»Unter der Rubrik Vermischtes stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner Volkszeitung folgendes: 'In der Nacht zum Samstag verübte eine 51jährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Einnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten.'
Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte.«
Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit machen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosigkeit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem Selbstmord reagierte.«
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Das Buch stammt aus dem fernen Jahr 1972. Dass es der Suhrkamp-Verlag jetzt neu auflegt, macht für Franz Schuh aber unbedingt Sinn. Für Schuh nämlich ist es das Buch, "in dem die Frage meiner Generation gestellt wurde", in dem es gegen das "Phrasendickicht", ging und geht und gegen "politisch organisierte Lügen." Dies freilich mehr in der Form als vom Inhalt her, denn Handke erzähle "die Lebens- und Sterbensgeschichte seiner Mutter". Wie er die Reflexion über das Schreiben dieser Geschichte als Teil der Geschichte selbst arrangiert aber, ist das Entscheidende. Dem Rezensenten verhilft es letztlich zu der nicht geringen Erkenntnis, "dass die Realität der Fiktion bedarf, um einsichtig zu werden", und dass das Erzählen eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, "einen Menschen gerecht zu 'behandeln.'"
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Geheimnis dieser traurigen Geschichte besteht darin, dass man sie atemlos liest. Das macht Handkes Sprache, in der sich Inbrunst und Distanz ... aufs Kunstvollste verbinden.« Ulrich Greiner DIE ZEIT 20120802