Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Karl-Franzens-Universität Graz (Ethik und Gesellschaftslehre), Sprache: Deutsch, Abstract: In der Folge der Ereignisse des 11. Septembers 2001 verschwanden in der öffentlichen Debatte um religiösen Fundamentalismus jene extrem konservative Gruppierungen innerhalb der evangelikalen Christinnen und Christen aus dem Blickfeld, die sich im 20. Jahrhundert bereits zwei Mal u.a. für ein flächendeckendes Verbot der Evolutionslehre an den Schulen Amerikas und für die Abschaffung des Aufklärungsunterrichts im Rahmen der Sexualerziehung eingesetzt hatten. Die Bibel ist für sie nicht nur ihre Heilige Schrift, sondern sie ist Wort für Wort, wie sie ihnen (in einer Übersetzung, wohlgemerkt) vorliegt, Gottes Wort, an das sie sich auf Punkt und Beistrich halten. Nur wer den christlichen Glauben nach genau diesen Grundsätzen lebt, wird von ihnen als wahre Christin, als wahrer Christ akzeptiert und hat ihrer Ansicht nach eine realistische Chance, bei der Wiederkunft Christi erlöst zu werden. Ihre Kirchen sind streng hierarchisch strukturiert und nur Männer haben Zutritt zu leitenden Funktionen innerhalb der Gemeinden. So verwundert es doch sehr, dass sich ungeachtet der großen Vielfalt an religiösen "Angeboten" auf dem "Markt" in den USA, in denen Frauen eine Vielfalt von Möglichkeiten zur Leitung und Verantwortung eingeräumt bekommen, dennoch erstaunlich viele Frauen in solchen Gemeinden aktiv engagieren. Im Rahmen dieser Dissertation wurde der Frage nachgegangen, warum sich Frauen gerade für eine fundamentalistische Bibelkirche entschieden haben und worin für sie die Motivation liegt, an dieser Entscheidung festzuhalten und auch andere davon überzeugen zu wollen. Besonders für Frauen stellt sich in diesem Zusammenhang ja eine spezielle Motivationsfrage, da ihnen allein aufgrund der Tatsache, dass sie Frauen sind, erhebliche Einschränkungen auferlegt werden. Den Hintergrund fürdiese Untersuchung lieferte die "Theory Of Religion" zweier US-amerikanischer Soziologen, die auf Basis der Grundannahme, dass sich die Gesetze der Ökonomie (die von einem direkten Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage und eines großen Einflusses des persönlichen Vorteils auf die jeweilige Produktentscheidung ausgehen) auch auf den Bereich religiöser Entscheidungen anwenden lassen. Anhand von Interviews mit sieben Fundamentalistinnen, die im Rahmen einer Feldstudie im April 2010 in einer fundamentalistischen Bibelkirche im Bundesstaat Maryland durchgeführt wurden, werden die Grenzen der Anwendbarkeit dieser "Rational Choice Theory" sichtbar gemacht.
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