George Steinmetz, Geophysiker und vielfach ausgezeichneter Fotograf, durchquerte einst während seines Studiums die Sahara. Seither lässt ihn die Wüste nicht mehr los. 25 Jahre überflog er mit seinem motorisierten Paraglider die extremsten Orte der Erde, um diese für "Wüsten von oben" zu dokumentieren. In den begleitenden Texten beschreibt er nicht nur die Landschaften, sondern auch die Abenteuer, die er während seiner Aufnahmen erlebte.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hans Gasser beteuert, dass man es bei George Steinmetz' Wüstenband nicht mit den üblichen Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu tun hat und zeigt sich ziemlich begeistert. Der amerikanische Fotograf hat es sich zur Aufgabe gemacht, von einem motorisierten Gleitschirm aus sämtliche Wüsten der Welt zu fotografieren und hat dabei auch Gefahr für Leib und Leben nicht gescheut, erklärt der Rezensent. Nicht nur die im Laufe von 15 Jahren entstandenen Fotos sind spektakulär, unter anderem, weil der Fotograf oft mit der Einbeziehung der Horizontlinie seinen Fotos etwas Dreidimensionales gibt, wie der Rezensent schwärmt. Sehr gern hat er auch die Begleittexte gelesen, die erzählen, unter welchen Umständen dem Autor die Aufnahmen gelungen sind, was nicht nur überaus spannend, sondern oft auch sehr amüsant sind, wie Gasser betont.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2013Den Sand zu Füßen
Der renommierte Fotograf und Geologe George Steinmetz hat eine spektakuläre Art entwickelt, die Welt von oben zu sehen. Mit seinem motorisierten Gleitschirm bewegt er sich, ohne dass er Start- und Landeflächen benötigte, in unwegsamstem Gelände über Berg und Tal. In niederer Höhe, so dass er Details genauer als aus dem Flugzeug und dennoch ein Rundum-Panorama erfassen kann. In den letzten fünfzehn Jahren hat er bei seinem leidenschaftlichen Unternehmen auch ein souveränes Verhältnis zu Risiken aller Art entwickelt - und er hat gute Kontakte geknüpft, die man braucht, um Länder wie Afghanistan, Libyen, Iran oder China überfliegen zu dürfen. In kurzen Begleittexten berichtet Steinmetz davon. Am Anfang stand der Traum, einmal die Sahara von oben zu fotografieren. Am Ende ging es darum, sämtliche Wüsten der Erde in ihrer extremen Unterschiedlichkeit und Vielfalt aufzunehmen: die gigantischen Dünen der Badain-Jaran-Wüste, die Schwefelquellen im Afar-Dreieck, das Bizarre der antarktischen Einöden. Das großformatige Buch präsentiert nun Bilder von selten zu sehender Schönheit, Eigenart und Attraktion. Aus der Draufsicht wirkt alles monumental - und seltsam künstlich. Die atemberaubenden Farben und Formen nähern sich abstrakten Strukturen. Natur scheint sich in zeitlose Anmut zu verwandeln. Die Erde wird zu einem Kunstwerk. Pflanzen und Tiere, etwa die Kamelkarawanen, die sich zu perlenden Linien formieren, unterstützen diesen Zauber. Da landet man schnell bei Vokabeln der Ästhetik und Kunstgeschichte: Harmonie, Symmetrie, ungegenständliche Malerei. Auf das Tückische einer sich selbst genügenden und dadurch auch rasch erschöpfenden Schönheit, deren Wirkung Kant als Überdruss bezeichnete, antwortete die ästhetische Theorie mit dem Wechsel zur Leitkategorie des Interessanten. Steinmetz begegnet dieser Gefahr durch seine Bildunterschriften, die dem Leser knapp geologische, historische, wirtschafts- und sozialpolitische Informationen liefern. Das Grandiose seiner Bilder macht er durch diesen Perspektivenwechsel zum Katalysator für weitergehendes Interesse. Jede einzelne Wahrnehmung eröffnet den Spielraum für eine Nachdenklichkeit über den hier gar nicht so blauen Planeten.
lem
"Wüsten von oben" von George Steinmetz, mit einem Vorwort von Uwe George. Frederking & Thaler, München 2012. 352 Seiten, etwa 30 Farbfotografien. Gebunden, 59 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der renommierte Fotograf und Geologe George Steinmetz hat eine spektakuläre Art entwickelt, die Welt von oben zu sehen. Mit seinem motorisierten Gleitschirm bewegt er sich, ohne dass er Start- und Landeflächen benötigte, in unwegsamstem Gelände über Berg und Tal. In niederer Höhe, so dass er Details genauer als aus dem Flugzeug und dennoch ein Rundum-Panorama erfassen kann. In den letzten fünfzehn Jahren hat er bei seinem leidenschaftlichen Unternehmen auch ein souveränes Verhältnis zu Risiken aller Art entwickelt - und er hat gute Kontakte geknüpft, die man braucht, um Länder wie Afghanistan, Libyen, Iran oder China überfliegen zu dürfen. In kurzen Begleittexten berichtet Steinmetz davon. Am Anfang stand der Traum, einmal die Sahara von oben zu fotografieren. Am Ende ging es darum, sämtliche Wüsten der Erde in ihrer extremen Unterschiedlichkeit und Vielfalt aufzunehmen: die gigantischen Dünen der Badain-Jaran-Wüste, die Schwefelquellen im Afar-Dreieck, das Bizarre der antarktischen Einöden. Das großformatige Buch präsentiert nun Bilder von selten zu sehender Schönheit, Eigenart und Attraktion. Aus der Draufsicht wirkt alles monumental - und seltsam künstlich. Die atemberaubenden Farben und Formen nähern sich abstrakten Strukturen. Natur scheint sich in zeitlose Anmut zu verwandeln. Die Erde wird zu einem Kunstwerk. Pflanzen und Tiere, etwa die Kamelkarawanen, die sich zu perlenden Linien formieren, unterstützen diesen Zauber. Da landet man schnell bei Vokabeln der Ästhetik und Kunstgeschichte: Harmonie, Symmetrie, ungegenständliche Malerei. Auf das Tückische einer sich selbst genügenden und dadurch auch rasch erschöpfenden Schönheit, deren Wirkung Kant als Überdruss bezeichnete, antwortete die ästhetische Theorie mit dem Wechsel zur Leitkategorie des Interessanten. Steinmetz begegnet dieser Gefahr durch seine Bildunterschriften, die dem Leser knapp geologische, historische, wirtschafts- und sozialpolitische Informationen liefern. Das Grandiose seiner Bilder macht er durch diesen Perspektivenwechsel zum Katalysator für weitergehendes Interesse. Jede einzelne Wahrnehmung eröffnet den Spielraum für eine Nachdenklichkeit über den hier gar nicht so blauen Planeten.
lem
"Wüsten von oben" von George Steinmetz, mit einem Vorwort von Uwe George. Frederking & Thaler, München 2012. 352 Seiten, etwa 30 Farbfotografien. Gebunden, 59 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main