Der Vordenker der zeitgenössischen Analytischen Philosophie, Donald Davidson, und der Mitbegründer des philosophischen Neopragmatismus, Richard Rorty, führten seit den siebziger Jahren eine vielbeachtete Debatte über die Bedeutung, die dem Wahrheitsbegriff in der Philosophie zukommt. Ausgangspunkt war die Verabschiedung des erklärenden Wahrheitsverständnisses. An seine Stelle tritt bei Davidson und Rorty die interpretationistische Analyse unseres Gebrauchs von »wahr«. Strittig ist die Frage, ob und wie zitattilgende, billigende und warnende Verwendungsweisen miteinander zusammenhängen und was…mehr
Der Vordenker der zeitgenössischen Analytischen Philosophie, Donald Davidson, und der Mitbegründer des philosophischen Neopragmatismus, Richard Rorty, führten seit den siebziger Jahren eine vielbeachtete Debatte über die Bedeutung, die dem Wahrheitsbegriff in der Philosophie zukommt. Ausgangspunkt war die Verabschiedung des erklärenden Wahrheitsverständnisses. An seine Stelle tritt bei Davidson und Rorty die interpretationistische Analyse unseres Gebrauchs von »wahr«. Strittig ist die Frage, ob und wie zitattilgende, billigende und warnende Verwendungsweisen miteinander zusammenhängen und was daraus für die Wahrheit als Grundproblem der Philosophie folgt. Die ausgewählten Schlüsseltexte stammen aus den Jahren 1974 bis 2000 und sind zum großen Teil bislang noch nie in deutscher Sprache veröffentlicht worden. Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Donald Davidson (1917-2003) lehrte u. a. in New York, Stanford, Chicago und Paris. 1970 hielt er die legendären John Locke Lectures in Oxford, 1991 wurde er mit dem Hegel-Preis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet. Davidson war u. a. Mitglied der American Academy of Arts and Sciences sowie Fellow der British Academy. Zuletzt war er Willis S. and Marion Slusser Professor für Philosophie an der University of California in Berkeley. Richard McKay Rorty (1931-2007) war einer der bedeutendsten Philosophen seiner Generation. Er wurde in der Tradition der analytischen Philosophie ausgebildet, wandte sich aber Stück für Stück von dieser ab und entwickelte eine einflussreiche Spielart des Pragmatismus. Rorty wird am 4. Oktober 1931 in New York City geboren und kommt früh mit im weitesten Sinne linken und progressiven Ideen in Berührung. Im Alter von 14 Jahren beginnt er ein Philosophiestudium in Chicago, 1956 promoviert er an der Yale University. Von 1958 bis 1961 ist Rorty Assistant Professor am Wellesley College, danach hat er bis 1982 eine Professur für analytische Philosophie an der Princeton University inne. 1979 erscheint sein bekanntestes Werk, Philosophy and the Mirror of Nature (dt. Der Spiegel der Natur), in dem er zahlreiche klassische Fragen der Philosophie einer scharfen Kritik unterzieht; zugleich wendet er sich verstärkt kulturellen und politischen Fragen zu. Als Konsequenz dieser Kehrtwende verlässt Rorty 1982 Princeton und geht als Kenan Professor of the Humanities an die University of Virginia, ab 1998 schließlich lehrt er Vergleichende Literaturwissenschaft an der Stanford University. Am 8. Juni 2007 stirbt Richard Rorty in Palo Alto, Kalifornien. Mike Sandbothe ist Professor für Kultur und Medien an der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena. Zuvor hatte er Professuren für Medienphilosophie an der Universität der Künste in Berlin und der Aalborg Universität in Kopenhagen inne. Zuletzt hat er im Suhrkamp Verlag herausgegeben: Wozu Wahrheit? Eine Debatte (2005) Mike Sandbothe ist Professor für Kultur und Medien an der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena. Zuvor hatte er Professuren für Medienphilosophie an der Universität der Künste in Berlin und der Aalborg Universität in Kopenhagen inne. Zuletzt hat er im Suhrkamp Verlag herausgegeben: Wozu Wahrheit? Eine Debatte (2005)
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dokumentiert wird hier eine der klassischen Debatten der jüngeren Philosophie. Ausgetragen haben sie zwei einander eher nahe stehende Denker, die sich, je auf ihre Weise, von der Tradition der analytischen Philosophie emanzipierten. Der Gegenstand der Debatte war kein geringer: die Frage nach der Wahrheit und den Bedingungen, unter denen von ihr die Rede sein kann. Rorty tritt dabei für einen entschiedenen und radikalen, nämlich neopragmatischen Abschied von allen Korrespondenztheorien der Wahrheit ein. Wahrheit ist nicht, kurz gesagt, die Entsprechung von Aussage und Wirklichkeit, sondern die Kohärenz von Behauptungen in Sprachspielen. Davidson dagegen insistierte, dass sprachliche Bedeutung überhaupt nur im Wissen um die Wahrheitsbedingungen der Äußerung zu gewinnen ist. Der Rezensent Zoran Andric bezeichnet die mit dem Tod Davidson 1993 beendete Debatte als "Meilenstein der analytischen Philosophie" und lobt nachdrücklich das Nachwort des Herausgebers Mike Sandbothe.