Seit einigen Jahren ist Xinjiang zum Gegenstand einer weltweiten Debattegeworden, bei der Ethnizität und Menschenrechtsfragen im Vordergrundstehen. Der Vorwurf des Genozids wird erhoben. Mit diesem Band soll derBlick auf Xinjiang aus wissenschaftlicher Sicht geweitet werden.Einbezogen werden geschichtliche und geopolitische Hintergründe sowieneuere Erkenntnisse. Dabei kann der gesamte Xinjiang-Diskurs in denwestlichen Medien nicht losgelöst von der allgemeinen China-Politik undder neuen "Systemrivalität" zwischen "dem Westen" und "den Autokratien"gesehen werden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Björn Alpermann, selbst Professor für Sinologie in Würzburg, kritisiert diesen Band über die Lage der Uiguren in China, namentlich in Xinjiang. Was die Autoren auf Basis einer Reise nach Xinjiang beschreiben, folgt für Alpermann größtenteils der Sicht der Partei. Die Perspektive der Uiguren selbst kommt dabei zu kurz, meint er. Immer wieder entdeckt Alpermann im Band Euphemismen, etwa, wenn der Sinologe Heberer davon spricht, dass Vorschläge zur Gleichbehandlung der Uiguren "unerhört" blieben. Diese Vorschläge wurden nicht nur nicht gehört, sie wurden "kriminalisiert" korrigiert der Rezensent. Und wenn der Rechtswissenschaftler Gesk die Repression als Teil des Wegs zur Rechtsstaatlichkeit fasst, kann Alpermann nur den Kopf schütteln. Vieles im Band sieht der Rezensent durch geleakte Dokumente und andere Quellen widerlegt, die die Autoren jedoch ignorieren. Dasss die Autoren Kritik an ihrer Sicht antizipieren, indem sie "chinafreundliche" Positionen in der Sinologe zu erklären versuchen, kann Alpermann nicht beschwichtigen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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