Produktdetails
- Verlag: nymphenburger
- Artikelnr. des Verlages: 30900
- Seitenzahl: 192
- Deutsch
- Abmessung: 210mm x 134mm x 23mm
- Gewicht: 330g
- ISBN-13: 9783485009003
- ISBN-10: 3485009008
- Artikelnr.: 10318456
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2002Ein Jenseits im Nahbereich
Zum Glück sind Geister ewig: Luisa Francia trotzt den Entzauberern
Wodurch kam Hochkultur so richtig hoch? Kaum hatten aufkeimende religiöse Systeme, um zu wachsen, sich an den hellsten Köpfen ihrer Epoche hochgeschaukelt (Hieronymus, Thomas von Aquin, Luther), wurden ebenso helle Köpfe wach als Ketzer und Wertezertrümmerer (Cartesius, Kant, Nietzsche) und schaukelten sich rauf an der Widerlegung all der hochgezogenen Theoreme und Termini, bis Religion bloß noch von Normalos (Papst, Bischöfe, Küng) und deren Verehrern weitergewalzt wurde.
Buddha beseitigte beides in einem Aufwasch: Götter wie Dämonen, alles eine Bagage. Bischof Irenäus von Lyon sägte gnostische Hirngespinste ab; Diogenes von Apollonia sprach den Pflanzen das Denken ab; Wang Tschung (27 bis 97 nach Christus) nannte die Lehren von Yin, Yang und Dao "leeres Geschwätz". Doch jederzeit wuchs das spirituelle Unkraut sofort wieder nach, problemlos, so rationalistisch es auch immer wieder eins drauf bekam: Kaum wurde Erzgeisterseher Emanuel Swedenborg in enge Grenzen verwiesen von Alleszermalmer Immanuel Kant, um alsbald, reinkarniert in Dr. Rudolf Steiner, einen neuen Anlauf zu starten, reinkarnierte Kant in Adorno, um erneut allem visionären Wildwuchs extrem unspendable "Thesen gegen den Okkultismus" entgegenzuwuchten - ein ewiges Gezerre und Possenspiel, das zum Glück nicht aufhört. Sondern sich verlängert.
Diesmal in der bayerischen Geisterseherin oder besser: Geisterfühlerin Luisa Francia. Die die Frage aller Stehaufweiblein und Stehaufmännchen "Gibt es Geister und Geistinnen?" angenehm tückisch beantwortet, nämlich mit Buddha: Die desolat geisterlose Realität der Realisten sei doch ebenfalls nur Blendwerk. Wodurch Mensch und Geist optimal auf einer Ebene landen, alles eine Bagage. Übrigens auf einer Seins-Ebene. Unangekränkelt von Allan Kardecs "Le Livre des Esprits", 1857, Arthur Schopenhauers "Versuch über das Geistersehen", Kants Subjekt-Objekt-Relation oder C. G. Jungs Begriff "psychischer Realitäten", dafür aber nicht diesseits jeder Geisterwelt.
Neben Kants Hirngespenster- und "Focus imaginarius"-Theorie sieht jede, die heute, unbeleckt wie am ersten Tag, den Finger zu abgehakten Themata hebt, unvermeidlich flachschürferisch bis esprit-los aus, um nicht zu sagen: von irgendwelchen Geistern verlassen, schier geistesschwach. Andererseits sehen neben einer quirlig schillernden, kreativen, viel rumgekommenen, sensitiven Neo-Hexe wie Luisa Francia die landesüblichen Normalos, Ungeister, Wirtschaftsprüfer, Skeptiker und Agnostiker arg monophon, unbegeisterbar und blaß aus, um nicht zu sagen: lemurenbleich.
Geistigkeit und Geisterglaube hören bis dato nicht auf, sich feindlich auszuschließen. Jeder Geistesstufe ihr Offenbarungs-Modul: Hegel machte es nicht unter dem Weltgeist. Shri Aurobindo kam erst mit der Seins-Ebene des Supramentalen auf seine Kosten. Luisa Francia, statt wahnwitzig wie Swedenborg und Steiner in coelestischen Arkana zu versinken, in unsagbar überbelichteten, wenn auch menschenförmigen Engels-Universen, nippt bloß sympathetisch bis touristisch mit auf die Stirn geschobener Sonnenbrille und blütenweißer Sommerhose am Ensemble ihrer putzig hausbackenen Entitäten, alles im Nahbereich. Geistesgeschichtlich gleich weit entfernt vom Sanctus spiritus abgehalfterter Geistlichkeit wie von Schloßgespenst und von Geisterjäger John Sinclair gejagtem Trivial-Vampir, läßt sie sich am ehesten lokalisieren bei paracelsisch-anthroposophischen Elementargeistern, nicht gänzlich kontaktscheuen Hauskobolden, die man wie Meerschweinchen und andere Tamagotchis auf Augenhöhe halten und mit Opfergaben, Teelichtern und Katzenfutter versöhnen kann.
Was den Vorteil hat, nicht als geisteskrank zu gelten und alle Geister per Neuroleptikum weggenommen zu kriegen. Allenfalls fällt sie braven Mitbürgern, sobald sie an der B 12, einer schlafenden Drachin, Euromünzen opfert, als Spinnerin auf, die Wacholderschnaps ausgießt, um Unfallgeister günstig zu stimmen. Wenn Börsenspekulanten erst Gewinne machen, dann abstürzen, diagnostiziert Luisa eine Geisterrutschbahn. Geld ist eine beliebte Aufenthaltssubstanz für Geistwesen, und Flüche sind ein ideales Reisemittel. Alles a very big family! Immerhin kam sogar der 11. September durch Geistereinfluß zustande.
Während sich geistesgeschichtlich Zentralheizung und Hausgeist zunächst ausschlossen und das Wimmelbild insektoid, omnipräsent, infektiös flutender Sylphen, Dryaden, Gnome, für die Paracelsus kein Mikroskop brauchte, dem Wimmelbild ebenfalls ganz unsichtbarer, trotzdem vorhandener Mikroben und Viren Platz machen mußte, schließen sich bei Luisa Francia High-Tech und Animismus sowenig aus wie im Islam B-Waffen und Allah. Obwohl Gott von anderen Haushaltsmaschinen abgelöst wurde, von Elektrizität, Mammon, Symphonik, Esoterik, Atombombe, gibt es ihn immer noch. Die Wiederkehr der Bisons, Kräuterweiblein, Zauberinnen, aber gern doch, aber immer doch - wo aber bleibt die Wiederkehr so seltener Dinosaurier wie Adorno und Kant? Argumente wie Hirnchemie, die ein neuer kantförmiger Geisteraustreiber auftischen würde, entschärft sie gern vornweg.
Als Luisa Francia auf einer Buchmesse aus einem Zehn-Mark-Schein ein Ritualfeuerchen machte, ging ein Entrüstungsaufschrei durchs Publikum, was nicht fürs Publikum spricht - wann würde ein wiederkehrender Adorno oder Kant je fünf Euro anzünden?! Was also würde die Wiederkehr hochmütiger Aufklärer nützen, wenn ihnen, neben der visionären Saite, auch noch Humor fehlte und der dunkle Drang, sich zutraulich in Geisterhängematten und Teppiche aus Schmusegeistern einzurollen?
Nichts gegen hochtrabende spekulative Reflexionen, aber wie eng und unekstatisch muß eine Psyche gebaut sein, die sich begnügt, immer auf Mitmenschen herabzusehn und alles runterzuargumentieren. Dann lieber Benzin als Blut der Erdgöttin betrachten und ständig pro Türklinke mit jedem Ärmel hängenbleiben. Zumal irgendein Lehnstuhlphilosoph neulich in der Zeitung den doch arg atavistischen Animismus als die humanste und unzerstörbarste aller Religionen feierte. Und zumal von Luisa Francia, der ausgeflippten Mutter einer normalen Tochter, x-mal sympathischer als Starhawk oder Ulla von Bernus, auch x Buchtitel im Frauenoffensive Verlag und in Werner Piepers MedieneXperimenten laufen: bunte Reiseberichte aus Afrika, Tibet, Tanger, Warten auf blaue Wunder, Fiebervisionen, Narrengold, ulkige Einstiegshilfen für Uneingeweihte, Kapiteltitel wie "Blasphemie ist machbar, Frau Nachbar".
Wieso aber wuchsen die Geister, wenn sie mit PC-Viren herumscherzen, technisch voll mit, lassen sich aber weiterhin bevorzugt von neolithischen Schamanen-Rasseln locken? Und wieso findet sich nirgendwo eine Hexe ohne Infektion durch Eso-, Emanzen- und Psycho-Jargon, während umgekehrt die Geister sich von anthropomorpher Sichtweise offenbar nie emanzipieren können/wollen? Können Geister wenigstens, falls Gott tot wäre, irgendwie überleben? Gott ersetzen? Und wenn alle Sympathisantinnen plötzlich nicht nur Privatillusionen päppelten, sondern ein echter Geist erschiene, würden sie da wie ein Papst vor Schreck in die Hose machen, sobald Gott mal tatsächlich zu ihm spräche? Da sind noch Fragen offengeblieben.
ULRICH HOLBEIN
Luisa Francia: "Wohnungen der Geister". Vom praktischen Umgang mit allem, was man nicht gleich versteht. Nymphenburger Verlag, München 2002. 190 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zum Glück sind Geister ewig: Luisa Francia trotzt den Entzauberern
Wodurch kam Hochkultur so richtig hoch? Kaum hatten aufkeimende religiöse Systeme, um zu wachsen, sich an den hellsten Köpfen ihrer Epoche hochgeschaukelt (Hieronymus, Thomas von Aquin, Luther), wurden ebenso helle Köpfe wach als Ketzer und Wertezertrümmerer (Cartesius, Kant, Nietzsche) und schaukelten sich rauf an der Widerlegung all der hochgezogenen Theoreme und Termini, bis Religion bloß noch von Normalos (Papst, Bischöfe, Küng) und deren Verehrern weitergewalzt wurde.
Buddha beseitigte beides in einem Aufwasch: Götter wie Dämonen, alles eine Bagage. Bischof Irenäus von Lyon sägte gnostische Hirngespinste ab; Diogenes von Apollonia sprach den Pflanzen das Denken ab; Wang Tschung (27 bis 97 nach Christus) nannte die Lehren von Yin, Yang und Dao "leeres Geschwätz". Doch jederzeit wuchs das spirituelle Unkraut sofort wieder nach, problemlos, so rationalistisch es auch immer wieder eins drauf bekam: Kaum wurde Erzgeisterseher Emanuel Swedenborg in enge Grenzen verwiesen von Alleszermalmer Immanuel Kant, um alsbald, reinkarniert in Dr. Rudolf Steiner, einen neuen Anlauf zu starten, reinkarnierte Kant in Adorno, um erneut allem visionären Wildwuchs extrem unspendable "Thesen gegen den Okkultismus" entgegenzuwuchten - ein ewiges Gezerre und Possenspiel, das zum Glück nicht aufhört. Sondern sich verlängert.
Diesmal in der bayerischen Geisterseherin oder besser: Geisterfühlerin Luisa Francia. Die die Frage aller Stehaufweiblein und Stehaufmännchen "Gibt es Geister und Geistinnen?" angenehm tückisch beantwortet, nämlich mit Buddha: Die desolat geisterlose Realität der Realisten sei doch ebenfalls nur Blendwerk. Wodurch Mensch und Geist optimal auf einer Ebene landen, alles eine Bagage. Übrigens auf einer Seins-Ebene. Unangekränkelt von Allan Kardecs "Le Livre des Esprits", 1857, Arthur Schopenhauers "Versuch über das Geistersehen", Kants Subjekt-Objekt-Relation oder C. G. Jungs Begriff "psychischer Realitäten", dafür aber nicht diesseits jeder Geisterwelt.
Neben Kants Hirngespenster- und "Focus imaginarius"-Theorie sieht jede, die heute, unbeleckt wie am ersten Tag, den Finger zu abgehakten Themata hebt, unvermeidlich flachschürferisch bis esprit-los aus, um nicht zu sagen: von irgendwelchen Geistern verlassen, schier geistesschwach. Andererseits sehen neben einer quirlig schillernden, kreativen, viel rumgekommenen, sensitiven Neo-Hexe wie Luisa Francia die landesüblichen Normalos, Ungeister, Wirtschaftsprüfer, Skeptiker und Agnostiker arg monophon, unbegeisterbar und blaß aus, um nicht zu sagen: lemurenbleich.
Geistigkeit und Geisterglaube hören bis dato nicht auf, sich feindlich auszuschließen. Jeder Geistesstufe ihr Offenbarungs-Modul: Hegel machte es nicht unter dem Weltgeist. Shri Aurobindo kam erst mit der Seins-Ebene des Supramentalen auf seine Kosten. Luisa Francia, statt wahnwitzig wie Swedenborg und Steiner in coelestischen Arkana zu versinken, in unsagbar überbelichteten, wenn auch menschenförmigen Engels-Universen, nippt bloß sympathetisch bis touristisch mit auf die Stirn geschobener Sonnenbrille und blütenweißer Sommerhose am Ensemble ihrer putzig hausbackenen Entitäten, alles im Nahbereich. Geistesgeschichtlich gleich weit entfernt vom Sanctus spiritus abgehalfterter Geistlichkeit wie von Schloßgespenst und von Geisterjäger John Sinclair gejagtem Trivial-Vampir, läßt sie sich am ehesten lokalisieren bei paracelsisch-anthroposophischen Elementargeistern, nicht gänzlich kontaktscheuen Hauskobolden, die man wie Meerschweinchen und andere Tamagotchis auf Augenhöhe halten und mit Opfergaben, Teelichtern und Katzenfutter versöhnen kann.
Was den Vorteil hat, nicht als geisteskrank zu gelten und alle Geister per Neuroleptikum weggenommen zu kriegen. Allenfalls fällt sie braven Mitbürgern, sobald sie an der B 12, einer schlafenden Drachin, Euromünzen opfert, als Spinnerin auf, die Wacholderschnaps ausgießt, um Unfallgeister günstig zu stimmen. Wenn Börsenspekulanten erst Gewinne machen, dann abstürzen, diagnostiziert Luisa eine Geisterrutschbahn. Geld ist eine beliebte Aufenthaltssubstanz für Geistwesen, und Flüche sind ein ideales Reisemittel. Alles a very big family! Immerhin kam sogar der 11. September durch Geistereinfluß zustande.
Während sich geistesgeschichtlich Zentralheizung und Hausgeist zunächst ausschlossen und das Wimmelbild insektoid, omnipräsent, infektiös flutender Sylphen, Dryaden, Gnome, für die Paracelsus kein Mikroskop brauchte, dem Wimmelbild ebenfalls ganz unsichtbarer, trotzdem vorhandener Mikroben und Viren Platz machen mußte, schließen sich bei Luisa Francia High-Tech und Animismus sowenig aus wie im Islam B-Waffen und Allah. Obwohl Gott von anderen Haushaltsmaschinen abgelöst wurde, von Elektrizität, Mammon, Symphonik, Esoterik, Atombombe, gibt es ihn immer noch. Die Wiederkehr der Bisons, Kräuterweiblein, Zauberinnen, aber gern doch, aber immer doch - wo aber bleibt die Wiederkehr so seltener Dinosaurier wie Adorno und Kant? Argumente wie Hirnchemie, die ein neuer kantförmiger Geisteraustreiber auftischen würde, entschärft sie gern vornweg.
Als Luisa Francia auf einer Buchmesse aus einem Zehn-Mark-Schein ein Ritualfeuerchen machte, ging ein Entrüstungsaufschrei durchs Publikum, was nicht fürs Publikum spricht - wann würde ein wiederkehrender Adorno oder Kant je fünf Euro anzünden?! Was also würde die Wiederkehr hochmütiger Aufklärer nützen, wenn ihnen, neben der visionären Saite, auch noch Humor fehlte und der dunkle Drang, sich zutraulich in Geisterhängematten und Teppiche aus Schmusegeistern einzurollen?
Nichts gegen hochtrabende spekulative Reflexionen, aber wie eng und unekstatisch muß eine Psyche gebaut sein, die sich begnügt, immer auf Mitmenschen herabzusehn und alles runterzuargumentieren. Dann lieber Benzin als Blut der Erdgöttin betrachten und ständig pro Türklinke mit jedem Ärmel hängenbleiben. Zumal irgendein Lehnstuhlphilosoph neulich in der Zeitung den doch arg atavistischen Animismus als die humanste und unzerstörbarste aller Religionen feierte. Und zumal von Luisa Francia, der ausgeflippten Mutter einer normalen Tochter, x-mal sympathischer als Starhawk oder Ulla von Bernus, auch x Buchtitel im Frauenoffensive Verlag und in Werner Piepers MedieneXperimenten laufen: bunte Reiseberichte aus Afrika, Tibet, Tanger, Warten auf blaue Wunder, Fiebervisionen, Narrengold, ulkige Einstiegshilfen für Uneingeweihte, Kapiteltitel wie "Blasphemie ist machbar, Frau Nachbar".
Wieso aber wuchsen die Geister, wenn sie mit PC-Viren herumscherzen, technisch voll mit, lassen sich aber weiterhin bevorzugt von neolithischen Schamanen-Rasseln locken? Und wieso findet sich nirgendwo eine Hexe ohne Infektion durch Eso-, Emanzen- und Psycho-Jargon, während umgekehrt die Geister sich von anthropomorpher Sichtweise offenbar nie emanzipieren können/wollen? Können Geister wenigstens, falls Gott tot wäre, irgendwie überleben? Gott ersetzen? Und wenn alle Sympathisantinnen plötzlich nicht nur Privatillusionen päppelten, sondern ein echter Geist erschiene, würden sie da wie ein Papst vor Schreck in die Hose machen, sobald Gott mal tatsächlich zu ihm spräche? Da sind noch Fragen offengeblieben.
ULRICH HOLBEIN
Luisa Francia: "Wohnungen der Geister". Vom praktischen Umgang mit allem, was man nicht gleich versteht. Nymphenburger Verlag, München 2002. 190 S., geb., 17,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wo sonst Schöngeister parlieren, weht plötzlich ein ganz anderer Geist, verbreitet von der umtriebigen "Neo-Hexe" Luisa Francia, deren Buch über die "Wohnungen der Geister" von Ulrich Holbein mit amüsiert-distanzierter Geste gewürdigt wird, nicht ohne - noblesse oblige - mit einer ganzen Wagenladung hochgeistiger Sentenzen und Formulierungen beim Leser für entsprechende geistige Unruhe gesorgt zu haben. Im Text spukt es nämlich nur so vor Buddhas, Kants, Adornos und anderen Geistesphilosophen und Geisteraustreibern. Aber es ist eben so, stellt Holbein irgendwo schadenfroh inmitten dieses Namedroppings fest, dass das "spirituelle Unkraut" jederzeit wieder nachwuchs, "so rationalistisch es auch immer wieder eins drauf bekam". Luisa Francia scheint zu den bodenständigeren Geisterseherinnen "oder besser: Geistesfühlerinnen" zu gehören, von Holbein bei den "paracelsisch-anthroposophischen Elementargeistern" angesiedelt, solche, die man mit Opfergaben versöhnen kann und die in Augenhöhe mit uns Normalos stünden. Das birgt für die Autorin den Vorteil, frotzelt Holbein, wenigstens nicht als geisteskrank zu gelten. Warum aber, fragt er empört, gibt es keine Hexe, die nicht vom "Emanzen-, Psycho- oder Esojargon infiziert" wäre?
© Perlentaucher Medien GmbH
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