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Produktdetails
  • Verlag: Landpresse
  • Seitenzahl: 135
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 242g
  • ISBN-13: 9783930137640
  • Artikelnr.: 27784847
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2001

Nonnenbach mit Todesfolge
Heinz Küpper macht sich um die rheinische Literatur verdient

In einem unentscheidbaren Gerichtsfall offenbart Gott die Wahrheit durch ein Zeichen. Diesen mittelalterlichen Brauch des "Gottesurteils" kennen wir aus Kleists Novelle "Der Zweikampf". Durch den erschlichenen Beischlaf mit dem Grafen Jakob der Rotbart bringt die Kammerzofe Rosalie ihre Herrin Littegarde von Auerstein in Verdacht und sichert dem Mordanstifter Jakob ein Alibi. Kämmerer Friedrich von Trota verbürgt sich für die Unschuld Littegardes, unterliegt aber im Zweikampf mit Jakob. Doch das scheinbare Gottesurteil wird korrigiert, als sich der Körper Jakobs in Eiter und Fäulnis auflöst. Der Kaiser verhilft dem durch unbedingtes Vertrauen verbundenen Paar zum Glück und setzt für die Zukunft der Praxis des "Gottesurteils" Grenzen. Nicht ruhen ließ das Motiv den Erzähler Heinz Küpper. Er modernisiert es in dem Roman "Zweikampf mit Rotwild", einem der drei ausgewählten Werke, die zu seinem siebzigsten Geburtstag in einer Kassette erschienen sind.

In einem rheinpfälzischen Ort namens Nonnenbach, einer Mischung aus Schilda oder Krähwinkel und dem Bonn Wolfgang Koeppens und Heinrich Bölls, sorgt eine ehemalige Linksextremistin für politischen und kriminalistischen Wirbel. Sie verschafft sich selbst unter der Maske ihrer Freundin, einer Lehrerin, Bettfreuden mit einem Bundestagsabgeordneten und diesem Politiker ein Alibi in einem nächtlichen Verkehrsunfall mit Todesfolge.

In die Zentrale des "lachenden Christentums auf der Rheinschiene", nämlich nach Köln, führt der Roman "Seelenämter". Diesmal ist der Hobbydetektiv persönlich motiviert, denn er fahndet nach dem Mörder seiner Haushälterin. Aber der Kriminalfall taucht streckenweise ganz unter in den Wellen, die hier der kölnische Lebensoptimismus schlägt. Der Erzähler überläßt nun ganz dem Humor das Szepter. Sein Held Jakob zählt zu den Geistlichen, die fünf gerade sein lassen können wie der Kölner Kardinal Frings, der in hochwinterlicher Nachkriegszeit ein Herz für die Kohlendiebe hatte.

Man nennt Jakob bald den "Alkoholikerpfarrer", denn er widmet sich den "Abstinenten Alkoholikern", einer Selbsthilfegruppe. Bei Fahrten der Clique Jakobs zum Kloster Maria Laach oder nach Berlin, wo unter Schikanen der Kontrollorgane eine Erbschaft von fünfzigtausend Mark über die Mauergrenze geschmuggelt wird, bewährt sich kölnische Pfiffigkeit. Wer etwas auf sich hält, bemüht sich um "sauberes Oxfordkölsch". Doch die Kölner Lokalatmosphäre wirft Blasen, der Roman droht aus den Nähten zu platzen. So verdient das Buch "Seelenämter" wohl einen rheinischen Literaturpreis, nicht aber das Prädikat "episches Meisterwerk".

WALTER HICK

Heinz Küpper: "Jakob Romane". Jubiläumsausgabe in drei Bänden. ("Wohin mit dem Kopf" / "Seelenämter"/ "Zweikampf mit Rotwild"). Landpresse Verlag, Weilerswist 2000. 334 S., 135 S., 567 S., 3 Bde., Kassette, geb., zus. 100,- Mark.

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