Man sollte viel öfter innehalten
Als Lilian ihrer Mutter freudestrahlend von der Verlobung mit Theo berichtet, drückt diese ihr einen Brief von ihrer schon verstorbenen Großmutter Edda in die Hand. Darin findet sie eine 10-Punkte-Liste: „Nimm dir fünf Wochen unbezahlten Urlaub“ liest sie als
ersten Punkt und gleich danach sollte sie diese Zeit in Omas geliebtem Häuschen am Meer verbringen.…mehrMan sollte viel öfter innehalten
Als Lilian ihrer Mutter freudestrahlend von der Verlobung mit Theo berichtet, drückt diese ihr einen Brief von ihrer schon verstorbenen Großmutter Edda in die Hand. Darin findet sie eine 10-Punkte-Liste: „Nimm dir fünf Wochen unbezahlten Urlaub“ liest sie als ersten Punkt und gleich danach sollte sie diese Zeit in Omas geliebtem Häuschen am Meer verbringen. Was tun? Ihr Chef ist nicht begeistert, könnte ihr aber, wenn sie sofort Urlaub nimmt, diese fünf Wochen gewähren. Also fährt sie an die Ostsee, nach Gasselsheide. Kaum angekommen macht sie Bekanntschaft mit einem großen Hund und einem jungen Mann, der diesen wilden Kerl für einen ziemlich griesgrämigen Nachbarn des Öfteren ausführt.
Matts heißt dieser junge Mann, dem sie immer mal wieder über den Weg läuft. Sie erzählt ihm von dieser Liste, sie bauen Steinmännchen am Strand, er nimmt sie mit in den Hochseilgarten.
Eddas Liste verlangt auch, sich ihrer Angst zu stellen – kann sie ihre Ängste überwinden? Und sie verlangt noch so einiges mehr, das zu bewältigen ihr schier unmöglich scheint. Viele Jahre hat sie Eddas Häuschen gemieden, sie haben sich zwar nicht oft, aber wenn doch, auf neutralem Boden getroffen. Und nun denkt Lilian zurück, an ihre Freundin in Kindertagen, sie lässt diese Gedanken endlich zu. In diesen fünf Wochen ist so einiges passiert mit ihr, sie musste ihre Ängste überwinden und sich von Schuldgefühlen lösen.
Edda war eine kluge Frau, sie hat mit dieser Liste Lilian innehalten lassen. Im Nachhinein ist ihre Enkelin ihr sehr dankbar, denn sie hat sich ihrer Vergangenheit gestellt und ist so bei sich selbst angekommen. Und ganz nebenbei hat sie wundervolle Menschen kennengelernt. Ihr Blick auf ihr Leben ist ein ganz anderer geworden.
Ja, es ist auch eine Liebesgeschichte, die so viel mehr zu bieten hat. Josefine Weiss ist eine fulminante Geschichtenerzählerin, ich kenne und schätze sie und ihre Bücher, zu denen ich immer wieder gerne greife. „Zehn Schritte zu dir, zu mir und zu uns“ hat mich nachdenklich zurückgelassen. Man sollte viel öfter innehalten, Ängste überwinden, Neues ausprobieren - das Leben ist bunt.