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Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete der Wiener Arzt Christoph von Hartungen in Riva am Gardasee ein Sanatorium, das schnell zu einem bevorzugten Dorado von Aristokraten, Diplomaten, Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern wurde. Die besondere Anziehungskraft des Ortes machte die uralte Verbindung von südlichem Naturerlebnis, Heilklima und humanistischer Kulturtradition aus, die Reminiszenzen reichen von Vergil über Dante bis zu Nietzsche. Vor dem Ersten Weltkrieg verkehrten hier prominente Persönlichkeiten wie Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Franz Kafka und Max Brod,…mehr

Produktbeschreibung
Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete der Wiener Arzt Christoph von Hartungen in Riva am Gardasee ein Sanatorium, das schnell zu einem bevorzugten Dorado von Aristokraten, Diplomaten, Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern wurde. Die besondere Anziehungskraft des Ortes machte die uralte Verbindung von südlichem Naturerlebnis, Heilklima und humanistischer Kulturtradition aus, die Reminiszenzen reichen von Vergil über Dante bis zu Nietzsche. Vor dem Ersten Weltkrieg verkehrten hier prominente Persönlichkeiten wie Thomas und Heinrich Mann, Sigmund Freud, Franz Kafka und Max Brod, Christian Morgenstern, Rudolf Steiner, Magnus Hirschfeld oder Hermione von Preuschen.
Autorenporträt
Jasper, WilliWilli Jasper, 1945 in Lavelsloh geboren, lebt als Kulturwissenschaftler und Publizist in Berlin. Er studierte ab 1968 an der Freien Universität Berlin und gehörte 1970 zum Gründerkreis der maoistischen KPD/AO. Bis 2010 war er Professor für deutsch-jüdische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Potsdam.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Riva hat der deutschen Literatur gutgetan", weiß Rezensent Florian Illies nach diesem Buch des Literaturwissenschaftler Willi Jaspers. Es ist die Biografie des Badeort am Gardasee, dessen berühmtes Hartungsches Sanatorium Vorbild für die Klinik in Thomas Manns "Zauberberg" war. Nicht nur die Familie Mann pflegte sich hier von den Zumutungen des Alltags zu erholen, zuvor logierten in dem Ort schon Goethe, Heine und Nietzsche, später dann auch Sigmund Freud, Max Brod und Kafka und die ganze "nervengeplagte Kreativbranche des Fin de siecle", wie Illies witzelt. Wunderbare Episoden, gute Recherche und hervorragende Deutungen kann Illies dem Buch zudem attestieren, das einen wichtigen Ort der deutschen Literatur in der Kulturgeschichte verankert habe.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2011

Die Nerven sind's

Riva di Garda, an der nördlichen Ausbuchtung des Gardasees gelegen, ist eine vornehme Stadt, die der Tourismus bis heute nicht restlos hat vereinnahmen können. In ihrem Rücken ist sie von steil aufragenden Felswänden beschattet, zu ihren Füßen breitet sich generös der See aus und öffnet den Blick auf den "tränenschimmernden Süden", den Hans Castorp im verschneiten Davos des "Zauberbergs" imaginierte. Wenn es einen Ort gibt, in dem europäischer Norden und Süden fugenlos ineinander verfließen, dann liegt er hier. Zum Fin de Siècle wurde diese noble Badeort zum bevorzugten Resort für die überreizten Nerven einer Geisteselite, die nicht selten nach Riva kam, um sich in den Sanatorien der Stadt vom Symptomleiden ihres nervösen Zeitalters zu kurieren: der Neurasthenie. Sigmund Freud, Franz Kafka, Friedrich Nietzsche sind neben Thomas und Heinrich Mann nur einige Namen von dieser Gästeliste. Riva bot ihnen nicht die Entrücktheit von Davos, aber eine seltsame diplomatische Neutralität inmitten politisch umkämpften Gebiets. Im Schatten des Berges gedieh ein geistiges Milieu, in dem lebensreformerische Gedanken Praxis wurden und fortschrittliches politisches Denken sich entfalten konnte. Der Fehdehandschuh des ästhetischen Militarismus lag unweit entfernt in d'Annunzios monumentaler Totenstadt "Il Vittoriale", auch die Weltkriegsahnung war hier wohl präsenter als andernorts. Thomas Mann verwandelte das gewaltige Tosen des nahe gelegenen Wasserfalls im "Zauberberg" in ein donnerndes Präludium des Ersten Weltkriegs. Willi Jaspers ideengeschichtlicher Essay hat das Verdienst, einen Ort erstmals fest zu verankern, dem die deutsche Literatur zahlreiche Inspirationen verdankt, der stockenden Werken Auftrieb gab und der vor allem half, die Balance von Leben und Kunst neu auszurichten. Jasper nimmt Riva als Transitstation für Fragmente, Anekdoten, Miniaturen, meist anregend, oft abschweifend. Man kommt nicht im Ortskern von Riva an. (Willi Jasper: "Zauberberg Riva". Matthes & Seitz Berlin Verlag, Berlin 2011. 224 S., geb., 19,90 [Euro].)

thom

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