Produktdetails
- ISBN-13: 9783937782126
- Artikelnr.: 12991485
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2004Anekdoten auf "draaserisch"
Eine solche Hörerwirkung wünscht sich manch einer: Als Hildegard Bachmann kürzlich ihr Gedicht "Hymne uff die Soßkartoffel" im Radio vortrug, kamen in den folgenden Tagen etliche Rezeptanfragen. Daß den Hörern bei der kulinarischen Hommage das Wasser im Mund zusammenlief, ist kaum verwunderlich. Drehen sich 41 Zeilen doch nur um drei Kartoffeln mit Petersilie in weißer Soße: "E Stickche Blutworscht noch debei, do nimmt merr nix mehr krumm."
Die resolute Mainzerin hat mit "Wonn's en Has war, war's en Has" ihr fünftes Buch vorgelegt. Kurzgeschichten, Gereimtes und Anekdoten aus dem Alltag umfaßt die Sammlung auf 94 Seiten. Nicht-Domstädter werden mit dem Idiom allerdings so ihre Schwierigkeiten haben, denn Bachmann schreibt in Mainzer Mundart. Genauer gesagt im "Draaser Dialekt", den man in Mainz-Drais auf halbem Weg zum Lerchenberg spricht. Und zwar, das erwähnt sie nebenbei, nur dort, denn bereits im benachbarten "Finthe" und "Gunsenum" ändert sich die Aussprache. Das Mundart-Dichten erschwert zunächst den Lesefluß, fügt den Texten im Geiste jedoch eine klangliche Komponente hinzu. Die Episoden aus dem Alltag der nebenberuflichen Kabarettistin und Büttenrednerin sind auf "draaserisch" eindeutig humoriger und lebendiger, als auf hochdeutsch.
Bachmanns Buch handelt von der Ironie des Alltäglichen: Vom Hundebiß, der ein Paar zusammenbrachte, von der Sau, die sich verirrte, und der Aufregung wegen einer verlegten Büttenrede. Etwas angenehm Provinzielles und Dörfliches schwingt mit, wenn sie sich mit den Tücken des Handys auseinandersetzt oder über die Stimmung beim "Hondkäs"-Essen sinniert. Ihre Inspiration liegt denn auch auf den Draiser Straßen. Seit 17 Jahren notiert sie kleine Anekdoten und entschied sich auf Anraten Bekannter, das Widerfahrene auch zu veröffentlichen. Sie sei da halt einfach "so neigeschliddert", ganz ähnlich, wie sie auch zur Büttenrednerin bei der Mainzer Fastnacht avancierte.
Daß ihre Geschichten alle auf Erlebtem basieren, ist der ehemaligen Bundesbahnbeamtin wichtig. Klar habe sie hier und da ein bißchen übertrieben. So vielleicht auch in der titelgebenden Episode "Wonn's en Has war, war's en Has". Zwei Polizeibeamte bezweifeln darin die Ehrlichkeit ihrer Aussage, einen Hasen überfahren zu haben, und versuchen auf umständlichste Art, sie der Lüge zu überführen. Ihnen hat sie jedenfalls schnippisch und in klarstem Hochdeutsch geschworen: "Die Geschichte, die ich bei ihnen erlebt habe, steht auf jeden Fall in meinem neuen Buch." Und sie hat Wort gehalten. Auf dem Künstlermarkt in Mainz-Drais wird das Buch heute und morgen für 9,90 Euro angeboten.
RAINER SCHULZE.
Hildegard Bachmann: Wonn's en Has war, war's en Has. Neue Geschichten und Gedichte. 94 Seiten. Erschienen im Leinpfad Verlag. Ingelheim 2004. 9,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine solche Hörerwirkung wünscht sich manch einer: Als Hildegard Bachmann kürzlich ihr Gedicht "Hymne uff die Soßkartoffel" im Radio vortrug, kamen in den folgenden Tagen etliche Rezeptanfragen. Daß den Hörern bei der kulinarischen Hommage das Wasser im Mund zusammenlief, ist kaum verwunderlich. Drehen sich 41 Zeilen doch nur um drei Kartoffeln mit Petersilie in weißer Soße: "E Stickche Blutworscht noch debei, do nimmt merr nix mehr krumm."
Die resolute Mainzerin hat mit "Wonn's en Has war, war's en Has" ihr fünftes Buch vorgelegt. Kurzgeschichten, Gereimtes und Anekdoten aus dem Alltag umfaßt die Sammlung auf 94 Seiten. Nicht-Domstädter werden mit dem Idiom allerdings so ihre Schwierigkeiten haben, denn Bachmann schreibt in Mainzer Mundart. Genauer gesagt im "Draaser Dialekt", den man in Mainz-Drais auf halbem Weg zum Lerchenberg spricht. Und zwar, das erwähnt sie nebenbei, nur dort, denn bereits im benachbarten "Finthe" und "Gunsenum" ändert sich die Aussprache. Das Mundart-Dichten erschwert zunächst den Lesefluß, fügt den Texten im Geiste jedoch eine klangliche Komponente hinzu. Die Episoden aus dem Alltag der nebenberuflichen Kabarettistin und Büttenrednerin sind auf "draaserisch" eindeutig humoriger und lebendiger, als auf hochdeutsch.
Bachmanns Buch handelt von der Ironie des Alltäglichen: Vom Hundebiß, der ein Paar zusammenbrachte, von der Sau, die sich verirrte, und der Aufregung wegen einer verlegten Büttenrede. Etwas angenehm Provinzielles und Dörfliches schwingt mit, wenn sie sich mit den Tücken des Handys auseinandersetzt oder über die Stimmung beim "Hondkäs"-Essen sinniert. Ihre Inspiration liegt denn auch auf den Draiser Straßen. Seit 17 Jahren notiert sie kleine Anekdoten und entschied sich auf Anraten Bekannter, das Widerfahrene auch zu veröffentlichen. Sie sei da halt einfach "so neigeschliddert", ganz ähnlich, wie sie auch zur Büttenrednerin bei der Mainzer Fastnacht avancierte.
Daß ihre Geschichten alle auf Erlebtem basieren, ist der ehemaligen Bundesbahnbeamtin wichtig. Klar habe sie hier und da ein bißchen übertrieben. So vielleicht auch in der titelgebenden Episode "Wonn's en Has war, war's en Has". Zwei Polizeibeamte bezweifeln darin die Ehrlichkeit ihrer Aussage, einen Hasen überfahren zu haben, und versuchen auf umständlichste Art, sie der Lüge zu überführen. Ihnen hat sie jedenfalls schnippisch und in klarstem Hochdeutsch geschworen: "Die Geschichte, die ich bei ihnen erlebt habe, steht auf jeden Fall in meinem neuen Buch." Und sie hat Wort gehalten. Auf dem Künstlermarkt in Mainz-Drais wird das Buch heute und morgen für 9,90 Euro angeboten.
RAINER SCHULZE.
Hildegard Bachmann: Wonn's en Has war, war's en Has. Neue Geschichten und Gedichte. 94 Seiten. Erschienen im Leinpfad Verlag. Ingelheim 2004. 9,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main