Als Manuel geboren wird, bricht der Spanische Bürgerkrieg aus und spaltet das Land. Aus dieser Zeit bleibt dem Kind die Erinnerung an eine Geigenmelodie, für immer verbunden mit der Sehnsucht nach dem abwesenden Vater. Denn der konservative Grundbesitzer, ein Anhänger Francos, muss sich vor den Republikanern auf dem Dachboden seines Hauses verstecken. Nur nachts traut er sich auf der Geige zu spielen. Später wird der Vater wieder auftauchen und mit strenger Hand die Familiengeschicke lenken. Die Zeit der Unsicherheit ist vorbei, Ruhe kehrt ein. Es ist die Ruhe des konservativen Milieus, in dem der Junge heranwächst. Seit Generationen gehören der Familie Orangenhaine in der Gegend von Valencia, und die Pflege dieser Plantagen bestimmen den Jahresablauf der Grundbesitzer und ihrer Landarbeiter. Nur während des Bürgerkrieges wurde für eine kurze Zeit diese scheinbar gottgewollte Ordnung in Frage gestellt, als die Republikaner im Dorf den Aufstand probten und die Kirche plünderte n. Doch mit dem Sieg des Generalissimus ist die Zeit der Freiheit vorbei, die patriarchalische Weltordnung wieder hergestellt. Die Republikaner im Dorf, welche die Säuberung überstanden, werden zu Außenseitern - und ziehen das Kind Manuel, den alles Verbotene reizt, magisch an. Überhaupt ist Manuel von allem, was außerhalb der Familie passiert und nichts mit der elterlichen, tief katholischen Strenge zu tun hat, zutiefst fasziniert.'Zeit der Orangen' sind Kindheitserinnerungen, die weit über persönliche Erinnerungen hinausgehen. Dem in seinem Heimatland hochgelobten Romancier Manuel Vicent gelingt vielmehr ein meisterhafter Blick auf das Faszinosum 'Kindheit' und eine glasklare Analyse der Ära nach dem Bürgerkrieg, als sich eine bleierne Schwere über die spanische Gesellschaft legte.