"Worldshaker" spielt nicht im viktorianischen England, sondern in einer alternativen Gegenwart des Jahres 1995, die viktorianisch geprägt ist. Es ist ein Steampunk-Roman der ohne magische Elemente auskommt, sondern den Schwerpunkt vor allem auf den sozialkritischen Aspekt legt.
Der Worldshaker ist
der Juggernaut des britischen Königreichs unter Queen Victoria II, ein Weltenschiff, das Kontinente…mehr"Worldshaker" spielt nicht im viktorianischen England, sondern in einer alternativen Gegenwart des Jahres 1995, die viktorianisch geprägt ist. Es ist ein Steampunk-Roman der ohne magische Elemente auskommt, sondern den Schwerpunkt vor allem auf den sozialkritischen Aspekt legt.
Der Worldshaker ist der Juggernaut des britischen Königreichs unter Queen Victoria II, ein Weltenschiff, das Kontinente und Ozeane im Wettstreit mit den Juggernauts der anderen Großmächte durchquert. Ein mobiler Staat, riesig wie ein Berg, angetrieben von der elementaren Kraft des Dampfes.
Die oberen Decks sind bevölkert mit Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsklassen, ganz unten im Bauch des Worldshakers aber hausen die Dreckigen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass der Worldshaker nie stillsteht.
Richard Harland schreibt keine ausführliche Einleitung, sondern lässt seine Leser vielmehr gleich an Bord des Worldshakers gehen, um dort am Leben des 16jährigen Colbert Porpentine teil zu haben und hautnah eine schicksalhafte Begegnung mit zu erleben, die das Leben Cols und den ganzen Worldshaker in seinen Grundfesten erschüttern wird.
Colbert Porpentine ist der Enkel des Oberbefehlshabers des Worldshaker Sir Mormus und soll eines Tages dessen Nachfolge antreten. Col ist mit seinen 16 Jahren sehr naiv und besitzt nur ein eingeschränktes Blickfeld auf die Gesellschaft am Bord des Worldshakers. Über die Dreckigen spricht man nicht, und so weiß er über diese Wesen nur das, was ihm durch seine Familie oder die Schule vermittelt wird. Eines Tages bekommt Cols unbeschwertes Leben einen tiefen Riss, als die Dreckige Riff seinen Weg kreuzt. Riff ist wild, revolutionär und ausgesprochen hübsch! Kein Wunder also, dass sie Col nicht nur mit ihren Äußerungen durcheinander bringt. Natürlich glaubt er Riff nicht, die ihm erzählt, dass nicht alles richtig und gut ist, was an Bord des Worldshakers passiert. Warum sollte er die gesellschaftlichen Regeln der Elite in Frage stellen, die ihm ein Gefühl der Sicherheit vermitteln und die gesamte Welt verkörpern die er kennt?
Auch wenn Harlands Charaktere zunächst stereotyp die Gesellschaftsklassen zu verkörpern scheinen, so hält Col längst nicht die größte Überraschung in Sachen Charakterentwicklung parat.
Der Kulisse des Worldshakers kann man sich bereits nach wenigen Kapiteln nicht mehr entziehen, die Gegenüberstellung der pompösen Oberdecks, die sogar Schulen, Ausflugsdecks und Bibliotheken enthalten und der düster-realistischen Atmosphäre der unteren Decks, in deren Bauch die Dreckigen ihre gefährliche Arbeit verrichten, um den Worldshaker am Laufen zu Halten. Wenn man das Elend und die Gewalt vor Augen geführt bekommt, weiß man, dass das alles nur in einer Revolution enden kann.
Die oft nur kurz gehaltenen Kapitel treiben die Handlung voran wie die regelmäßig laufenden Motoren des Worldshakers, man kann sich der Handlung auf engsten Raum nur schwer entziehen, und gleichermaßen, wie Col immer mehr Wissen über die Vorgänge an Bord des Worldshakers gelangt, wächst das Verstehen auf Seiten des Lesers. Obwohl Col kein Ich-Erzähler ist, kann man sich mit ihm als Leser am besten identifizieren, da er zu Anfang ebenfalls nur über Cols eingeschränkte Sichtweise verfügt und nur nach und nach Einblick über das komplette Ausmaß der Kluft zwischen Elite und Dreckigen erhält.
Viel zu schnell hat man dieses Buch verschlungen, aber man verdaut noch tagelang an dem sozialkritischen Stoff. Vor allem, da der Autor Richard Harland den Leser nicht mit einem "Happily ever after" aus der Geschichte entlässt. Vielmehr gibt er dem Leser einen Ausblick auf die Fortsetzung "Liberator" mit auf dem Weg, die klar macht: Nach der Revolution ist vor der Revolution! Oder wie Harland selbst sagt: Worldshaker hatte den Vorteil eine Welt zu erschaffen, aber Liberator hat die größere Story.
Wenn es mir schon so schwer fiel den Worldshaker aus der Hand zu legen, bin ich nun mehr als gespannt auf den Liberator!