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Seit wann wurde die Ehe als "rein" bezeichnet und zur einzig gültigen Lebensform aufgewertet? Wann wurde nichteheliche Sexualität zur "Unzucht"? Diese Untersuchung zeigt am Beispiel des frühneuzeitlichen Basel die Folgen eines kontinuierlichen Prozesses, den Reformation und Konfessionalisierung in Gang gesetzt haben.
Mit der Reformation wurden die Geschlechterbeziehungen zu einem zentralen Schauplatz gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Umgesetzt wurden die programmatischen Reformabsichten mit Hilfe der reformierten Ehegesetzgebung in den neu eingerichteten Ehegerichten: Die Eheschließung
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Produktbeschreibung
Seit wann wurde die Ehe als "rein" bezeichnet und zur einzig gültigen Lebensform aufgewertet? Wann wurde nichteheliche Sexualität zur "Unzucht"? Diese Untersuchung zeigt am Beispiel des frühneuzeitlichen Basel die Folgen eines kontinuierlichen Prozesses, den Reformation und Konfessionalisierung in Gang gesetzt haben.

Mit der Reformation wurden die Geschlechterbeziehungen zu einem zentralen Schauplatz gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Umgesetzt wurden die programmatischen Reformabsichten mit Hilfe der reformierten Ehegesetzgebung in den neu eingerichteten Ehegerichten: Die Eheschließung wurde stärker formalisiert, die Scheidung wurde eingeführt. Die durchgehend überlieferten Ehegerichtsprotokolle in Basel ermöglichen es, die Folgen dieser Reformen zu untersuchen. Konzeptuell stand im Zentrum der Basler Moralpolitik die Reinheit der Gesellschaft. Im Zuge der Konfessionalisierung setzte sich statt einer integrativen eine zunehmend repressive Politik durch. Das Ehegericht wurde von einem Instrument zur Regelung von Parteienkonflikten zu einem Ort, an dem "Unzucht" definiert und bestraft wurde. Statt Worte, nämlich die umstrittenen Eheversprechen und ihre Gültigkeit, zu beurteilen, verurteilte das Ehegericht nun immer ausschließlicher Taten, konkret alle Formen nichtehelicher Sexualität. So brachte der Kampf für eine reine Gesellschaft seinerseits neue Formen von Unzucht hervor und ließ die Gesellschaft zunehmend unzüchtig erscheinen. Die wachsende Sexualisierung und Kriminalisierung der Geschlechterbeziehungen vor dem Ehegericht traf Männer und Frauen, wenn auch in ungleicher Art und Weise.

Die Darstellung gibt Einblick in rechts-, theologie-, alltags- und diskursgeschichtliche Fragestellungen. So ist ein Buch entstanden, das Geschlechtergeschichte als allgemeine Geschichte
Autorenporträt
Susanna Burghartz ist Professorin für die Geschichte des Spätmittelalters und der Renaissance an der Universität Basel.