Klappentext Es scheint, daß die Pathologien des Umgangs mit der Zeit durch ihre Terminierung, Verknap-pung und Beschleunigung noch zugenommen haben und die ruhigen Zeiten vorbei sind. Um-so wichtiger ist es, sich über die Zeit Gedanken zu machen und zu fragen, was sie für den Menschen ist und bedeutet. Das sich theoretisch und praktisch stellende Zeitproblem hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Dabei kann eine gravierende Diskrepanz nicht übersehen werden: Kosmisch rechnen wir mit unvorstellbar großen Zeiträumen, und im Alltag wird für uns die Verwendung jeder einzelnen Minute zu einem Problem. Wer aber mit der Uhr am Arm nur noch die Minuten zählt, setzt sich aus allem heraus, was vor sich geht, und kann es nur noch ‘abhaken’; ist das Ziel erreicht, so ist die Sache auch schon ‘erledigt’ und ‘hinter sich gebracht’. Je mehr wir die Zeit wie einen Meßbecher von außen her füllen, umso mehr verliert sie an wirklichem Inhalt und an Qualität. Damit beraubt man sich der Früchte der Zeit, die nur langsam und von innen her wachsen. Die zentrale These dieser Arbeit ist: Zeit ist Freiheit, und Freiheit Zeit. Wenn das in der Tat so ist, beweist das Diktat der Uhrenzeit einen Zustand extremer Unfreiheit im Umgang mit der Zeit. Ich erinnere an Michael Endes „Momo“, wo die ‘Zeitdiebe’ weis machen wollen, daß durch Schnelligkeit des Handelns Zeit gespart werden könne, und man hinterher feststel-len muß, daß von der vermeintlich eingesparten Zeit nichts mehr vorhanden ist. Ungewollte Erfahrungen dieser Art im Umgang mit der Zeit gibt es in Hülle und Fülle. Wo man nicht lernt mit ihnen umzugehen, verdichtet die Zeit sich zu einem immer engmaschigeren Netz, in dem man sich verstrickt. Es gibt für den Menschen zur Zeit und zur eigenen Freiheit keine Alternative. Wie aber kommt man im Umgang mit der Zeit aus den selbst erzeugten Fesselungen und Beraubungen wieder heraus? Und was kann es heißen, das Verhältnis von Zeit und Freiheit positiv zu reali-sieren? Werbetext Man kann den Zusammenhang von Zeit und Freiheit nicht eng genug sehen. Freiheit oder Un-freiheit entscheidet sich an der Art und Weise des Umgangs mit der Zeit. Daß der negative Gebrauch der Zeit mit wachsender Unfreiheit verbunden ist, erfahren wir täglich leidvoll. Immer mehr Zeit geht drauf mit nichts was sich lohnt, und für das, was Zufriedenheit und Er-füllung brächte, fehlt die Zeit. Dabei ist absehbar, daß diese Scherenbildung kein gutes Ende nehmen kann. Mehr denn je muß der moderne Mensch lernen, mit der Zeit sinnvoll umzugehen, und mehr denn je hat er das verlernt. Der Zeit-Streß wird zum physischen Streß und dieser zur Krankheit. Verlangt ist aber nicht nur die Heilung des Körpers, sondern auch die Heilung der Zeit. Bis heute träumt man von der Verjüngung , erhofft die Erlösung und hat nicht eingesehen, daß das im Zeichen der Freiheit in die eigene Hand gegeben ist. Zeit, Freiheit und Bewußtheit hängen eng miteinander zusammen, so daß das eine nicht gege-ben sein kann ohne das andere. Dies verlangt die konsequente Einhaltung des Realitätsprin-zips. Wenn was wirklich ist frei ist, entscheidet sich am Verhältnis zur Wirklichkeit, ob die eigene Freiheit realisiert wird oder sich in den gebundenen Formen der Unfreiheit von dieser ablöst. Das Kriterium für diese doppelte Möglichkeit ist die Zeit und der Zustand, in den man sich in ihr bringt.