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Zwischen Dokumentation und Inszenierung Wie die Wochenschau Identitäten konstruierte und vermittelte
Die Ende 1949 gegründeten Wochenschauen der Adenauerzeit galten als "Stimme des Wirtschaftswunders". Uta Schwarz untersucht die Wochenschauen der 50er Jahre erstmals anhand der sozialhistorischen Kategorie Geschlecht.
Die Wochenschau fungierte als Medium der Vermittlung von Politik an die Bevölkerung. Als ein filmpublizistisches Instrument des Bundes war es ihre Aufgabe, ein positives Bild von der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der jungen Bundesrepublik nach
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Produktbeschreibung
Zwischen Dokumentation und Inszenierung
Wie die Wochenschau Identitäten konstruierte und vermittelte

Die Ende 1949 gegründeten Wochenschauen der Adenauerzeit galten als "Stimme des Wirtschaftswunders". Uta Schwarz untersucht die Wochenschauen der 50er Jahre erstmals anhand der sozialhistorischen Kategorie Geschlecht.

Die Wochenschau fungierte als Medium der Vermittlung von Politik an die Bevölkerung. Als ein filmpublizistisches Instrument des Bundes war es ihre Aufgabe, ein positives Bild von der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der jungen Bundesrepublik nach innen und außen zu präsentieren. Dadurch sollte sie zur Legitimation des neuen Staates beitragen und der Gesellschaft Angebote zur Selbstwahrnehmung unterbreiten. Die Wochenschauen inszenierten eine neue westdeutsche Identität nach Hitler und versuchten auch, neue soziale Identitäten zu formen. Allerdings wurde der offene Eindruck von staatlicher Beeinflussung sorgsam vermieden, um die dokumentarisch begründete Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden und ein naives Filmverständnis aufrecht zu erhalten.

Uta Schwarz entwickelt in ihrer historischen Medienanalyse einen kulturgeschichtlichen, an der Kategorie Gender orientierten Ansatz zur Analyse der Wochenschauen. Sie untersucht, wie diese als Instrument zur Propagierung der erwünschten Geschlechtervorstellungen im Sinne des traditionellen Familienmodells dienten. Die Studie zeigt, dass beim Aufbau des bundesrepublikanischen Selbstbildes den alten Geschlechterhierarchien unter neuen Bedingungen wieder Geltung verschafft wurde. Die Geschlechterbilder wurden also den sozialen Veränderungen beim Eintritt in die Konsumgesellschaft entsprechend angepasst.

Wie warben die Wochenschauen für die Rückkehr zur traditionellen geschlechtlichen Arbeitsteilung und welche Leitbilder offerierten sie? Mit welchen Darstellungen und Diskursen verwiesen sie die Frauen zurück auf Familie,
Ehe und Mutterschaft und wie definierten sie Männer als erwerbstätige Alleinverdiener, Familienernährer und -oberhäupter? Bei der Beantwortung dieser Fragen vermittelt die Autorin vielfältige Einblicke in die Verfahren, mit denen die Wochenschau soziale Wandlungsprozesse der frühen Republik moderierte.
Autorenporträt
Uta Schwarz, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin.