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»In Zeiten stürmischen Wandels braucht es Prinzipien und Haltungen, die den Tag überdauern.«
Klimawandel, Corona-Pandemie und Digitalisierung stellen uns vor täglich neue Herausforderungen. Aber kann es in der Krise noch Halt und zuverlässige Orientierung geben? Und welchen Beitrag kann eine zeitgemäße Idee des Konservativen dazu leisten?
Winfried Kretschmann, der als erster grüner Ministerpräsident der Bundesrepublik und Landesvater Baden-Württembergs seine mittlerweile dritte Amtszeit antritt, findet seine ganz eigene und überzeugende Antwort auf diese Frage. Geprägt durch seine
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Produktbeschreibung
»In Zeiten stürmischen Wandels braucht es Prinzipien und Haltungen, die den Tag überdauern.«

Klimawandel, Corona-Pandemie und Digitalisierung stellen uns vor täglich neue Herausforderungen. Aber kann es in der Krise noch Halt und zuverlässige Orientierung geben? Und welchen Beitrag kann eine zeitgemäße Idee des Konservativen dazu leisten?

Winfried Kretschmann, der als erster grüner Ministerpräsident der Bundesrepublik und Landesvater Baden-Württembergs seine mittlerweile dritte Amtszeit antritt, findet seine ganz eigene und überzeugende Antwort auf diese Frage. Geprägt durch seine persönliche und politische Biographie und seine Lektüre von Philosophen wie Aristoteles, Immanuel Kant oder Hannah Arendt: Er plädiert leidenschaftlich für einen wertgebundenen Konservatismus.

Einen Konservatismus, der sich an die Sache hält, an Prinzipien von Maß und Mitte, an Grundsätze und Haltungen, die der zivilisierten Menschheit schon immer wichtig waren.
Autorenporträt
Kretschmann, WinfriedWinfried Kretschmann, geb.1948 in Spaichingen, wuchs in einem liberalen, katholischen Elternhaus auf, in dem frei gedacht und gestritten wurde. Während des Studiums folgte eine 68-er Sozialisation in linksradikalen K-Gruppen, die er selbst als fundamentalen politischen Irrtum bezeichnet. Danach unterrichtete er als Gymnasiallehrer Biologie, Chemie und Ethik. Doch das Politische ließ ihn nicht los.1979 war er Mitbegründer der Grünen in Baden-Württemberg und seit 1980 mit Unterbrechungen Landtagsabgeordneter. Seit 2011 ist er Deutschlands erster und einziger grüner Ministerpräsident. Kretschmann ist seit 1975 mit seiner Frau Gerlinde verheiratet. Gemeinsam haben sie drei erwachsene Kinder.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2018

Mitte und Mehrheit
Winfried Kretschmann erklärt sein Politikrezept
Zweifellos hätte Alexander Dobrindt eine Widmung verdient, aber der Autor Winfried Kretschmann ist da stur: kein Wort über Dobrindt. Dabei gäbe es ohne den CSU-Mann dieses Buch nicht. Kretschmann hat sich fürchterlich aufgeregt über Dobrindts Forderung nach einer „konservativen Revolution“, welche die vermeintlich linken Eliten aus ihren Palästen jagen soll, getragen von der braven Bürgerschaft, unter Mithilfe der CSU, versteht sich. Derart hat sich Kretschmann echauffiert, dass er zu schreiben anfing. „Worauf wir uns verlassen wollen. Für eine neue Idee des Konservativen“, heißt das Buch, das herauskam. Die Botschaft: Der moderne Konservatismus ist nicht schwarz. Er ist grün.
In Baden-Württemberg, wo Kretschmann, 70, eine grün-schwarze Koalition leitet, gilt der Ministerpräsident sogar vielen in der CDU als Konservativer. So konservativ wie sein Freund Winfried wolle er nie sein, sagte zum Spaß Günther Oettinger. Er meint damit: schwäbisch-spießig. Aber was ist das eigentlich: konservativ? In die Sphären seiner Säulenheiligen von Aristoteles bis Hannah Arendt wird Kretschmann mit dem Buch nicht gleich aufsteigen. Aber die 160 Seiten fügen sich zum lesenswerten Konzept einer Politik, die dem Rechtspopulismus widersteht. Und wer verstehen will, warum die Grünen in Meinungsumfragen stark sind – hier bekommt man Erklärungen.
Kretschmann formuliert im wesentlichen zwei Ziele des Konservatismus. Er soll zum einen die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren, vor allem den Klimawandel bekämpfen; die Entwicklung einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft hält Kretschmann für eine Schicksalsfrage des Industriestandorts. Und zweitens soll er die offene Gesellschaft bewahren, von der Erinnerungskultur über Minderheitenrechte und humanen Umgang mit Flüchtlingen bis hin zur Europa-Bindung. Auf beiden Feldern traut er der Union nicht mehr über den Weg.
Der Grüne hält es für ein historisches Verdienst von CDU und CSU, dass sie einen liberalen, pro-westlichen Konservatismus in Deutschland verankerten. Er attestiert ihnen aber einen „naiven Fortschrittskonservatismus“. Deshalb führt Kretschmann Hans Jonas mit seinem „Prinzip Verantwortung“ und Erhard Eppler mit der Unterscheidung von Struktur- und Wertkonservatismus als Leitsterne ein. „An Werte gebundenes Gestalten“ sei das Gebot angesichts der Herausforderungen durch Globalisierung, Digitalisierung, Migration.
Im Kanon konservativer Werte hängt Kretschmanns Herz am Nationalstaat nur sehr wenig. Die Art und Weise jedenfalls, wie neuerdings wieder Heimat und Christentum zur deutschen Leitkultur zusammengerührt werden, hält Kretschmann für geistige Dünnbrettbohrerei – und für gefährlich nationalistisch obendrein. Er nimmt den Leser mit auf eine Reise zur Akropolis (Wurzeln der Demokratie), zum Kapitol (Ursprünge des Rechtsstaats) und zum Hügel Golgotha (christlich-jüdische Wurzeln), um zu belegen: Unsere Leitkultur ist europäisch geprägt. Auch in Bayern wird er fündig, bei einem alten Wahlslogan der CSU ausgerechnet: „Bayern unsere Heimat. Deutschland unser Vaterland. Europa unsere Zukunft.“ Das könnte er, wäre er Bayer, glatt unterschreiben. Der Grüne ist durch und durch Föderalist und Anhänger des Subsidiaritätsprinzips. An den Nationalstaat bindet ihn der Verfassungspatriotismus, sonst wenig, und Europa soll, bei aller Liebe, den Ländern nicht allzu sehr ins Handwerk pfuschen.
Kretschmann hält den Konservatismus ohnehin für ein „Kind des Wandels“. Er definiert ihn als Pragmatismus, der in Zeiten von Umbrüchen Sicherheit und Zuversicht vermittelt, „den Dingen keine vorgefertigten Wahrheiten überstülpt“, sondern die Wahrheit „in den Tatsachen sucht“. Konservatismus als liberale Haltung. An der Stelle kommt man nicht vorbei an Aristoteles und seiner Mesotes-Lehre, die Maß und Mitte predigt. Sie ist Kretschmanns Glaubensbekenntnis als Politiker: zivilisiert streiten, den Ausgleich suchen, Verantwortung fürs Ganze übernehmen, verlässlich regieren, ehrliche Kompromisse suchen.
Dem Buch vorangestellt hat Kretschmann ein Zitat von Hannah Arendt: „Der Sinn von Politik ist Freiheit.“ Auch deshalb kann man diskutieren, ob er hier einen grünen Konservatismus umreißt oder doch einen grünen Liberalismus, der sich frei macht vom Weltrettungspathos. Die spannendere Frage ist: Folgt ihm seine Partei bei einem Politikansatz, der auf die Mitte und auf Mehrheiten zielt?
JOSEF KELNBERGER
Winfried Kretschmann: Worauf wir uns verlassen wollen. Für eine neue Idee des Konservativen.
S. Fischer-Buchverlage, Frankfurt 2018. 160 Seiten, 13 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Josef Kelnberger ist sich nicht sicher, ob Winfried Kretschmann hier wirklich einen grünen Konservatismus umreißt oder doch eher einen grünen Liberalismus. Klar, die natürlichen Lebensgrundlagen will er "bewahren". Aber was ist mit seinem Plädoyer für die offene Gesellschaft, für Europa, Minderheitenrechte und einen humanen Umgang mit Flüchtlingen? Ist das auch konservativ oder nur clever gelabelt? Zumal Kretschmann das Pochen auf Heimat und Christentum für intellektuelle Dünnbrettbohrerei halte. Spannend ist für Kelnberger aber vor allem die Frage, ob die Parei ihrem grünen Ministerpräsidenten auf dem Marsch in die Mitte der Gesellschaft folgen wird.

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wer verstehen will, warum die Grünen in Meinungsumfragen stark sind - hier bekommt man Erklärungen. Josef Kelnberger Süddeutsche Zeitung 20181009