch bekommt, kann er nur hilflos daliegen und zuhören - seine Besucher sprechen beinahe mehr mit sich selbst... Und dann taucht Olivia auf, das Mädchen aus dem Zimmer nebenan, und sie sagt ihm ganz unverblümt: "Du hast einen Beatmungsschlauch im Hals. (...) Und übrigens bist du gelähmt, falls dir das noch keiner gesagt hat."
Und damit beginnt eine Freundschaft zwischen Olivia und West, die schnell sehr innig wird, obwohl sich West (zuerst) nur verständigen kann, indem er einmal für ja und zweimal für nein blinzelt.
Ich fand diese Grundidee sehr originell und faszinierend. Dabei war es für die Autorin sicher eine Herausforderung, diese Idee zu einem spannenden, packenden Buch umzusetzen! Denn zum einen ist der Schauplatz sehr begrenzt: ein Großteil des Buches spielt in Wests Krankenzimmer. Und dann gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Charakteren, die wirklich eine Rolle spielen: West, seine Freundin Allie, sein bester Kumpel Mike, seine Mutter, Olivia, die nette Schwester Norris und die fiese Schwester ohne Namen... Aber Cylin Busby erschafft mit diesen begrenzten "Zutaten" eine Geschichte, die berührend ist und einen nicht mehr loslässt.
West ist ein sympathischer junger Mann - ein ganz normaler Teenager. Aber seine Gedanken entwickeln in seiner Zeit im Krankenhaus immer mehr Tiefe... Denn er hat ja außer Nachdenken nichts zu tun, und so lernt er sich nach und nach wirklich selber kennen und begreift, was für ihn im Leben wichtig ist.
Allie und Mike bleiben dabei eher am Rand des Geschehens. Allie besucht West nur selten und kann nur schlecht mit der Situation umgehen, aber so richtig lernt man sie als Leser gar nicht kennen. Mike tut sein Bestes: er bringt Musik für West mit und redet mit ihm, und man merkt deutlich, wie wichtig West für ihn ist.
Wests Mutter tut ebenfalls ihr Bestes, aber ihre Besuche werden immer kürzer, denn sie hat einfach keine Kraft mehr. Und Wests Vater kann es nicht ertragen, seinen Sohn so zu sehen. Die beiden streiten sich darüber, ob West eine riskante Operation bekommen soll: sie könnte wahnsinnige Fortschritte für ihn bedeuten, aber auch tödlich enden...
Olivia ist neben West der zentrale Charakter. Sie sagt immer klar heraus, was sie denkt, und das wirkt manchmal doch etwas gemein und gedankenlos... Aber im Laufe des Buches habe ich ihre Ehrlichkeit schätzen gelernt, und so nach und nach lernt man als Leser auch ihre verletzliche Seite kennen.
Allerdings sagt sie manchmal auch Dinge, die ich sehr egoistisch von ihr fand. Aber dazu möchte ich hier noch nicht zu viel sagen, denn das würde einiges verraten!
Apropros verraten: es gibt gegen Ende eine Enthüllung, die ich kommen sehen habe. Zuerst war ich darüber etwas enttäuscht und habe mir gedacht: hätte die Autorin das nicht besser verstecken können? Aber dann habe ich mich gefragt, ob es wirklich so schlimm ist, diese Sache schon viel früher als West zu begreifen, und die Antwort ist nein. Denn der Reiz der Geschichte lag für mich vor allem im Psychologischen: darin, wie West mit dieser extremen Situation umgeht, und wie die Menschen um ihn herum reagieren.
Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich erst skeptisch: wie kann sich ein Mädchen zu einem Jungen hingezogen fühlen, der nicht mal mit ihr reden kann? Aber es macht Sinn, man kann es nachvollziehen und glauben, und dabei driftet es nicht in zuckersüßen Kitsch ab.
Zusammenfassung:
Ein nachdenkliches Jugendbuch der leisen Töne. Der junge West findet nach einem traumatischen Erlebnis nach und nach zurück ins Leben - und dabei eine unerwartete Liebe, die kein bisschen kitschig ist.