Zumeist werden Kriminalromane konstruiert. Am Anfang steht der Mord, der rückwärts verschleiert wird, und es gibt einen Mann oder eine Frau, die zur Aufklärung schreitet. Nicht selten mit einer Schwäche behaftet oder unglücklich verliebt. Frank Göhre hingegen konstruiert nicht, er komponiert. Er
benötigt keine Pathologen, die den Schrecken en detail wiedergeben, keinen Serienkiller, der ein Spiel…mehrZumeist werden Kriminalromane konstruiert. Am Anfang steht der Mord, der rückwärts verschleiert wird, und es gibt einen Mann oder eine Frau, die zur Aufklärung schreitet. Nicht selten mit einer Schwäche behaftet oder unglücklich verliebt. Frank Göhre hingegen konstruiert nicht, er komponiert. Er benötigt keine Pathologen, die den Schrecken en detail wiedergeben, keinen Serienkiller, der ein Spiel mit den Ermittlern treibt, nicht mal ein ausgeklügeltes Rätsel, das es zu entziffern gilt, sein Chor besteht aus dem Alltag. Aus einer Vielzahl von Stimmen setzte er in Zappas letzter Hit eine spannende Hintergrundgeschichte über Hamburger Seilschaften in Szene und billigt augenzwinkernd, dass man nach Parallelen in der Wirklichkeit sucht. Trotz der teilweisen Überlappung der Erzählstränge schafft es Göhre, dass die Geschichte sich in einem Zug liest und die Spannung hoch bleibt. Die Rache einer Tochter, die dunklen Seiten eines Innensenators, die Machenschaften eines Investors bilden dabei das Herzstück, während eine Unzahl an Nebenfiguren das Milieu bereichern, der Autor gekonnt verschiedene Erzählstile einsetzt, als habe er in ihnen den Spiegel für die bunte Mixtur menschlicher Charaktere gefunden, die eine Stadt wie Hamburg ausmachen.