Während die radikale Demokratietheorie bisher keinen Begriff vom modernen Recht hat, vermag sich die klassische Rechtstheorie keinen Begriff von »dem Politischen« zu machen, welches unter anderem Autoren wie Jean-Luc Nancy und Jacques Rancière umgetrieben hat. Das vorliegende Buch ist eine Einladung an beide Disziplinen, ein solches Defizit sowohl zu beschreiben als auch zu beheben. Leo Merlin Eicheles Untersuchung führt zu diesem Zwecke die radikale Demokratietheorie über den französischen Dekonstruktivismus bis auf frühe Leitmotive in der deutschen Romantik zurück. Dadurch wird ein Assoziationszusammenhang freigelegt, in dem stets ein schöpferisches Potenzial der literarischen Einbildung gegen eine mechanische Form des Rechts ausgespielt wird, die als reines Mittel lediglich den Willen »der Politik« konserviert. Unter Annahme einer Identität von Schrift und Wort gerät das Recht so unter Verdacht, die demokratische Frage gewaltsam zu unterdrücken. Dem wird eine Reflexion des Rechts gegenübergestellt, die seit der Moderne mit der hermeneutischen Zumutung konfrontiert ist, wonach man das Gesetz immer wieder aufs Neue lesen muss, um Recht sprechen zu können. Die Metamorphose des politischen Körpers des Königs zur textförmigen Gestalt der Verfassung hat dabei eine Unruhe im Herzen des liberalen Rechtsstaates zur Folge, um dessen angemessene Beschreibung die klassische Rechtstheorie aus Angst vor Entdifferenzierung und Delegitimierung aber noch immer verlegen scheint. Die radikale Demokratietheorie des Rechts formuliert vor diesem Hintergrund ein Angebot, das Recht gerade deshalb als politisch zu betrachten, weil es keine Politik ist.
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