Produktdetails
- Verlag: Econ
- Lim. Jubil.-Ausg.
- Seitenzahl: 387
- Abmessung: 220mm
- Gewicht: 568g
- ISBN-13: 9783430125376
- ISBN-10: 3430125375
- Artikelnr.: 24401270
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2009Freiheit ist unteilbar
Der Mut eines Ludwig Erhard fehlt in der heutigen Politik
Ludwig Erhard ist ein Säulenheiliger der bundesdeutschen Politik. Man beruft sich auf den "Vater des Wirtschaftswunders" in Sonntagsreden, in der Praxis aber pfeift man oft auf seine Prinzipien. Was würde Erhard zu der aktuellen Orgie aus staatlichen Eingriffen und Subventionen sagen? Hätte ihn die Rezession so sehr erschreckt, dass er zu den Interventionisten übergelaufen wäre?
Die Not war 1948 unendlich viel größer, als Erhard Direktor der Wirtschaftsverwaltung der amerikanisch-britischen Bizone wurde. Und trotzdem wagte er - alle Warnungen in den Wind schlagend - zeitgleich mit der Währungsreform einen radikalen Schritt: die Freigabe der Preise und ein Ende der staatlichen Zuteilung und Lenkung von Ressourcen. Die Opposition schimpfte, er wolle "einen todkranken Mann ins kalte Wasser" stoßen. Doch siehe da, die zuvor von bürokratischen Fesseln und Kontrollen niedergehaltene Wirtschaft begann einen erstaunlichen Aufschwung.
Wenn man aus Ludwig Erhards Buch "Wohlstand für alle" etwas lernen kann, dann vor allem, mit welcher Beharrlichkeit und welchem Mut sich der fränkische Politikneuling gegen alle Widerstände durchsetzte und seinen Weg marktwirtschaftlicher Reformen ging. Das Buch, 1957 erstmals publiziert, ist nun in einer günstigen Neuauflage erhältlich. Über viele Seiten schildert Erhard die politischen Kämpfe und die wirtschaftliche Entwicklung des Jahrzehnts nach der Währungsreform. Manches davon ist nur noch von historischem Interesse.
Für die heutigen Debatten bleiben aber Erhards ordnungspolitische Grundsätze wichtig, die er in zentralen Kapiteln darlegt: An oberster Stelle steht eine stabile Währung, sagte Erhard immer wieder (also hätte er vor der exzessiven Geldmengenausweitung gewarnt, die in Fehlspekulation und Finanzkrise geführt hat). Es sei Aufgabe des Staates, einen Rahmen für den Wettbewerb zu setzen, nicht aber einzelne Unternehmen oder Branchen zu begünstigen (so viel zur Frage, was Erhard zu Opel oder zur Abwrackprämie gesagt hätte). Den Strukturwandel solle man nicht mit Subventionen zu verhindern versuchen.
"Soziale Marktwirtschaft" bedeutete für ihn, produktiven Leistungswettbewerb zu ermöglichen, nicht übermäßig umzuverteilen. Erhard warnte vor der Illusion, ein Sozialstaat könne sämtliche Lebensrisiken abnehmen. Er stemmte sich gegen die Tendenz, immer breitere Kreise der Bevölkerung, die zu Eigenvorsorge fähig sind, in staatliche Zwangssysteme ("Bürgerversicherung") zu ziehen. Erhards Credo lautete, dass Freiheit unteilbar sei. Eine freiheitliche Wirtschaftsordnung müsse auch im sozialen Leben so viel wie möglich auf private Initiative setzen.
PHILIP PLICKERT
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Mut eines Ludwig Erhard fehlt in der heutigen Politik
Ludwig Erhard ist ein Säulenheiliger der bundesdeutschen Politik. Man beruft sich auf den "Vater des Wirtschaftswunders" in Sonntagsreden, in der Praxis aber pfeift man oft auf seine Prinzipien. Was würde Erhard zu der aktuellen Orgie aus staatlichen Eingriffen und Subventionen sagen? Hätte ihn die Rezession so sehr erschreckt, dass er zu den Interventionisten übergelaufen wäre?
Die Not war 1948 unendlich viel größer, als Erhard Direktor der Wirtschaftsverwaltung der amerikanisch-britischen Bizone wurde. Und trotzdem wagte er - alle Warnungen in den Wind schlagend - zeitgleich mit der Währungsreform einen radikalen Schritt: die Freigabe der Preise und ein Ende der staatlichen Zuteilung und Lenkung von Ressourcen. Die Opposition schimpfte, er wolle "einen todkranken Mann ins kalte Wasser" stoßen. Doch siehe da, die zuvor von bürokratischen Fesseln und Kontrollen niedergehaltene Wirtschaft begann einen erstaunlichen Aufschwung.
Wenn man aus Ludwig Erhards Buch "Wohlstand für alle" etwas lernen kann, dann vor allem, mit welcher Beharrlichkeit und welchem Mut sich der fränkische Politikneuling gegen alle Widerstände durchsetzte und seinen Weg marktwirtschaftlicher Reformen ging. Das Buch, 1957 erstmals publiziert, ist nun in einer günstigen Neuauflage erhältlich. Über viele Seiten schildert Erhard die politischen Kämpfe und die wirtschaftliche Entwicklung des Jahrzehnts nach der Währungsreform. Manches davon ist nur noch von historischem Interesse.
Für die heutigen Debatten bleiben aber Erhards ordnungspolitische Grundsätze wichtig, die er in zentralen Kapiteln darlegt: An oberster Stelle steht eine stabile Währung, sagte Erhard immer wieder (also hätte er vor der exzessiven Geldmengenausweitung gewarnt, die in Fehlspekulation und Finanzkrise geführt hat). Es sei Aufgabe des Staates, einen Rahmen für den Wettbewerb zu setzen, nicht aber einzelne Unternehmen oder Branchen zu begünstigen (so viel zur Frage, was Erhard zu Opel oder zur Abwrackprämie gesagt hätte). Den Strukturwandel solle man nicht mit Subventionen zu verhindern versuchen.
"Soziale Marktwirtschaft" bedeutete für ihn, produktiven Leistungswettbewerb zu ermöglichen, nicht übermäßig umzuverteilen. Erhard warnte vor der Illusion, ein Sozialstaat könne sämtliche Lebensrisiken abnehmen. Er stemmte sich gegen die Tendenz, immer breitere Kreise der Bevölkerung, die zu Eigenvorsorge fähig sind, in staatliche Zwangssysteme ("Bürgerversicherung") zu ziehen. Erhards Credo lautete, dass Freiheit unteilbar sei. Eine freiheitliche Wirtschaftsordnung müsse auch im sozialen Leben so viel wie möglich auf private Initiative setzen.
PHILIP PLICKERT
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