Dieser erste Roman des großen italienischen Autors gehört zu den kulturellen Glanzleistungen der unmittelbaren Nachkriegszeit in Italien. Er machte Italo Calvino nicht nur auf Anhieb berühmt, sondern hat auch bis heute nichts von seiner Frische und Unmittelbarkeit verloren. Krieg und die Partisanenwirklichkeit werden aus der Perspektive eines Jungen erzählt, der irgendwo in Ligurien den Krieg wie ein düsteres Märchen erlebt und von der Welt der Erwachsenen magisch angezogen wird. Aber er ist ein Außenseiter. Weil niemand ihn ernst nimmt, versucht er, durch eine Mutprobe auf sich aufmerksam zu machen, und klaut die Pistole eines deutschen Soldaten.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.08.2013NEUE TASCHENBÜCHER
Eichhörnchen
der Feder
Zu den Merkwürdigkeiten deutscher Italomanien auf dem Buchmarkt gehört, dass die Werke eines der bedeutendsten italienischen Schriftsteller der Gegenwart – allzu früh verstorben, liest er sich doch noch viel zu frisch, um als „Klassiker“ zu gelten – aus den Läden lange wie verschwunden waren. Seit Kurzem gibt es ist fast alles, was von Italo Calvino (1923-1985) ins Deutsche übersetzt worden ist, wieder als Taschenbuch. Darunter das großartige Romandebüt, mit dem der junge Autor nach den Worten von Cesare Pavese „auf die Bäume“ geklettert war, um als „Eichhörnchen der Feder“ die Welt und die Geschicke der Mitmenschen aus durchweg entzückender mittlerer Distanz zu beobachten. Geschildert werden Krieg und Bürgerkrieg aus dem alles verzaubernden Blick eines verträumten Knaben und Küstenbewohners namens Pin. Diesen Nachfahren des Simplicissimus, Namensvetter von Charles Dickens’ Pim und Vorläufer Holden Caulfields hat es unter die im bewaldeten Hinterland Liguriens kämpfenden Partisanen verschlagen. Was er zwischen Meeresufer und Gebirge erlebt, das ist so hinreißend wie verstörend zu lesen.
VOLKER BREIDECKER
Italo Calvino: Wo Spinnen ihre Nester bauen. Roman. Aus dem Italienischen von Thomas Kolberger. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2013, 199 S., 8,99 Euro.
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Eichhörnchen
der Feder
Zu den Merkwürdigkeiten deutscher Italomanien auf dem Buchmarkt gehört, dass die Werke eines der bedeutendsten italienischen Schriftsteller der Gegenwart – allzu früh verstorben, liest er sich doch noch viel zu frisch, um als „Klassiker“ zu gelten – aus den Läden lange wie verschwunden waren. Seit Kurzem gibt es ist fast alles, was von Italo Calvino (1923-1985) ins Deutsche übersetzt worden ist, wieder als Taschenbuch. Darunter das großartige Romandebüt, mit dem der junge Autor nach den Worten von Cesare Pavese „auf die Bäume“ geklettert war, um als „Eichhörnchen der Feder“ die Welt und die Geschicke der Mitmenschen aus durchweg entzückender mittlerer Distanz zu beobachten. Geschildert werden Krieg und Bürgerkrieg aus dem alles verzaubernden Blick eines verträumten Knaben und Küstenbewohners namens Pin. Diesen Nachfahren des Simplicissimus, Namensvetter von Charles Dickens’ Pim und Vorläufer Holden Caulfields hat es unter die im bewaldeten Hinterland Liguriens kämpfenden Partisanen verschlagen. Was er zwischen Meeresufer und Gebirge erlebt, das ist so hinreißend wie verstörend zu lesen.
VOLKER BREIDECKER
Italo Calvino: Wo Spinnen ihre Nester bauen. Roman. Aus dem Italienischen von Thomas Kolberger. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2013, 199 S., 8,99 Euro.
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