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Lyon, Frankreich: Auf dem Dachboden ihrer Großeltern findet Lucie einen alten Koffer mit geheimnisvollen chinesischen Zeichen. Gehörte der etwa ihrem Urgroßvater Yaotao, der in den 1930er Jahren aus China nach Frankreich kam? Plötzlich flattern die Zeichen aus dem Koffer und tanzen durch das Zimmer, um ihr Yaotaos Geschichte zu erzählen. "Yaotaos Zeichen" ist eine auf historischen Tatsachen beruhende atmosphärische Zeitreise, die vom Ankommen in einer fremden Kultur erzählt. Yimeng Wu ließ sich durch Recherchen im "Fonds Chinois" in Lyon zu ihrem bisher umfangreichsten Buchprojekt inspirieren.…mehr

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Produktbeschreibung
Lyon, Frankreich: Auf dem Dachboden ihrer Großeltern findet Lucie einen alten Koffer mit geheimnisvollen chinesischen Zeichen. Gehörte der etwa ihrem Urgroßvater Yaotao, der in den 1930er Jahren aus China nach Frankreich kam? Plötzlich flattern die Zeichen aus dem Koffer und tanzen durch das Zimmer, um ihr Yaotaos Geschichte zu erzählen.
"Yaotaos Zeichen" ist eine auf historischen Tatsachen beruhende atmosphärische Zeitreise, die vom Ankommen in einer fremden Kultur erzählt. Yimeng Wu ließ sich durch Recherchen im "Fonds Chinois" in Lyon zu ihrem bisher umfangreichsten Buchprojekt inspirieren.
Die Buchkünstlerin, die selbst in zwei Kulturen aufgewachsen ist, zeigt uns die aufwendig gestalteten Schauplätze in collagierten Bildern.
Bei den kunstanstiftern ist 2014 auch Wus' vielfach ausgezeichnetes Buch "Paris Toujours" erschienen.
Autorenporträt
Geboren 1983 in Shanghai, wuchs Yi Meng Wu in China und Deutschland auf. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der École nationale supérieure des Arts Décoratifs Paris und diplomierte an der Universität der Künste Berlin. In ihrem Berliner Designatelier "Studio Wu ¿" zeichnet, bastelt, schreibt und denkt sie mit analogen und digitalen Mitteln zum Thema "interkulturelle Gestaltung". Von ihr gestaltete Buchprojekte wurden vielfach ausgezeichnet: u. a. mit dem German Design Award, den "schönsten
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Steffen Gnam folgt der chinastämmigen Künstlerin Yi Meng Wu, wenn sie aus dem Koffer eines Mädchens in Lyon chinesische Auswandererschicksale zaubert und sie zwischen Lebenswelten, Kriegen, Meeren und Mentalitäten erzählerisch entwickelt. Indem sie kulturelle Distanz und Unterbewusstes mit Farben des Ozeans evoziert, lockt Wu den Rezensenten auf genau recherchierte Lebensspuren. Das Spiel mit Schriftbildern, Scherenschnitten, Fotomontagen, Cuts und Wechsel der Zeitebenen findet Gnam reizvoll.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.07.2018

Selbstfindung auf den Flügeln der Schrift
Yi Meng Wu erzählt die Geschichte einer doppelten Emigration

Das kleine Mädchen Lucie aus Lyon findet im Speicher ihrer Großeltern einen Koffer. Als sie ihn öffnet, fliegen ihr chinesische Schriftzeichen entgegen. Es ist der Tanz dieser Zeichen, der die Geschichte vorantreibt. Das Zeichen "Shui" (Wasser) erzählt Lucie von der Überfahrt aus dem bürgerkriegsgeplagten China und von der Glückssuche ihres chinesischen Urgroßvaters Yaotao.

Die chinastämmige Künstlerin Yi Meng Wu, die in Essen, Paris und Berlin studierte, schildert mehrfach gespiegelte Auswandererschicksale auf der Klaviatur der Illusionen zwischen Lebenswelten, Kriegen, Meeren und Mentalitäten. Türkisfarbene Querschnitte des Ozeans evozieren kulturelle Distanz und das Unterbewusstsein der Träume. Reiseziel des fiktiven Pekinger Helden Yaotao 1930 war das "Institut franco-chinois" in Lyon als Elitenschmiede für ein neues China. Im ostwestlichen Kooperationsprojekt wurden Chinesen auf das Studium in Frankreich vorbereitet. Zwischen 1921 und 1946 kamen 473 Studenten aus China nach Lyon, wobei einige Rückkehrer bekannte Wissenschaftler oder Politiker wurden. Im Archiv "Fonds chinois" der Stadtbibliothek Lyon, das sich aus der Bibliothek und persönlichen Akten des Instituts zusammensetzt, recherchierte die Autorin die Lebensspuren, die sie ihrem Buch zugrunde legt.

Das Schriftzeichen "Erde" geleitet Lu-cie nach Lyon. Im Institut, das in der Festung Saint-Irénée eingerichtet worden ist, wird der Medizinstudent Yaotao in Artefakte wie Essbesteck oder Boule eingeführt - und in die Wortungetüme des "Larousse Médical". Die Bekanntschaft mit der Schneiderin Laurence bringt ihn nicht nur sprachlich weiter: das Zeichen "Jia" für Familie verrät, dass Laurence Lucies Uroma ist. Es folgen Heirat und Umzug, die Geburt des Sohnes mit dem sprechenden Doppelnamen François-Hua, der Studienabschluss und schließlich die Anstellung im Krankenhaus.

Labyrinthische Passagen ("Traboules") der Hinterhöfe Lyons symbolisieren Exil und Selbstverlorensein. Die Autorin spielt mit Typographien und Kaligraphien, Schriftbildern und Bilderschriften, Scherenschnitten und Fotomontagen wie einer Aufnahme der Uferpromonade "Bund" als Kolonialseite Schanghais, der sie ein vormodernes Sampan-Hausboot gegenüberstellt. Wu arbeitet mit flinken Cuts und fließendem Wechsel zwischen Vergangenheit und Jetztzeit, wenn sich Lucie beim Bild der am Neujahrsfest des Instituts tanzenden Urgroßeltern auf dem Dachboden mitdreht. Starre Institutssäulen umspielende rote Laternen fangen das "Mal du pays" ein.

Als seine Mutter Yaotao wegen des kranken Vaters nach Peking zurückzitiert, beginnt nun umgekehrt Laurence' Emigration und Akkulturation. Die Doppelseite "1936 Peking" kontrastiert das Ankunftspanorama von Lyon 1930 und "Douce France" mit Chinas geschäftigem, oft als "renao" (heiß und laut) gepriesenem Straßentreiben. Lyons Traboules stehen Stillleben und Sittengemälde des Wohnhofs "Siheyuan" gegenüber. Laurence lernt Verbeugungen, das Schneidern traditioneller Kleider oder die Zubereitung von Jiaozi-Maultaschen.

Doch die Idylle trügt: Van Gogh-artige Krähen, die japanische Bomber assoziieren, und an Chinas monochrome Malerei erinnernde Schlachtenbilder künden von Unheil. Yaotao wird als Arzt zur nordchinesischen Front abberufen, von wo er nicht wiederkehrt. Traurig abgewendete Gesichter bezeugen stilisiertes Grauen.

Laurence' Trostgedanke, dass der Himmel überall ist und Yaotao immer bei ihr sein wird, geht bei der Rückreise mit ihrem Kind mit der Erkenntnis nicht nur der Universalität des Geistes, sondern auch des Ungeistes einher. Gleise der Hoffnung, die aus Peking führen, münden in das von den Nationalsozialisten besetzte Frankreich. Scherenschnitte, die zuvor den Chic der Couturiers illustrierten, zeigen nun Schnittmuster der Mobilisierung und des Militärs.

Laurence flüchtet zu den Eltern in der Ardèche. Nach Kriegsende kehrt sie nach Lyon zurück, heiratet und arbeitet wieder. China ist fern, bis ein Freund Yaotaos Koffer bringt. Das Emigrantenmärchen endet mit dem emblematischen Ginkgo, den Yaotao vor der Abreise nach China im Lyoner Garten pflanzte. Ihn schmücken Schriftzeichen seines Lebens, die sich aus dem von Lucie geöffneten Koffer auf die Äste verflüchtigten und wie Lampions leuchten. Das Zeichen "Westen" ist mit dem Ginkgo verwachsen.

Im zirkularen Erzählfluss pflückt Yaotaos Sohn François-Hua das Schriftzeichen für "Leben" vom Baum und überreicht es der Enkelin.

STEFFEN GNAM

Yi Meng Wu: "Yaotaos Zeichen".

Verlag Kunstanstifter, Mannheim 2017. 104 S., geb., 24,- [Euro]. Ab 6 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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