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Die vorliegende Neuedition enthält den abschließenden vierten Teil eines Schriftenkreises, den Leo N. Tolstoi nach seiner Hinwendung zu "Christi Lehre" geschrieben hat. Dargeboten werden die früheste und die späteste Ganzübersetzung des Werkes ins Deutsche (Sophie Behr - Moskau 1885; Raphael Löwenfeld - Diederichs Verlag 1902) sowie ein dokumentarisches Kapitel aus dem Werk des Biographen Pavel Birjukov.Eugen Drewermann erhellt in seiner Einleitung zu diesem Band die Botschaft des russischen Dichters: "Es gibt aus der Feder Tolstois keinen Text, der die Lehre Christi derart deutlich als eine…mehr

Produktbeschreibung
Die vorliegende Neuedition enthält den abschließenden vierten Teil eines Schriftenkreises, den Leo N. Tolstoi nach seiner Hinwendung zu "Christi Lehre" geschrieben hat. Dargeboten werden die früheste und die späteste Ganzübersetzung des Werkes ins Deutsche (Sophie Behr - Moskau 1885; Raphael Löwenfeld - Diederichs Verlag 1902) sowie ein dokumentarisches Kapitel aus dem Werk des Biographen Pavel Birjukov.Eugen Drewermann erhellt in seiner Einleitung zu diesem Band die Botschaft des russischen Dichters: "Es gibt aus der Feder Tolstois keinen Text, der die Lehre Christi derart deutlich als eine im Grunde selbstverständliche Ethik in humanistischer Vernunft darstellen möchte, wie seine Schrift: 'Worin besteht mein Glaube' aus dem Jahre 1884. ... In Matthäus 5,39 spricht Jesus die umstürzenden Worte: 'Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstehen sollt dem Bösen.' - 'Plötzlich,' schreibt Tolstoi dazu, 'faßte ich zum ersten Mal diesen Vers direkt und einfach auf. Ich verstand, daß Christus gerade das sagt, was er sagt. ...'... Im Kampf gegen das Böse wird das vormals (oder nur vorgeblich) Gute allemale selber böse, und das in jeweils gesteigerter Form: es wird von eben der Pest infiziert, die es auszurotten gedachte. - Vom Faustkeil bis zur Atombombe zeigt sich entlang der gesamten Menschheitsgeschichte die ungeheuerliche Auswirkung dieses Teufelskreises. Der zivilisatorische Fortschritt in Wissenschaft, Technik und Verwaltung hat die Welt nicht gütiger und menschlicher gemacht, sondern sie in einen schier unentrinnbaren Schlachthof verwandelt. Daraus befreien kann allein jene komplette Umkehrung unseres gewohnten Denkens und Handelns, die Jesus in der Bergpredigt ermöglicht und fordert; sie allein deckt die horrende Unmenschlichkeit auf, die sich unter dem Galakostüm bürgerlicher Normalität verbirgt."Tolstoi-FriedensbibliothekReihe A, Band 6 (Signatur TFb_A006)Herausgegeben von Peter BürgerKorrektorat: Ingrid von Heiseler
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Autorenporträt
Leo (Lew) Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) stammte aus einer begüterten russischen Adelsfamilie; die Mutter starb bereits 1830, der Vater im Jahr 1837. Zunächst widmete sich der junge Graf dem Studium orientalischer Sprachen (1844) und der Rechtswissenschaft (ab 1847). 1851 Eintritt in die Armee des Zarenreiches (Kaukasuskrieg, Krimkrieg 1854). 1862 Eheschließung mit Sofja Andrejewna, geb. Behrs (1844-1919); das Paar hatte insgesamt dreizehn Kinder (Hauptwohnsitz: Landgut Jasnaja Poljana bei Tula). Literarischen Weltruhm erlangte L. Tolstoi durch seine Romane "Krieg und Frieden" (1862-1869) und "Anna Karenina" (1873-1878). Ab einer tiefen Krise in den 1870er Jahren wurde die seit Jugendtagen virulente religiöse Sinnsuche zum "Hauptmotiv" des Lebens. Theologische bzw. religionsphilosophische Arbeiten markieren die Abkehr von einem auf dem Pakt mit der Macht erbauten orthodoxen Kirchentum (Exkommunikation 1901). Für Christen sah Tolstoi ausnahmslos keine Möglichkeit der Beteiligung an Staats-Eiden und Tötungsapparaten (Militär, Justiz, Todesstrafe, Herrschaftsideologie des Patriotismus, blutige Revolution mit Menschenopfern). Die in der Bergpredigt Jesu erkannte "Lehre vom Nichtwiderstreben" ließ ihn schließlich zu einem Inspirator Gandhis werden. Lackmusstext für den Wahrheitsgehalt aller Religionen waren für Tolstoi die Ablehnung jeglicher Gewalt und das Zeugnis für die Einheit der ganzen menschlichen Familie. Thomas Mann fand wenig Gefallen an der hochmoralischen "Kunsttheorie" und den (von Rosa Luxemburg z.T. durchaus geschätzten) Traktaten des späten Tolstoi, bemerkte aber - mit Blick auf die vielen Millionen Toten des Ersten Weltkriegs - 1928 anlässlich der Jahrhundertfeier von Tolstois Geburt: "Während der Krieg tobte, habe ich oft gedacht, dass er es nicht gewagt hätte auszubrechen, wenn im Jahre vierzehn die scharfen, durchdringenden grauen Augen des Alten von Jasnaja Poljana noch offen gewesen wären."