Der preisgekrönte afrikanische Autor Nuruddin Farah hat fünfundzwanzig Jahre seines Lebens im Exil verbracht. In dem Buch Yesterday, Tomorrow gibt er seinen Leidensgenossen, den Flüchtlingen vor dem tyrannischen System des postkolonialen Somalia, seine Stimme. Sie erzählen von unterbrochenen und neu beginnenden Lebensläufen, von einem Leben, das die Fremde als einzige Heimat hat. Vor dem Leser entfaltet sich das Kaleidoskop globaler Flüchtlingsschicksale, und er begreift die Flüchtlinge als unfreiwillige Nomaden einer postkolonialen Moderne. Ihre Geschichten fügen sich unter der Hand des Autors zu kunstvollen »short cuts«, die gleichberechtigt neben seinen epischen Hauptwerken stehen.
»Durch seine überragende Kunst gibt er der Tragödie in den entferntesten Winkeln der Welt eine Stimme, und mit ihr spricht Farah direkt zu unseren Herzen.« Chinua Achebe
»Durch seine überragende Kunst gibt er der Tragödie in den entferntesten Winkeln der Welt eine Stimme, und mit ihr spricht Farah direkt zu unseren Herzen.« Chinua Achebe
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Merklich "verstört" ist Angela Schader nach der Lektüre der Geschichten, die Nuruddhin Farrah aufgeschrieben hat. Der 1976 ins Exil gezwungene Schriftsteller aus Somalia hat in Interviews Schicksale geflohener Somalier eingefangen, die er in eine historische Skizze über das jeweilige Aufnahmeland und dessen Flüchtlingspolitik einbettet. Die Interviews habe er "weitgehend ohne Einordnung oder subjektive Wertung" geführt, so dass der Leser mit seinen Eindrücken und Urteilen allein gelassen werde. Dramatische Geschichten werden da berichtet, wie die Rezensentin eindrucksvoll belegt. Schader bemängelt zwar, dass einem keine Einführung über die Geschichte dieses Bürgerkriegslandes an die Hand gegeben würde. Aber das scheint nicht der einzige Grund zu sein, warum es schwer falle, in dem Buch "Halt und Orientierung zu finden". Sowohl in den traumatischen Erfahrungen in der Bürgerkriegssituation als auch in der Bewertung dessen, was sie im Exil erlebten, entstehe der Eindruck von "tiefster Zerrissenheit" - gegenüber der eigenen Herkunft, dem Aufnahmeland und nicht zuletzt der eigenen (verlorenen) Identität. Da tut auch die nicht besonders schmeichelhafte Charakteristik der Aufnahmeländer (hier erwähnt: die Schweiz) ihr Übriges.
© Perlentaucher Medien GmbH
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