Trotz aller Frauenquoten, Emanzipationsbestrebungen und positiver Beispiele: Der Anteil der Frauen in den Chefetagen liegt nach wie vor nur bei 2,5 Prozent. In den Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen sind nur 21 Frauen. Und das, obwohl bewiesen ist, dass Frauen ein entscheidender Wirtschaftsfaktor und Erfolgsgarant sind und damit ein dringend notwendiger Bestandteil der Unternehmensführung. Wollen Unternehmen langfristig bestehen, sind sie schlicht auf weibliche Führungskräfte angewiesen. Marianne Heiß, als CFO bei der Agentur BBDO selbst Topmanagerin, zeigt, warum sich Unternehmen selbst ins Ausstellen, wenn sie auf weibliche Mitarbeiter verzichten. So haben sich beispielsweise während der letzten Krise die Herrenriegen in den Führungsetagen nicht mit Ruhm bekleckert. Sie verrät, wie frau es ganz nach oben schafft - und warum Unternehmen wie auch die gesamte Wirtschaft davon profitieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2011Lesen für die Karriere
Frauen sind spitze, Frauen schaffen es: Das ist die Botschaft eines ganzen Schwungs von Wirtschaftsbüchern.
VON BETTINA WEIGUNY
Die Frau auf dem Weg nach oben - das ist ein wunderbares Thema für ein Buch, ach, für viele Bücher, für ganze Bücherregale gar. Der Eindruck stellt sich unwillkürlich ein, wirft man einen Blick auf die Neuerscheinungen: Dieses Jahr gehört den Frauen.
"Yes, she can" lauten die Titel auf den Büchertischen. "Female Leadership", "Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind" oder "Erotisches Kapital". Es lässt sich unglaublich viel darüber schreiben, wie Frau Karriere macht: biographisch, historisch, soziologisch, analytisch, praktisch, feministisch oder auch leicht schlüpfrig.
Die Frauenfrage ist auf jeden Fall ein großes Glück für die Autoren. Die Chance, Aufmerksamkeit für sein Werk zu bekommen, war nie so groß wie jetzt, wo vier Ministerien in Berlin um die Frauenquote ringen und die ersten Frauen in die Dax-Vorstände vorgerückt sind. Das Thema "Frauen und Karriere" beschäftigt alle, es polarisiert, setzt Emotionen frei und entfacht alte Grabenkriege neu: Kann sie oder nicht? Soll sie? Und will sie überhaupt Karriere machen? Oder lieber nur ein bisschen arbeiten - neben den Kindern her? Was ist gut für uns? Haben Frauen es schon geschafft - und wenn ja, wie?
Zumindest bei der letzten Frage hilft den Lesern eine bekannte Persönlichkeit auf die Sprünge: Die Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn hat eine erfolgreiche Frau gefunden: sich selbst, und ein Werk über ihr "außergewöhnliches Frauenleben" verfasst. "Schlüsselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens" heißt es, und wir lernen zumindest eine unbekannte Seite an der mächtigen Witwe kennen: Die der Frauenförderin, die sich für gemischte Führungsteams starkmacht und Mädchen ermutigt, es "einfach mal zu versuchen". So wie sie, die als Telefonistin bei Bertelsmann angefangen hat. Ihrem starken Willen verdankt sie demnach ihren Aufstieg, ihrem Mut, den sie schon als Mädchen beim Eisschollen-Springen bewiesen hat: "Entweder man stürzt hinein, oder man schafft es."
Auch andere Autorinnen haben sich auf die Suche gemacht nach starken Frauen. So hat die Historikerin Christiane Eifert in "Deutsche Unternehmerinnen im 20. Jahrhundert" entdeckt: Es gab schon immer Unternehmerinnen - wie Käthe Kruse, Margarete Steiff oder Aenne Burda. Diese seien keine historischen Ausnahmefiguren. Vielmehr sei im 20. Jahrhundert jeder fünfte Unternehmensinhaber eine Frau gewesen. Ökonomisch wirksam, aber gesellschaftlich unsichtbar sei ihre Rolle gewesen, folgert Eifert. Wie denn auch Historiker sie lange übersehen, ignoriert oder ausgeblendet hätten. Das holt sie nach - und zwingt den Leser dabei über weite Strecken des Buches in die wenig fesselnden Niederungen des deutschen Mittelstandes.
Dieses Problem versucht Kerstin Plehwe zu umschiffen, indem sie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit nach weiblichen "role models" sucht. 60 Vorzeigefrauen aus allen Bereichen stellt sie in "Female Leadership" vor. Wow, denkt man bei dem Untertitel ("Die Macht der Frauen. Von den Erfolgreichsten der Welt lernen"), um dann festzustellen: Ein Buch über Steve Jobs und Mark Zuckerberg, Nelson Mandela und Zidane wäre vielleicht doch spannender gewesen als eines über Frauen wie Rita Süssmuth, Birgit Fischer und Cathy O'Dowd, die erste Südafrikanerin auf dem Mount Everest. Das ist das Manko der Frauenbücher: Sie wollen dem Leser um jeden Preis Regionalliga für Weltklasse verkaufen und haben stets nur eine Botschaft: Frauen sind spitze, Frauen schaffen das, wenn sie nur noch ein bisschen Anschubkraft (Quote, Coaching et cetera) bekommen.
Das einzige Buch, das hier aus dem Rahmen fällt, ist Florian Willet mit "Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab". Provokant zeigt der Wirtschaftsjurist, wie weibliche Strategien den Kampf um Karriere und Macht gewinnen werden. "Das 21. Jahrhundert gehört den Frauen", schreibt Willet. "Männer sind bloß die Copiloten. Mal sehen, wo die Frauen hinsteuern." Verlierer sind, klar, die Jungs. Damit läutet Willet den nächsten Buchtrend ein: Männer auf dem Weg nach unten.
Christiane Eifert: "Deutsche Unternehmerinnen im 20. Jahrhundert", C. H. Beck, 48 Euro
Catherine Hakim: "Erotisches Kapital", Campus, 19,99 Euro
Marianne Heiß: "Yes, she can", Redline, 19,99 Euro
Bettina Wündrich: "Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind", Rowohlt, 16,95 Euro
Kerstin Plehwe: "Female Leadership", Hanseatic Lighthouse, 19,90 Euro
Liz Mohn, "Schlüsselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens", Bertelsmann, 19,99 Euro
Florian Willet, "Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab", Verlag Ludwig, 18,80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Frauen sind spitze, Frauen schaffen es: Das ist die Botschaft eines ganzen Schwungs von Wirtschaftsbüchern.
VON BETTINA WEIGUNY
Die Frau auf dem Weg nach oben - das ist ein wunderbares Thema für ein Buch, ach, für viele Bücher, für ganze Bücherregale gar. Der Eindruck stellt sich unwillkürlich ein, wirft man einen Blick auf die Neuerscheinungen: Dieses Jahr gehört den Frauen.
"Yes, she can" lauten die Titel auf den Büchertischen. "Female Leadership", "Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind" oder "Erotisches Kapital". Es lässt sich unglaublich viel darüber schreiben, wie Frau Karriere macht: biographisch, historisch, soziologisch, analytisch, praktisch, feministisch oder auch leicht schlüpfrig.
Die Frauenfrage ist auf jeden Fall ein großes Glück für die Autoren. Die Chance, Aufmerksamkeit für sein Werk zu bekommen, war nie so groß wie jetzt, wo vier Ministerien in Berlin um die Frauenquote ringen und die ersten Frauen in die Dax-Vorstände vorgerückt sind. Das Thema "Frauen und Karriere" beschäftigt alle, es polarisiert, setzt Emotionen frei und entfacht alte Grabenkriege neu: Kann sie oder nicht? Soll sie? Und will sie überhaupt Karriere machen? Oder lieber nur ein bisschen arbeiten - neben den Kindern her? Was ist gut für uns? Haben Frauen es schon geschafft - und wenn ja, wie?
Zumindest bei der letzten Frage hilft den Lesern eine bekannte Persönlichkeit auf die Sprünge: Die Bertelsmann-Patriarchin Liz Mohn hat eine erfolgreiche Frau gefunden: sich selbst, und ein Werk über ihr "außergewöhnliches Frauenleben" verfasst. "Schlüsselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens" heißt es, und wir lernen zumindest eine unbekannte Seite an der mächtigen Witwe kennen: Die der Frauenförderin, die sich für gemischte Führungsteams starkmacht und Mädchen ermutigt, es "einfach mal zu versuchen". So wie sie, die als Telefonistin bei Bertelsmann angefangen hat. Ihrem starken Willen verdankt sie demnach ihren Aufstieg, ihrem Mut, den sie schon als Mädchen beim Eisschollen-Springen bewiesen hat: "Entweder man stürzt hinein, oder man schafft es."
Auch andere Autorinnen haben sich auf die Suche gemacht nach starken Frauen. So hat die Historikerin Christiane Eifert in "Deutsche Unternehmerinnen im 20. Jahrhundert" entdeckt: Es gab schon immer Unternehmerinnen - wie Käthe Kruse, Margarete Steiff oder Aenne Burda. Diese seien keine historischen Ausnahmefiguren. Vielmehr sei im 20. Jahrhundert jeder fünfte Unternehmensinhaber eine Frau gewesen. Ökonomisch wirksam, aber gesellschaftlich unsichtbar sei ihre Rolle gewesen, folgert Eifert. Wie denn auch Historiker sie lange übersehen, ignoriert oder ausgeblendet hätten. Das holt sie nach - und zwingt den Leser dabei über weite Strecken des Buches in die wenig fesselnden Niederungen des deutschen Mittelstandes.
Dieses Problem versucht Kerstin Plehwe zu umschiffen, indem sie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit nach weiblichen "role models" sucht. 60 Vorzeigefrauen aus allen Bereichen stellt sie in "Female Leadership" vor. Wow, denkt man bei dem Untertitel ("Die Macht der Frauen. Von den Erfolgreichsten der Welt lernen"), um dann festzustellen: Ein Buch über Steve Jobs und Mark Zuckerberg, Nelson Mandela und Zidane wäre vielleicht doch spannender gewesen als eines über Frauen wie Rita Süssmuth, Birgit Fischer und Cathy O'Dowd, die erste Südafrikanerin auf dem Mount Everest. Das ist das Manko der Frauenbücher: Sie wollen dem Leser um jeden Preis Regionalliga für Weltklasse verkaufen und haben stets nur eine Botschaft: Frauen sind spitze, Frauen schaffen das, wenn sie nur noch ein bisschen Anschubkraft (Quote, Coaching et cetera) bekommen.
Das einzige Buch, das hier aus dem Rahmen fällt, ist Florian Willet mit "Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab". Provokant zeigt der Wirtschaftsjurist, wie weibliche Strategien den Kampf um Karriere und Macht gewinnen werden. "Das 21. Jahrhundert gehört den Frauen", schreibt Willet. "Männer sind bloß die Copiloten. Mal sehen, wo die Frauen hinsteuern." Verlierer sind, klar, die Jungs. Damit läutet Willet den nächsten Buchtrend ein: Männer auf dem Weg nach unten.
Christiane Eifert: "Deutsche Unternehmerinnen im 20. Jahrhundert", C. H. Beck, 48 Euro
Catherine Hakim: "Erotisches Kapital", Campus, 19,99 Euro
Marianne Heiß: "Yes, she can", Redline, 19,99 Euro
Bettina Wündrich: "Einsame Spitze? Warum berufstätige Frauen glücklicher sind", Rowohlt, 16,95 Euro
Kerstin Plehwe: "Female Leadership", Hanseatic Lighthouse, 19,90 Euro
Liz Mohn, "Schlüsselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens", Bertelsmann, 19,99 Euro
Florian Willet, "Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab", Verlag Ludwig, 18,80 Euro
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