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Jack Dana war als US-Marine an den einschlägigen Kriegsschauplätzen der Welt im Einsatz. Nach einer Verletzung beginnt er zu schreiben, und gleich sein erster Roman wird ein großer Erfolg. Als er von einer längeren Reise zurückkehrt, muss er erfahren, dass sich sein Onkel Harry, der wie ein Vater für ihn war, in seinem Wochenendhaus auf Long Island das Leben genommen hat. Doch Jack, der seinen Onkel besser kennt als jeder andere, glaubt nicht an Selbstmord. Wollte jemand Harry aus dem Weg räumen? Doch weshalb? Und welche Rolle spielt Kerry Black dabei, die schöne Kollegin Harrys, der Jack…mehr

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Produktbeschreibung
Jack Dana war als US-Marine an den einschlägigen Kriegsschauplätzen der Welt im Einsatz. Nach einer Verletzung beginnt er zu schreiben, und gleich sein erster Roman wird ein großer Erfolg. Als er von einer längeren Reise zurückkehrt, muss er erfahren, dass sich sein Onkel Harry, der wie ein Vater für ihn war, in seinem Wochenendhaus auf Long Island das Leben genommen hat. Doch Jack, der seinen Onkel besser kennt als jeder andere, glaubt nicht an Selbstmord. Wollte jemand Harry aus dem Weg räumen? Doch weshalb? Und welche Rolle spielt Kerry Black dabei, die schöne Kollegin Harrys, der Jack zusehends verfällt? Jack verstrickt sich immer tiefer in die Machenschaften der einflussreichen Kanzlei, bei der Harry gearbeitet hat - und gerät bald selbst in Lebensgefahr ...

Louis Begley hat mit "Zeig dich, Mörder" einen eleganten und dabei fesselnden Roman geschrieben, der die Leser von den Bürotürmen New Yorks mitten nach Long Island führt. Geistreich und hintersinnig entblättert er die protzigen Fassaden malerischer Wochenendhäuser - und inszeniert ein Katz-und-Maus-Spiel, das den Leser um seinen Helden Jack Dana bangen lässt.
Autorenporträt
Begley, Louis
Louis Begley, 1933 in Polen geboren, arbeitete bis 2004 als Anwalt in New York. Als Schriftsteller wurde er mit seinem Roman Lügen in Zeiten des Krieges weltweit bekannt. Seine Bücher wurden in 18 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet.

Krüger, Christa
Christa Krüger übersetzte u.a. Werke von Louis Begley, Penelope Fitzgerald und Richard Rorty. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Louis Begleys Kunst der eleganten Formulierung kann Rezensentin Katharina Granzin leider nicht über die offensichtlichen Schwächen seines neuen Romans "Zeig dich, Mörder" hinwegtäuschen. Wie ein "Kasperletheater" erscheint der Kritikerin dieser Krimiversuch, in dem ein aus Afghanistan heimkehrender US-Soldat den angeblichen Selbstmord seines Onkels aufklären will. Denn abgesehen von viel Effekthascherei kann Granzin hier beim besten Willen weder Logik noch realistische Szenarien oder irgendwie überzeugende Figuren erkennen. Und bei den "Doris-Day"-Filmdialogen kann die Rezensentin den Roman leider vollends nicht mehr ernst nehmen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2015

Er hat den Namen gesagt ! Er hat ihn tatsächlich gesagt

Wenn Schriftsteller unter die Detektive gehen, fallen alle Kleider: Louis Begley hat seinen ersten Kriminalroman geschrieben. "Zeig dich, Mörder" bietet Realismus aus dem Geist des Terminkalenders und der Spesenabrechnung.

Harvard, Yale, Oxford. Darunter macht er's wohl nicht. Louis Begley lässt die Namen der weltberühmten Lehranstalten auf den ersten Seiten seines jüngsten Romans fallen. Das Beste ist ihm für seinen Ich-Erzähler noch nicht gut genug. Es muss schon das Beste vom Besten sein.

Dieser Jack Dana, Sohn eines Harvard-Professors und Yale-Absolvent, erhält ein Stipendium für die Universität Oxford. Von den 38 Colleges der Universität kommt für ihn nur Balliol in Frage, die uralte Wiege der Staatsmänner, das College von Adam Smith und Richard von Weizsäcker. Dann wird der Yale-Mann auch noch nach Harvard berufen, in die Society of Fellows, die Gesellschaft der von Lehrpflichten entlasteten Forschergenies. Dass der Tüchtige so viele Glücksgüter aufhäuft, kommt auch in anderen Romanen vor, namentlich solchen, die sich in Flughafenbuchhandlungen stapeln. Jeder Porschefahrer trägt dort eine Rolex und lagert im Edelstahlkühlschrank von Liebherr ausschließlich Dom Pérignon. Der Markenfetischismus ist ein Markenzeichen der Trivialliteratur: Die Beschwörung einer Welt der Privilegien ersetzt die Beschreibung.

Louis Begleys jüngstes Werk mit dem plakativen Titel "Zeig dich, Mörder" ist indes kein Universitätsroman, sondern ein Krimi. Warum überhaupt der ausführliche Lebenslauf des Helden? Weil auch Lord Peter Wimsey, der von Dorothy Sayers erfundene Detektiv, in Balliol studiert hat? Die Auflistung der allerbesten Adressen lässt an das autobiographische Konstruktionsverfahren von Hochstaplern wie Christian Gerhartsreiter alias Clark Rockefeller denken. Gerhartsreiter, der sich als Yale-Alumnus ausgab, erzählte seinem Biographen Walter Kirn Phantastisches über seine politischen Kontakte, literarischen Ambitionen und wissenschaftlichen Wunderleistungen in geheimem Staatsauftrag. Jack Dana stellt sich als Hauptmann der Marineinfanteristen vor, dessen einziger Freund bei der CIA arbeitet und ihn mit einem teuflischen Spezialrevolver ausstattet, der in der Hand explodiert. Für Dana bot der 11. September 2001 die Chance, der Chronik seiner akademischen Triumphe ein neues Kapitel anzufügen: Er hat "die härtesten Kampfschulen des Marinekorps mit Auszeichnung absolviert".

Verwundet aus Afghanistan heimgekehrt, ist er eigenen Angaben zufolge mit Büchern über seine Kriegserlebnisse sogleich zum gefeierten Schriftsteller geworden, der auf den Partys der New Yorker Verlagsszene herumgereicht wird und seinen ersten Roman nach Hollywood verkauft. An diesen Durchmarsch des Talents kann man leider schlecht glauben, wenn als einzige Probe die von vorne bis hinten so zähe wie unplausible Kriminalgeschichte dienen muss, die Begley seinen Überflieger aller Klassen erzählen lässt, der Bericht Danas darüber, wie er den als Selbstmord getarnten Mord an seinem Onkel aufgeklärt und gerächt hat. "Wir trafen uns im Restaurant und widmeten uns dem Dinner mit der Hingabe, die ihm zukam, tranken eine Flasche alten Barolo dazu und saßen nach dem Mahl noch eine Weile bei einem sortenreinen Grappa zusammen." Von Mahl zu Mahl schleppt sich der Erzähler wie ein pflichtbewusster Restauranttester: Die dreihundert Seiten eines ordentlichen Romans müssen voll werden. Realismus aus dem Geist des Terminkalenders und der Spesenabrechnung.

Der ehemalige Yale-Professor William Deresiewicz hatte im vergangenen Jahr einen Debattenbucherfolg mit der These, die Ivy League züchte Konformisten. Schon bei den Schülern erfasse das Strebertum die gesamte Lebensführung, wenn sie in blindem Eifer die außerschulischen Aktivitäten abhakten, deren Nachweis in den Aufnahmeprüfungen der Universitäten verlangt werde. Nach diesem Prinzip versorgt Begley beziehungsweise Onkel Harry den jungen Jack während der Internatsferien mit ästhetischen Erlebnissen: "Seine Wohnung in der Fifth Avenue war nur wenige Schritte vom Metropolitan Museum entfernt. Auf seine nachdrückliche Empfehlung erkundete ich die Galerien des Museums, manchmal in Begleitung eines jungen Kurators." (Die "Galerien" sind einer der typischen Fehler der Übersetzung; richtig wären "Säle".) Auch hier ersetzen der Markenname und das Zertifikat über den zusätzlichen Exklusivservice die erzählerische Beglaubigung des Bildungserfolgs. Für welche Kunstwerke der junge Kurator dem Neffen des angesehenen Anwalts die Augen öffnete, wird nicht mitgeteilt. Auf der Jagd nach den Mördern des Erbonkels muss Jack Dana dann auch kein irgendwie geschärftes Sehvermögen zum Einsatz bringen, keine Aufmerksamkeit für das verräterische Detail.

Mit Geräten zur Optimierung der Sinne hat er seit seiner Rückkehr ins Zivilleben nichts mehr zu tun. Er findet in einer Sofaritze das iPhone seines Onkels, das mit der Sprachaufzeichnungsfunktion den Kampf zwischen Killer und Opfer festgehalten hat, und muss sich die Benutzung des Geräts erst beibringen lassen. Der Polizei will er dieses Beweismittel nicht übergeben, weil er Polizisten für Banausen hält. Ohne Hilfe von Kommissar Zufall hätte er freilich gar nichts herausgefunden. Wenn dem leblosen Buch nicht jede Spur von Witz fehlte, könnte man Jack Danas Biographie als Satire auf die Dünkelwirtschaft der erblichen Meritokratie lesen. Wozu schickt Begley ihn auf die hohen Schulen? Die Yale-Universität ist für die feine Unterscheidungskunst ihrer Literaturwissenschaftler bekannt. Hier eine Demonstration der hermeneutischen Leistungen Danas: "Kerry trug ein einteiliges Kleid aus schwarzem Seidenjersey und gefährlich hohe Absätze. Ich verstand ohne Worte, dass sie Lust auf Sex hatte."

Kerry, die engste Mitarbeiterin des Onkels, der Ziehsohn und Ziehtochter verkuppeln wollte, verliert die Lust, als sie erfährt, dass Jack den Mörder verbluten ließ, nachdem er sich mit der CIA-Waffe verstümmelt hatte. "Kerry verließ mich. Ich kann es nicht ertragen, wie du riechst, wenn du mich berührst, sagte sie. Du riechst nach Blut." Das Liebes-Aus wird "Amerikas führender junger Autor und Kriegsheld", wie die Boulevardpresse ihn apostrophiert, verschmerzen können. Vor dem Harvard-Yale-und-Oxford-Mann öffnen sich in der Kolportagewelt des Romans nicht nur alle Türen, es fallen auch alle Kleider, Einteiler wie Mehrteiler.

Wie kommt ein Schriftsteller, der einen Racheplot in die Tat umsetzen will, an Betäubungspfeile? Er fragt "die geschiedene Frau eines Mannes, mit dem ich Lacrosse gespielt hatte", eine Tierärztin, die "als Spezialistin für große Tiere im Bronx Zoo" arbeitet. Diese Susie gibt sogleich zu erkennen, dass sie es mit einem so großen Tier nicht alle Tage zu tun bekommt. "Hübsch hatte ich sie schon immer gefunden, aber noch nie so gutaussehend wie jetzt. Sie legte den weißen Mantel ab, stand in einem grauen ärmellosen Top da, und ich bemerkte, dass sie ihre Achselhöhlen nicht rasierte. War das eine neue Entwicklung, oder hatte ich noch nie Gelegenheit gehabt, hinzusehen, fragte ich mich. In der Luft hing ein Geruch von frischem Schweiß, zweifellos ihrem."

Zweifellos! Die rasiermesserscharfe Logik dieses Ausschlussverfahrens müsste Wilhelm von Ockham eifersüchtig machen, der in seinen Oxforder Jahren kein Balliol-Stipendium errang. Dana bedankt sich bei der Giftpfeillieferantin, indem er sie mit seinem Kommilitonen von der CIA zusammenbringt. Die arrangierte Ehe tut im Milieu der Hochgebildeten so verlässliche Dienste wie der Empfehlungsbrief für den Neffen.

Onkel Harry muss sterben, weil er seinem reichsten Mandanten auf die kriminelle Schliche gekommen ist. Dabei geht es nicht um Stoff für den Lokalteil der "New York Times" wie die Müllverbrennung in den Außenbezirken. Harold Chilton Dana ist schließlich kein Winkeladvokat in der Court Street in Brooklyn. Er war auf einer Eliteuniversität, ist naturgemäß Partner einer Elitekanzlei in Manhattan und vertritt standesgemäß einen Eliteverbrecher mit globalem Portfolio und Konzernzentrale in Texas. So kann Begley den Krimi ohne Spannung zum politischen Zeitroman aufmotzen. Die Profite aus "Drogen- und Waffenhandel, Proliferation von Atomwaffen, Geldwäsche, Verstößen gegen Embargos, Kinderarbeit, Umweltverschmutzung in nie dagewesenem Ausmaß und Menschenhandel" fließen an republikanische Kongressmitglieder.

So mutet uns Begley aber auch zu, es für möglich zu halten, dass der Herr dieses Reichs der Finsternis dem listigen Neffen denselben Killer ins Haus schickt wie dem lästigen Onkel, und das, nachdem ihm Jack Dana die Tonaufnahme mit der Stimme des Mörders vorgespielt hat. Und dann plaudert der Oberschurke den Namen des Schergen auch noch aus! "Er hatte den Namen gesagt! Er hatte ihn tatsächlich gesagt. Er weiß, dass der Profi Slobo heißt." Dana kann es selbst kaum fassen. Er weiß, dass so etwas in Krimis nie vorkommt. Warum in diesem? Offenkundig ist der Verfasser in einer Bildungsideologie befangen, für die Bosheit nur ein Synonym von Dummheit ist.

PATRICK BAHNERS

Louis Begley: "Zeig dich, Mörder!" Roman.

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Christa Krüger. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 302 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2015

Das Böse, das
aus Texas kommt
Louis Begley, Spezialist für die distinguierte
Ostküste, macht einen Ausflug ins Krimigenre
VON CHRISTOPH SCHRÖDER
Wer um die Innigkeit weiß, in der Mensch und Haustier miteinander verbunden sein können, der wird nicht glauben, dass ein Mann, der seinem Leben angeblich selbst ein Ende gesetzt hat, zuvor noch seinen geliebten Kater getötet haben soll. Aber exakt das ist der Anblick, den die Haushälterin vorgefunden hat: „Er hing an seinem Seil, das an einem der hohen Scheunenbalken befestigt war, sein Gesicht grün verfärbt, die Zunge hing heraus, die Augen quollen hervor – und auf dem Fußboden neben dem Schreibtisch lag Plato. Mit gebrochenem Genick.“ Zuvor, so stellt sich heraus, hatte jemand Plato, dem Kater, noch die Schnurrhaare abgeschnitten.
  Der Mann, der in seinem luxuriösen Wochenendhaus auf Long Island tot aufgefunden wird, heißt Harry Dana, Mitte 60, Rechtsanwalt und Seniorpartner in einer angesehenen New Yorker Kanzlei. Eine klassische Louis-Begley-Figur also, zu Hause in jenem reichen und distinguierten Ostküstenmilieu, das Begley in seinen Romanen immer wieder auf das Glänzendste geschildert und als Bühne benutzt hat. Wer die Bücher um den sinistren, einsamen Albert Schmidt kennt, der weiß, welche Funken ein Autor in Höchstform aus der intimen Kenntnis der Verhältnisse schlagen kann. In „Zeig dich, Mörder“ wollte Begley, so scheint es, noch einmal eine neue Volte schlagen: Der Auslöser für den Entschluss, einen Kriminalroman zu schreiben, sei, so erzählt Begley, die permanente Angst davor, dass ein Fremder in seine Privatsphäre eindringe und er, Begley, ihm hilflos ausgeliefert sei. Und in der Tat gehört jene indirekt vermittelte Szene, in der Harry den Tod findet, zu den beklemmendsten des Romans.
  Doch der Reihe nach: Der Ich-Erzähler von „Zeig dich, Mörder“, ist Harrys Neffe Jack, und schon in der Anlage dieser Figur demonstriert Begley, dass er offenbar bereit war, dem Krimigenre eines seiner Markenzeichen zu opfern: seine Subtilität. Denn Jack ist eine Art Mensch gewordenes Universalwerkzeug – er kann einfach alles. Nach dem 11. September 2001 hat er sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet. In Afghanistan hat er das Töten gelernt; verwundet und desillusioniert kehrte er zurück, begann, Romane zu schreiben, und wurde zu einem der wichtigsten amerikanischen Autoren seiner Generation. 18-Kilometer-Läufe absolviert er mühelos; ein phantastischer Liebhaber ist er noch dazu, wie sich später herausstellen wird, und über detektivischen Spürsinn verfügt er ohnehin.
  Man mag Begley die Ansammlung von Stereotypen gerade noch verzeihen. Vollends abstrus wird es, wenn es um die eigentliche Krimihandlung geht. Dass sein Onkel Harry, der nach dem frühen Tod von Jacks Eltern zu einem Vaterersatz geworden war, sich nicht selbst umgebracht hat, sondern ermordet wurde, vermutet Jack umgehend, als er die Nachricht von Harrys Tod in seinem Mailpostfach findet.
  Doch da Jack gerade von einer ausgedehnten Südamerika-Reise zurückgekehrt ist, ist Harrys Leichnam bereits verbrannt; sämtliche Spuren sind gesichert, besser gesagt: verwischt. Dass Jack dennoch den Anfang einer Beweiskette in die Hände bekommt, an deren Ende eine Verschwörung von nationalem Ausmaß steckt, der sein Onkel zum Opfer gefallen ist, verdankt er einer Reihe haarsträubender Unwahrscheinlichkeiten.
  Um nur eine zu nennen: Die Hinrichtung des Onkels durch einen Profikiller vom Balkan wurde quasi aus Versehen und ganz zufällig auf Harrys Smartphone mitgeschnitten, das während der Tat ebenso zufällig in eine Sofaritze rutschte, wo es zufällig die Aufnahme fortsetzte und Wochen später zufällig von Jack gefunden wird, weil die Polizei, die das ganze Haus abgesucht hatte, zufällig eben dort nicht nachgeschaut hatte. Jeder seriöse Krimiautor würde eine derartige Ansammlung von Unplausibilitäten von sich weisen.
  So setzt sich das fort, bruchlos und vor allem ohne jede Überraschung. Dass Jack den Mörder seines Onkels aufspüren und richten wird, erfahren wir gleich auf der ersten Seite, „was ich getan habe, würde ich ohne Zögern wieder tun“, denn „ich verachte Feiglinge und scheinheilige Weicheier und ihre selbstgefällige Naivität.“ So spricht ein angeblich kriegstraumatisierter Veteran, der sich dessen ungeachtet auch als Zivilist weiterhin zur Kampfmaschine ausbilden lässt. Das Ende steht also am Anfang, und auch der Plan, mit dem Jack gegen den Auftragsmörder und dessen Hintermann, einen schwerreichen und erzkonservativen texanischen Industriellen (ist nicht auch das bereits wieder ein Klischee?), hinter dessen verzweigte Machenschaften Harry gekommen war, vorgeht, funktioniert von vorne bis hinten wie am Schnürchen. Kein Joker in Sicht, der noch einmal eine Wendung hineinbringen könnte, nur eine schöne und kluge Frau, Harrys engste Mitarbeiterin, als Staffage. Ansonsten geht „Zeig dich, Mörder“ exakt so aus, wie man es als Leser vermutet hätte. Das ist nicht verboten, aber langweilig.
  Stellt sich die Frage, warum ein so renommierter und eleganter Autor wie Louis Begley im Alter von mehr als 80 Jahren nun einen offensichtlich verunglückten Roman vorlegt. Es habe ihm, so zitiert ihn die Verlagshomepage, großen Spaß gemacht, das Genre zu wechseln. Der Spaß bleibt jedoch recht einseitig, denn von einer ironischen schriftstellerischen Distanzierung von den trivialen Auswüchsen des Actionthrillers ist nichts zu spüren, während hingegen die Darstellung seines ureigenen Ostküsten-Terrains von eben jener Trivialität angefressen und von Jacks Hardboiled-Gehabe verkleistert wird. Begley meint das alles ernst, weil er nun mal eigentlich ein im besten Sinne ernsthafter Schriftsteller ist. Von den Anforderungen eines Kriminalromans ist er paradoxer- oder auch beruhigenderweise überfordert.
        
  
  
  
Louis Begley: Zeig dich, Mörder. Roman. Aus dem Englischen von Christa Krüger. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 302 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 16,99 Euro.
Rollenwechsel mit Hindernissen: Louis Begley. Foto:  Richard Koek
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"... eine willkommene Abwechslung ..."
Peter Pisa, Kurier, Wien 10.01.2015
»Der Autor erstaunt durch eine enorme Variationsbreite an Stilmitteln. Mal hämmert er einen Absatz lang geschliffene Hauptsätze, dann wieder verblüfft er mit Schachtelgrammatik à la Thomas Mann. Diese Wandlungsfähigkeit imponiert.« Ulf Heise MDR Figaro 20150428