Die bemerkenswerte Autorin Birgit Müller Wieland schreibt wunderschöne Erzählungen und Novellen. Ein Wechselbad der Gefühle erwartet den Leser. Erlebnisse werden kurz und knapp dargestellt, Emotionen direkt oder subtil in kurzen Sätzen angedeutet, Stimmungen und Reaktionen mit interessanten
Wortschöpfungen unterstrichen, sodass der Leser oft denkt „ dasdarfnichtsein“. „ Der Besuch“ deckt durch…mehrDie bemerkenswerte Autorin Birgit Müller Wieland schreibt wunderschöne Erzählungen und Novellen. Ein Wechselbad der Gefühle erwartet den Leser. Erlebnisse werden kurz und knapp dargestellt, Emotionen direkt oder subtil in kurzen Sätzen angedeutet, Stimmungen und Reaktionen mit interessanten Wortschöpfungen unterstrichen, sodass der Leser oft denkt „ dasdarfnichtsein“. „ Der Besuch“ deckt durch sein Geschenk, das Doppelbödige der Mutter-Tochter Beziehung auf. Mein Interesse war geweckt und hellwach las ich die Erzählungen mit steigendem Interesse.
Immer wieder war ich überrascht, die beklemmenden Erfahrungen von Liebe und Verrat in Familienbeziehungen aufleuchten zu sehen. Ich spürte „Blick“ des Gendarmen und wartete mit der Ehefrau verzweifelt auf die Ankunft ihrer Schwester Mia.
Großmütter wollen nicht an ihren Alltag erinnert werden und bitten: „Erzähl mir was Schönes“. Liebevoll um hegt die Enkelin ihre Großmutter und erinnert sich an das Leben.
In der Erzählung „Hand aufs Herz“ berichtet die Tochter wie unterschiedlich ihre Familie mit dem Verschwinden des Vaters umging und welche sozialen und familiären Erwartungen unsere Reaktionen beeinflussen. Die Autorin schreibt mit Sympathie für die Protagonisten, die Leserin übernimmt die Interpretation.
Wie gestalten wir selbstbestimmte Nähe fragen sich Marie und Paul, als die fremdbestimmt Nähe des eisernen Vorhangs wegfällt. Die beeindruckende Ost West Beziehung getragen von großer emotionaler, zeitlicher und örtlicher Distanz zeigt, wie schwierig ein gemeinsames Leben oder Ziel sein kann.
Die Titelgeschichte „ Wohin auch immer“ war am beeindrucktesten. Dort verteidigt eine Frau ihren Rückzug aus der Welt und der Paarbeziehung. Sie braucht diese Distanz um zu Überleben, um zu ihrem Partner zurückzukehren, für den Aufbruch ins neue Leben. Subtil, unaufdringlich, nachhaltig wirksam konnte ich als Leserin die Protagonisten verstehen, ihren Schmerz und ihren Verlust sowie ihren Rückzug nachempfinden, umso mehr konnte ich mich mit ihnen auf den Weg in die Zukunft machen und hoffen das die Erinnerung an Verlust und Verrat immer weniger weh tut.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das ich mit Spannung gelesen habe. Die Autorin schildert anscheinend ganz normale Situationen, intensive Augenblicke an denen sich das Lebensgefüge ändert oder in Frage gestellt wird und eine Neuorientierung angedeutete wird.