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Climate change is one of many challenges facing developing countries ? but unless it is tackled soon, it will reverse development gains. The WDR 2010 looks at both the challenges and the opportunities presented by climate change.

Produktbeschreibung
Climate change is one of many challenges facing developing countries ? but unless it is tackled soon, it will reverse development gains. The WDR 2010 looks at both the challenges and the opportunities presented by climate change.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.12.2009

Entwicklung und Klimawandel
Die Perspektive der Weltbank

Der jüngste Weltentwicklungsbericht, die bekannteste jährliche Veröffentlichung der in Washington ansässigen Weltbank, beschäftigt sich mit dem Klimawandel. Ausgangspunkt ist dabei die dominante Auffassung unter Naturwissenschaftlern: Danach verträgt das Ökosystem höchstens eine Erwärmung von zwei Grad.

Eine Trendextrapolation der Emissionen von Treibhausgasen lässt allerdings eine Erwärmung um 5 Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwarten. Wenn man den Klimawandel, das Ansteigen des Meeresspiegels, den Verlust an Artenvielfalt, das Abschmelzen der Hochgebirgsgletscher und der polaren Eismassen, den Rückgang der landwirtschaftlichen Erträge vor allem in Südasien und Afrika noch aufhalten will, dann muss etwas geschehen. Dabei drängt die Zeit.

Wenn nicht sofort effektive Maßnahmen zur Reduktion der immer noch schnell steigenden Emission von Treibhausgasen ergriffen werden, dann könnte es bald zu spät für die Erreichbarkeit des Ziels von zwei Grad sein. Auf jeden Fall wird das Umsteuern umso teurer, je später und halbherziger es beginnt. Die Weltbank betont in ihrem Bericht, dass die reichen Länder den Klimaschutz in Entwicklungsländern mitfinanzieren müssen.

Obwohl die Schätzungen des Finanzierungsbedarfs weit auseinanderliegen, deutet die berichtete Minimalschätzung des Finanzierungsbedarfs von 265 Milliarden Dollar pro Jahr zumindest die Größenordnung und die damit verbundenen politischen Probleme an. Obwohl die Industrieländer für die Masse der angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre verantwortlich sind, geht der Zuwachs an Emissionen zunehmend auf das Konto der Schwellen- und Entwicklungsländer.

Ohne globale Kooperation zwischen armen und reichen Ländern kann die Menschheit das Ausmaß des Klimawandels nicht begrenzen. Die Weltbank berichtet etliche Tatsachen, die das Zustandekommen der globalen Kooperation zwar nicht weniger notwendig machen, aber zweifellos erschweren: Die Schäden des Klimawandels werden jedenfalls zunächst eher Afrika oder Südasien als Nordamerika oder Europa treffen. Wir Deutschen und viele Skandinavier können uns auf mediterranes Klima einstellen.

Außerdem werden globale Umfragedaten berichtet, wonach es einen negativen Zusammenhang zwischen Pro-Kopf-Einkommen und Umweltbewusstsein gibt. Wenn die Zahlungsfähigen jedenfalls zunächst weniger hart betroffen werden und weniger Gefahren auf sich zukommen sehen als die Armen und kaum Zahlungsfähigen, wie kann dann die Finanzierung in einer Zeit ohnehin dynamisch wachsender Staatsschulden und in Anbetracht der absehbaren Lasten durch das Ergrauen der wohlhabenden Gesellschaften klappen? Eine nachvollziehbare Antwort auf diese Frage finde ich in dem Bericht nicht.

Der diesjährige Weltentwicklungsbericht besteht aus acht Kapiteln: einem besonders lesenswerten, einleitenden Überblicksartikel, drei besonders informativen Exkursen zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, der Artenvielfalt und der Interdependenz von Welthandel und Klimaschutz, einer Vielzahl von Schaubildern und Tabellen, einem Glossar und einem Index.

Einer der Tabellen kann man entnehmen, dass ein Franzose (wegen der in Frankreich sehr verbreiteten Atomenergie) die Atmosphäre viel weniger als ein Deutscher belastet. Ein besonderes Anliegen der Weltbank ist es, die Vereinbarkeit des Klimaschutzes und der Überwindung von Massenarmut in Entwicklungsländern aufzuzeigen.

Der Bericht ist dort stark, wo es darum geht, das Notwendige auf den Prämissen der dominanten wissenschaftlichen Auffassung aufzuzeigen, auch dabei partielle Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die Umstellung der amerikanischen Personenkraftwagen auf einen europäischen Kraftstoffverbrauch allein würde die Elektrizitätsversorgung von 1,6 Milliarden Menschen in Entwicklungsländern ohne zusätzliche Emissionen erlauben.

Der Bericht ist schwach, wo es um Fragen der Politischen Ökonomik geht. Oben wurde schon angedeutet, dass subjektive und objektive Betroffenheit einerseits und Zahlungsfähigkeit andererseits auseinanderfallen, dass für die daraus resultierenden Probleme keine befriedigende Lösung angeboten wird. Hinzu kommt, dass zwar auf die Notwendigkeit von Nord-Süd-Transfers zum Klimaschutz verwiesen wird, aber unerwähnt bleibt, dass Ökonometriker in der Regel keinen robusten Zusammenhang zwischen dem Erhalt von Entwicklungshilfe und Wirtschaftswachstum aufzeigen konnten.

Wenn das so ist: Warum sollen künftige Tranfers zum Klimaschutz zugunsten der Entwicklungsländer effektiver sein? Der Bericht weist gleichzeitig auf die geringe Leistungsfähigkeit der Regierungen in vielen Entwicklungsländern hin und fordert mehr staatliche Interventionen zur Korrektur von Marktversagen. Die ordnungspolitischen Defizite des Weltentwicklungsberichts werden auch bei der kurzen Behandlung der jüngsten Finanzmarktkrise deutlich. Im Bericht scheint nur Marktversagen die Ursache zu sein. Es fehlt die Frage: Wie viel Staatsversagen verträgt der Klimaschutz?

ERICH WEEDE

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