Die Einbildungen, wie Luc Bondy seine Erzählungen und Geschichten nennt, nehmen ihren Ausgang alle bei einem fiktiven Ich, das sich in Erinnerungen und Visionen zu zeigen sucht, um sich selbst, wenn nicht zu finden, so doch zu umkreisen. Ausgestattet mit vielerlei Talenten, ist der junge Mann unentschieden, wohin die berufliche Reise mit ihm gehen soll und was das Leben ihm bereithalten könnte. Die Entwicklung zum Künstler, der seine Kunst in sich selbst findet und ausbildet, sie durch Lektüre nährt und mit sich herumträgt, zieht sich wie ein roter Faden durch den Erzählungsband. Das ergibt ein Portrait of the Artist as a Young Man in anderer Gestalt, und Bondy erzählt mit subtiler Grazie, mit heiterer Leichtigkeit von den Wegen dieses Ich in die aberwitzigsten Lebensabenteuer. Auf wunderbare Weise stellt sich in diesen Geschichten Poesie ein, sie verdichten sich mitunter zu nachdenklichen, immer jedoch wie schwerelos vorgetragenen Prosa-Pretiosen. So kann nur ein Liebender erzählen, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt und seinem Gegenüber stets die Würde beläßt. Lue Bondy tritt auf, ganz ohne Attitüde, ein Prosa-Künstler, der als Autor mit Bescheidenheit in seinen Erzählungen mitschwingt, bis in den Tonfall, in die Syntax seiner Sprache. Daß seine Sprache eine eigene, besondere Färbung hat, ist unverkennbar und macht nicht zuletzt den Charme seiner Kunst aus. Tatsächlich: Ein Dichter tritt auf.