Die Idee zu „Zärtlich“ hat mir sehr gut gefallen. Es geht nicht um die immer gleiche Liebesgeschichte. Diese Geschichte zeigt, dass nicht immer alles schwarz oder weiß ist. Sie zeigt, dass das Leben und zwischenmenschliche Beziehungen kompliziert sind. Das Erkennen und Deuten der eigenen Gefühle und
der Gefühle von seinem Gegenüber ist nicht immer leicht und so durchleben Catherine und James das…mehrDie Idee zu „Zärtlich“ hat mir sehr gut gefallen. Es geht nicht um die immer gleiche Liebesgeschichte. Diese Geschichte zeigt, dass nicht immer alles schwarz oder weiß ist. Sie zeigt, dass das Leben und zwischenmenschliche Beziehungen kompliziert sind. Das Erkennen und Deuten der eigenen Gefühle und der Gefühle von seinem Gegenüber ist nicht immer leicht und so durchleben Catherine und James das Erwachsenwerden als starke Herausforderung, die einer Achterbahnfahrt gleicht.
Das Thema hat mir also grundsätzlich gut gefallen. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass mir der Roman gut gefallen hätte.
Der Schreibstil war nicht schlecht, aber er war oft doch sehr theatralisch. Ich fühlte mich an die Leiden des jungen Werther erinnert. Einzelnen Worten wurde eine solche Dramatik beigemessen, dass ich mich tatsächlich in meine Schulzeit zurückversetzt fühlte. „Bitte interpretieren sie dieses Gedicht“. Interpretationstalent musste man auch tatsächlich haben. Die Geschichte wird aus Catherines Sicht erzählt. Und auch wenn Catherine James beste Freundin sein soll, versteht sie ihn doch zu 80 Prozent des Romans kaum, wenn nicht sogar überhaupt nicht. Dementsprechend erforderte es einiges an Interpretationstalent, James durch Catherines Augen zu analysieren.
Doch weniger noch als James, konnte ich Catherines Verhalten verstehen. Und je weniger man sie verstanden hat, desto unsympathischer wurde sie mir. Catherine ist für mich zunächst einfach eine verschüchterte, graue Maus und als sie von James zur besten Freundin erkoren wird, fühlt sie sich geschmeichelt und wird zunehmend zu einer egozentrischen, selbstsüchtigen Person. James ist jemand, der Publikum braucht. Und genau das bietet Catherine ihm zunächst. Sie himmelt ihn an und gibt ihm die Liebe, die er braucht um sich von seiner Einsamkeit abzulenken. Und Catherine? Ja, sie hatte plötzlich Angst, sie könnte James verlieren und dann… ja was? Denn als er weg war, kam sie ganz gut alleine klar. Vielleicht braucht auch sie einfach seine Aufmerksamkeit als Bestätigung ihrer selbst.
Egal von welcher Seite ich es betrachte. Weder Catherine noch James waren dem jeweiligen anderen gegenüber ein guter Freund. Sie haben sich gegenseitig benutzt und sich nicht wirklich gut getan.
Ich habe erwartet etwas über eine besondere Freundschaft zu lesen, die nicht leicht, aber etwas Besonderes ist. Meine Erwartung wurde ganz und gar nicht erfüllt. Das einzige, was man erkennen konnte war, dass es in menschlichen Charakteren die unterschiedlichsten Abgründe gibt. Und das Menschen sich in viele Dinge hineinsteigern können, die bei Tageslicht betrachtet einfach nur quatsch sind.