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Der mehr als 130 Karten umfassende Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz hat ein doppeltes Ziel: Er dokumentiert zum einen eine Auswahl von Wörtern in ihrer räumlich-dialektalen Variation. Die Karte weinen etwa zeigt, wie sich die entsprechenden Dialektwörter heile (heulen), greische (kreischen), groine (greinen) usw. im rheinhessisch-(saar)pfälzischen Sprachraum verteilen. Zum anderen kombinieren so genannte Kontrastkarten die aktuellen Erhebungsergebnisse mit den vor rund 80 Jahren vom Pfälzischen Wörterbuch und Südhessischen Wörterbuch ermittelten lexikalischen Arealstrukturen. Die…mehr

Produktbeschreibung
Der mehr als 130 Karten umfassende Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz hat ein doppeltes Ziel: Er dokumentiert zum einen eine Auswahl von Wörtern in ihrer räumlich-dialektalen Variation. Die Karte weinen etwa zeigt, wie sich die entsprechenden Dialektwörter heile (heulen), greische (kreischen), groine (greinen) usw. im rheinhessisch-(saar)pfälzischen Sprachraum verteilen. Zum anderen kombinieren so genannte Kontrastkarten die aktuellen Erhebungsergebnisse mit den vor rund 80 Jahren vom Pfälzischen Wörterbuch und Südhessischen Wörterbuch ermittelten lexikalischen Arealstrukturen. Die Gegenüberstellung neuer und alter Sprachdaten ermöglicht Aussagen zu Entwicklungstendenzen des dialektalen Wortschatzes. Neben dem alten, seit Generationen überlieferten Alltagswortschatz mit den Dialektbezeichnungen für den Hahn, die Stachelbeere, das Hühnerauge, die Mehlschwitze usw. berücksichtigt der Atlas auch die dialektale Versprachlichung "moderner" Gegenstände wie der Fahrradklingel, des Traktors usw. Jede Karte wird durch einen Kommentar ergänzt, der die belegten Dialektwörter sprachhistorisch-etymologisch erschließt und im Falle der Kontrastkarten die Ergebnisse der Wortentwicklung beschreibt und interpretiert. Das Werk stellt einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag dar zur Bestandserfassung alter, gerade noch greifbarer Sprachverhältnisse in einer sich rasch wandelnden Dialektlandschaft. Der Atlas ist somit ein wichtiges Dokument der rheinhessischen, pfälzischen sowie saarpfälzischen Heimatgeschichte und -kultur.
Autorenporträt
Georg Drenda studierte Deutsche Philologie, Philosophie und Pädagogik in Mainz und Marburg. Er promovierte mit einer dialektologischen Arbeit. Seit 1982 ist er Dialektforscher am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2014

Drigger, Schees und Gutsel
Dialekte im Südwesten

Zugegeben: Sechoriebusch, Geeldotter oder Milchpusch klingen schon ein wenig vornehmer als Pissblumm, Kuhscheißer oder Bettsäächer. Dabei handelt es sich bei all diesen Worten um verschiedene Dialektbezeichnungen für ein und derselbe Sache, nämlich den gewöhnlichen Löwenzahn. Auf welch vielfältige, nicht selten bildhafte Weise die deutschen Dialekte im Südwesten Dinge auszudrücken vermögen, lässt sich nun im Buch des Mainzer Sprachwissenschaftlers Georg Drenda nachlesen. Der "Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz" stellt mit Hilfe von Karten für 96 Begriffe anschaulich dar, welche verschiedenen Dialektausdrücke wo Verwendung finden.

Um die erforderlichen Informationen zu bekommen, griff der Forscher auf die Methode der Laienexploration zurück: So bat man Heimatvereine, Ortsverwaltungen und die Mitglieder des Vereins für Geschichtliche Landeskunde, die Sprachdaten mit einem Fragebogen zu erheben. Dialektsprecher älter als 70 Jahre, die aus dem jeweiligen Ort kamen, beruflich nicht mobil waren und eine manuelle Tätigkeit ausübten, sollten als Quelle dienen. Gefragt wurde, wie verschiedene Begriffe im Dialekt heißen. Verwertbare Antworten kamen während des Erhebungszeitraums Mai 2008 bis Mai 2009 aus 150 Orten, wie Drenda schreibt.

Die Ergebnisse finden sich nun in den Karten wieder, zu denen es jeweils informative Begleittexte gibt. So erfährt man etwa, dass in weiten Teilen Rheinhessens und der Pfalz Gaul das wertfrei gebrauchte Dialektwort für ein Pferd ist. Nähert man sich allerdings der Saarpfalz, so gewinnt der Ausdruck Perd an Boden. Ein großes Spektrum an Dialektbezeichnungen sind in der Karte für die Hagebutte verzeichnet. Während man in Rheinhessen mit der Hachebutt noch recht nah an der Hochsprache ist, spricht man in der Pfalz vielerorts von Arschkitzel und davon abgeleiteten Formen, in der Saarpfalz von Arschkratzelche. In Teilen der Pfalz und Rheinhessens kennt man die Hagebutte aber auch als Hawodel, in wenigen Orten sagt man dazu Wildros oder Gichtros.

Der Kinderwagen ist in weiten Teilen des Erhebungsgebiets als Kinnerschees oder kurz Schees bekannt, wofür das französische Wort für Stuhl, chaise, Pate stand. Eine Nord-Süd-Teilung zeigt die Karte für den Buggy: Während die Rheinhessen und ein Teil der Pfälzer Verwandten oft vom Drigger oder Driggersche sprechen, ist in anderen Gebieten der Pfalz vom Sportwaa oder Sportwägel die Rede. Das Karussell heißt in fast allen Orten Reitschul; als Gutsje oder Gutsel kennt man das Bonbon, im Raum Mainz wurde auch Glumbe genannt.

Für 42 Begriffe liegt eine zweite Karte vor, die die Situation um 1920 zeigt. Dadurch lassen sich Veränderungen erkennen. So hat sich der Ausdruck Gequellte für Pellkartoffeln inzwischen auch dort durchgesetzt, wo man früher Geschwellte, Gewellte oder Gesottene sagte.

OLIVER KOCH

Georg Drenda: Wortatlas für Rheinhessen, Pfalz und Saarpfalz. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2014, 367 Seiten, 29,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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