Die Zeit ist seit Anfang der Philosophie ein rätselhaftes Phänomen. Heideggers "Sein und Zeit" ist in dieser Sachlage als ein Zentralwerk zu betrachten. Doch wir wissen heute, dass "Sein und Zeit" aus einem Denken entsprang, das Heidegger vor allem in Vorlesungen der frühen 20er Jahre entfaltete. In ihnen hat er sich nicht nur mit der Aristotelischen Begründung der Europäischen Ontologie befasst, sondern auch mit dem christlichen Zeitverständnis. Zudem sehen wir den Philosophen, wie er das Zeitverständnis der Neuzeit (z.B. bei Kant) sowie sein eigenes stets in die geschichtlichen Kontexte verstrickt, um zu einer eigenen und neuen Auffassung der Zeit zu gelangen. Diese Ausarbeitung der Gesamtheit dieser Kontexte verdient sich Respekt dadurch, dass sie der Vieldeutigkeit dieses Geflechts der Zeitinterpretationen mit großer Genauigkeit nachgeht, um sie uns in der Intensität vor Augen zu führen, wie Heidegger es selber tut. Dabei liegt die entscheidende Leistung der Arbeit darin, dass sie Heideggers Deutungen systematisch-historisch konzentriert und so in der Tat einen guten Überblick über eine Phänomenwelt ermöglicht, die sich sonst in viele Texte verstreut.