Nach dem Tod ihrer Mutter wachsen die beiden Schwestern Marlene und Emma in einem Waisenhaus auf. Die beiden hatten Glück im Unglück, denn sie wurden nie getrennt und dürfen jetzt sogar gemeinsam ihre Ausbildung als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Weißensee antreten. Beide gehen in ihrer
neuen Rolle als Elevinnen voll auf. Doch nicht, weil sie sich eine bessere Zukunft für sich selber…mehrNach dem Tod ihrer Mutter wachsen die beiden Schwestern Marlene und Emma in einem Waisenhaus auf. Die beiden hatten Glück im Unglück, denn sie wurden nie getrennt und dürfen jetzt sogar gemeinsam ihre Ausbildung als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Weißensee antreten. Beide gehen in ihrer neuen Rolle als Elevinnen voll auf. Doch nicht, weil sie sich eine bessere Zukunft für sich selber wünschen, sondern der Wunsch an erster Stelle steht, Kindern zu helfen. Während Emma sich als Kinderkrankenschwester wohl fühlt und den kleinen Patienten beistehen möchte, hat ihre große Schwester Marlene andere Ambitionen; sie möchte Diagnosen stellen und agieren, statt zu reagieren. Doch ist dies in einer Zeit möglich, in der die Welt im Umbruch steht?
Ein kleiner Junge steht in einer Tür und Blick auf das Gebäude der Kinderklinik Weißensee. Sein ganzer Körper spricht von Sehnsucht und Hoffnung. Ich finde das Bild wunderbar zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es von Hoffnung, Aufbruch und Zuversicht spricht.
Antonia Blum schreibt einfühlsam, berührend und einfach wunderschön. Sie schildert die Angst der beiden Mädchen, aber auch die Hoffnung auf ein besseres Leben und die Zuversicht, dass alles besser wird. Trotz ihres eigenen erlebten Leids, ist Marlene stets für andere da und beschützt die Schwächeren. Die Autorin schildert dies voller Wärme, so dass ich mich zwischen den Zeilen direkt geborgen fühlte. Gleichzeitig nimmt mich Antonia Blum mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Vor gut hundert Jahren steckte die Medizin, wie wir sie heute kennen, noch in den Kinderschuhen. Das Buch schildert von einem Aufbruch in eine neue Ära mit Sauberkeit, Pflege und ärztlichem Wissen. Aber nicht nur dort herrscht Aufbruchstimmung, sondern auch in der Frauenbewegung, was die Autorin anschaulich und bewegend schildert. Sex vor der Ehe, Verliebtsein in der Öffentlichkeit, Standesdenken und vieles mehr, was uns vor hundert Jahren hemmte und heute ganz normal ist. Rauschende Feste der Reichen, bitterliches Leid bei den Armen und Hoffnungslosigkeit auf beiden Seiten. Und doch Freude und Lebensmut. Die Autorin schildert alles so wunderbar, dass ich mich ohne Zaudern in diese vergangene Zeit hineinversetzen konnte.
Antonia Blums warmherziger Schreibstil berührt die Seele und ich begleitete die beiden Schwestern sehr gerne auf ihrem harten Kampf durchs Leben. Während einige bereits an der Vergangenheit des Waisenhauses zu scheitern drohen, nehmen die beiden Schwestern den Kampf gegen die Vorurteile gerne und mit Mut ihm Herzen auf. Denn Emma und Marlene sehen das Waisenhaus nicht als Makel an, sondern als Chance auf ein besseres Leben und das zeigen sie. Beiden Schwestern ist ein unglaublicher Ehrgeiz und eine Herzlichkeit zu eigen, die sie sich hart erkämpft haben. Doch statt verbittert in die Zukunft zu gehen, packen sie die Gelegenheit beim Schopf, und gehen voll in der Rolle als Kinderkrankenschwestern auf. Anderen helfen zu können, ist für sie das Größte.
Während Emma sich mit Herz und Seele der Rolle als Pflegerin widmet, sieht Marlene sich als Ärztin. Beide opfern viel für ihre jeweiligen Träume und kommen fast an die Grenze, wo sie sich zwischen Schwester und Lebenstraum entscheiden müssen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass beide Schwestern eine Grundstärke haben, auf die sie sich in Notzeiten stützen können. Sie straucheln, schwanken und sind unsicher und doch besinnen sie sich immer wieder auf ihre Stärken. Ich bewundere sie sehr, dass sie selbstlos und doch zielstrebig sein können.
Mein Fazit
Einfach grandios und wunderschön!