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Geld oder Liebe, Pflicht oder Leidenschaft - der ehrgeizige New Yorker Anwalt Newland Archer muss sich entscheiden:
Will er sein Leben mit May Welland teilen, einer jungen Frau aus gutem Haus und wie geschaffen für sein berufliches Fortkommen? Oder steht er zu seinen Gefühlen für Mays Cousine Ellen Olenska, die im Begriff ist, gegen alle Konventionen zu verstoßen? Edith Wharton gelang mit dieser bewegenden Dreiecksbeziehung ein preisgekröntes Meisterwerk.
Newland soll Ellen zur Vernunft bringen. Zwar hatte man gerüchteweise von ihrem dunklen Eheleben gehört, doch was nun getuschelt wird,
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Produktbeschreibung
Geld oder Liebe, Pflicht oder Leidenschaft - der ehrgeizige New Yorker Anwalt Newland Archer muss sich entscheiden:

Will er sein Leben mit May Welland teilen, einer jungen Frau aus gutem Haus und wie geschaffen für sein berufliches Fortkommen?
Oder steht er zu seinen Gefühlen für Mays Cousine Ellen Olenska, die im Begriff ist, gegen alle Konventionen zu verstoßen? Edith Wharton gelang mit dieser bewegenden Dreiecksbeziehung ein preisgekröntes Meisterwerk.

Newland soll Ellen zur Vernunft bringen. Zwar hatte man gerüchteweise von ihrem dunklen Eheleben gehört, doch was nun getuschelt wird, empört New Yorks High Society nicht minder:
Ellen will sich von ihrem Mann trennen und nach Amerika zurückkehren. Ein Verhalten, das durch nichts zu rechtfertigen ist. Eine Scheidung würfe zudem einen Schatten auf Newlands Verlobung mit Ellens Cousine May. Der junge Anwalt zaudert, seine Lebenspläne geraten ins Wanken.

Edith Whartons erfolgreichster Roman hat sich spätestens mit der Verfilmung durch Martin Scorsese auch das deutsche Publikum erobert. Jetzt liegt «The Age of Innocence » endlich in einer Neuübersetzung vor.
Autorenporträt
Edith Wharton (1862-1937) war ein Kind der Upperclass von New York. Ihre Ehe mit einem deutlich älteren Bankier endete in einer Scheidung. Nach dem Pulitzerpreis für «The Age of Innocence» wurde ihr 1923 als erster Frau die Ehrendoktorwürde der Yale University verliehen. Sie war Mitglied der American Academy of Arts and Letters und wurde mehrfach für den Literaturnobelpreis nominiert.
Rezensionen
Treibgut, ausgebleicht

Anatomie der feinen Leute: Edith Whartons „Zeit der Unschuld“

An einem Frühlingsmorgen steht der Bräutigam vor den Stufen zum Chor der Grace Church in Manhattan. Die Brautjungfern schweben in der Vorhalle in einer Wolke aus Kirschblüten, die acht Buketts aus weißem Flieder und Maiglöckchen für die Brautjungfern sind rechtzeitig zugestellt worden, in seiner Westentasche steckt der Ring. „Während dieser unvermeidlichen Wartephase musste sich der Bräutigam zum Beweis seiner Ungeduld ganz allein von der versammelten Gemeinde anstarren lassen, und Archer stand diesen Teil der Zeremonie ebenso schicksalsergeben durch wie all die anderen Details, die aus einer Hochzeit im New York des 19. Jahrhunderts ein Ritual wie aus frühgeschichtlichen Zeiten machten.“

  Edith Wharton kannte die Gesellschaft, in der ein Mann bei einer solchen Gelegenheit seinen Zylinder und die perlgrauen, schwarz abgesteppten Handschuhe in der linken Hand zu halten hatte. Sie war in der Aristokratie der amerikanischen Ostküste aufgewachsen. Trotzdem betrachtete sie diese Welt mit dem Blick einer Ethnologin.

Die Geschichte ihres Romans „Zeit der Unschuld“ aus dem Jahr 1920 ist schnell erzählt: Eine junger Mann aus bestem New Yorker Hause heiratet eine junge Frau aus einem anderen besten Haus, liebt aber deren Cousine, die nach einer gescheiterten Ehe aus Europa zurückkehrt und nicht viel mit den dort geltenden Konventionen im Sinn hat. Doch wird der Anstand gewahrt, der junge Mann verzichtet, die schöne Cousine auch. Als er schließlich die Gelegenheit hat, sie nach mehr als zwanzig Jahren wiederzusehen, und in Paris nur zu ihrer Wohnung hinaufgehen müsste, setzt er sich lediglich auf eine Bank und schaut hinauf: „Für mich ist es hier wirklicher, als wenn ich hinaufginge.“   

  Dieses Buch ist der erfolgreichste Roman Edith Whartons. Er wurde mehrmals verfilmt, zuletzt 1993 von Martin Scorsese, was vermutlich weniger an der einfachen Geschichte, als an der Art der Betrachtung liegt: daran, dass jede gehobene Braue, jeder Blumenstrauß, jedes Samtband ein Zeichen darstellt, das man präsentieren und zu verstehen in der Lage sein muss – einmal braucht Edith Wharton fast eine ganze Seite, um den „Code“ des nur scheinbar trivialen Satzes „und du musst unbedingt Ellen besuchen“ zu entziffern.

  Darin liegt kein harmloses, sondern ein abgründiges Vergnügen. Denn auf der einen Seite entsteht so das Bild einer von ebenso strengen wie zeitlosen Regeln durchzogenen Oberschicht, deren Rituale der amerikanische Volkswirt und Soziologe Thorstein Veblen in seinem Buch „The Theory of the Leisure Class“ („Theorie der feinen Leute“, 1899) als die Bewegungsgesetze vorhistorischer Sippen und feudaler Gemeinschaften beschrieb. Und Edith Wharton widmet sich diesen Gesetzen, als ginge es darum, einen untergegangenen Stamm wenigstens in der Vorstellung wieder zum Leben zu erwecken.

  Auf der anderen Seite aber erscheinen die Riten der feinen Leute auf subtile Weise gebrochen: an einem Verlangen nach Freiheit, an der Liebesleidenschaft, vor allem aber an der Zeit. Schon bei der Hochzeit ist plötzlich von einem Marsch die Rede, der durch die Kirche tost und dabei „das ausgebleichte Treibgut“ vieler Hochzeiten mit sich zu führen scheint. Und später, als die Geliebte dem Helden plötzlich verspricht, ihm einmal – und nur einmal – den Beischlaf zu gewähren, geschieht dies in einem menschenleeren Saal des kurz zuvor eröffneten Metropolitan Museum, in dessen Vitrinen vor allem Trümmer antiken Hausgeräts verwahrt werden. Von diesem Saal ist gegen Ende des Romans noch einmal die Rede. Aber es ist längst eine andere Sammlung darin untergebracht.

  Der Verlag spricht davon, dass Edith Wharton das „selbstherrliche Taktieren“ der amerikanischen Aristokratie „entlarve“. Aber das ist nicht wahr. Sie offenbart das Taktieren, aber sie tut es ohne moralische Absichten. Sie legt offen, wie es funktioniert, mit einer Tiefe und Klarheit, dass dem Leser dabei zuweilen schwindlig wird. Aber sie erhebt sich nicht über dieses Taktieren. Im Gegenteil: Sie zeigt, wie innig das Bewusstsein vergehender Zeit an die scheinbar zeitlose Strenge sozialer Regeln gebunden ist. Und sie verrät, wie sich die Leidenschaft an ihrer Unmöglichkeit nährt: „Ich kann dich nur lieben, wenn ich auf dich verzichte“, sagt die Geliebte. An diesem Satz zerbricht nicht nur die Bereitschaft zur Empathie mit dem Gefühl, von der Liebesromane gewöhnlich zehren, sondern auch jede Ideologie der Befreiung, die in diesem Buch ein Manifest weiblicher Selbstbestimmung erkennen will.

  Die Verhältnisse liegen komplizierter. Und im Unterschied zur bisherigen Übersetzung, die ursprünglich aus den Dreißigern stammt, verwendet Andrea Ott eine Sprache, die – deutlich näher am englischen Original – dieses Universum der feinen Unterschiede tatsächlich zur Anschauung bringt. Das gilt vor allem für die Beschreibung von Gebäuden, Interieurs und Kleidern, denen Edith Wharton große Aufmerksamkeit widmet: „In ihrem Kleid mit dem hellgrünen Band um die Taille und dem Efeukranz auf dem Hut“, heißt es über einen Auftritt junger Damen beim Bogenschießen, „strahlte sie die gleiche dianahafte Distanziertheit aus wie am Abend ihrer Verlobung im Ballsaal der Beauforts. Seither schien kein Gedanke ihren Geist gestreift zu haben . . . “.

  Thorstein Veblenversammelte die Accessoires der gehobenen Lebensführungen unter der Rubrik „conspicious consumption“, die mit der gewöhnlichen Übersetzung „Geltungskonsum“ nur schlecht wiedergegeben ist. Denn in der „Geltung“ steckt auch ein „Verdacht“. Es hat seinen Sinn, wenn sich nach der zitierten Beschreibung die Erzählerin einmischt und aus dem Inneren des Gatten berichtet, er habe die Bogenschützin bei dieser Gelegenheit mit einem „glühenden Besitzerstolz“ betrachtet, „der ihm so oft ein flüchtiges Wohlbefinden vorgaukelte“.

  Denn an diesem Satz wird deutlich, dass der „Geltungskonsum“ nicht nur demonstriert, was man alles besitzt und was man sich alles leisten kann, sondern auch, wie dringend man der zumindest halb öffentlichen Darbietung des exklusiven Genusses bedarf – und darin offenbart jener Stolz eine Unfreiheit, die unendlich viel größer ist als die Freiheit, sich mit den besten und teuersten Dingen des Lebens zu umgeben. In solcher Dialektik offenbart Edith Whartons Roman „Zeit der Unschuld“ seine wahre Größe. Sie ist es, die dieses Buch auch heute noch unbedingt lesenswert macht.

THOMAS STEINFELD
  

Edith Wharton: Zeit der Unschuld. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Andrea Ott. Mit einem Nachwort von Paul Ingendaay. Manesse Verlag, Zürich 2015. 394 Seiten, 26,95 Euro. E-Book 21,99 Euro.

„Ich kann dich nur lieben,
wenn ich auf dich verzichte“ –
das Glück ist immer woanders

Verbotene Liebe:
Michelle Pfeiffer
und Daniel Day-Lewis
in Martin Scorseses
Verfilmung des Romans.
Foto: Columbia

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»Edith Whartons Meisterwerk: das Porträt einer Klasse, die sich an Konventionen klammert und darüber das Leben verpasst.« Paul Ingendaay