Diese Veröffentlichung beschäftigt sich mit den romanischen Wandmalereien der Burgkapelle Ottenstein im niederösterreichischen Waldviertel. 40 Jahre nach ihrer Entdeckung widmet sie sich der kunsthistorischen Aufarbeitung einer der ältesten, bekannten Monumentalausstattungen eines Sakralraumes in Österreich. Doch nicht nur ihr Alter macht die Bilder unikal. Die Darstellungsinhalte mehrerer Malereien erfahren eine Neudeutung. Im Fall einer Gewölbedarstellung lassen sich keine Beispiele der romanischen Kunstgeschichte, die zum Vergleich herangezogen werden können, finden. Eine Analyse des ikonographischen Programms birgt Hinweise auf den Versuch von Burg- und Landesherr mithilfe der Wandmalereien gedankliche Konzepte, die sie zu verbreiten suchen, zu verbildlichen. Die in dieser Arbeit angestrengte Deutung der Malereien im Gesamtzusammenhang lässt zu dem Schluss kommen, dass die Zusammenstellung der Bildfelder ebenfalls dieses Ziel verfolgt. Die Darstellungen haben Themen wie die Abgrenzung von jüdischen Glaubensinhalten und die Kreuzzüge, aber auch den Aufstieg des Ritter- und Ministerialstandes sowie den Aufschwung der Ostmark zum Inhalt.