Auf den Begriff der Menschenwürde setzen die einen im globalisierten 21. Jahrhundert große Hoffnungen - andere halten ihn für unbrauchbar in der Moralphilosophie. Dieses Buch arbeitet konzeptionelle Probleme des Ausdrucks "Menschenwürde" heraus und macht einen Vorschlag für ein neues Verständnis, das ihm eine wichtige Rolle in der Moral zuspricht, ohne ihn für letztbegründend zu halten. Klassischerweise wird Menschenwürde als Begründung für bestimmte moralische Normen herangezogen: Manche vertreten den Standpunkt, dass alle Verstöße gegen die Moral Menschenwürdeverletzungen wären. Doch das passt nicht zu unserem Gebrauch des Begriffs. Wer unter Menschenwürde alternativ einen Wert versteht, mit dem spezifische Normen verbunden sind, die jedem Menschen ein Leben in Würde sichern, gebraucht eine verwirrende Doppeldeutigkeit des Begriffs. In diesem Buch wird deshalb vorgeschlagen, Menschenwürde in einem dritten Sinn zu verstehen, der sich allein auf Würde als Gut konzentriert, das eszu erreichen, bewahren oder wiederzugewinnen gilt, nicht als Begründung für Normen. In diesem Sinn ist Würde eine gewisse Haltung, in der man seinem Selbstbild entspricht.