Diesen Roman kann man nur aus seiner Zeit heraus lesen. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Begriff der Freiheit etwas Absolutes, der Griff nach den Sternen. Die Lösung überhaupt. Wer wollte sich schon freiwillig noch einmal Ketten anlegen lassen? Die bürgerliche Existenz einer Ehe droht als Hort der
Unfreiheit, wenn eine Geliebte ein Kind erwartet. Sartres Mathieu Delarue flüchtet in die Arme…mehrDiesen Roman kann man nur aus seiner Zeit heraus lesen. Nach dem zweiten Weltkrieg war der Begriff der Freiheit etwas Absolutes, der Griff nach den Sternen. Die Lösung überhaupt. Wer wollte sich schon freiwillig noch einmal Ketten anlegen lassen? Die bürgerliche Existenz einer Ehe droht als Hort der Unfreiheit, wenn eine Geliebte ein Kind erwartet. Sartres Mathieu Delarue flüchtet in die Arme einer anderen Frau, überläßt dem Freund die werdende Mutter. Wie aber sieht seine wiedererlangte Freiheit aus, sie ähnelt sehr der Enthaltsamkeit, Askese. Aus Angst vor zu viel Beziehung geht man besser gar keine ein. Verantwortung zu tragen als Drohung, unter ihr zusammenzubrechen. Als kleinbürgerliche Spielwiese. Dann doch lieber der eigenen Philosophie des Existenzialismus folgen, das Leben als endlich, in Sein und Nichts aufgespalten sehen und das Nichts als das Ausschlaggebende betrachten, das jedem Menschen am Ende seines Weges bleibt. Wir verschwinden einfach. Tabula rasa. Warum Rücksicht nehmen? Warum sich nicht Selbstverwirklichen? Delarue plädiert sein Anrecht darauf, sich einsam fühlen zu wollen und unbehelligt von uns allen sein Ego zu pflegen. Wie Sartre ihn beschreibt, ist es ein faszinierendes Dokument eines Schriftstellers, der seiner Zeit Orientierung bietet, obwohl um ihn herum alles zusammengefallen ist. Heute wirkt der ganze Roman doch etwas egoman. Ein wenig angestaubt.