Die Deutschen erleben gerade eine demokratische Ambiguität. Und sie tun sich nicht leicht damit. Sie genießen, auf der einen Seite, die gewachsene Vielfalt an Marktoptionen und individuellen Rollenentscheidungen. Aber sie reagieren, auf der anderen Seite, verunsichert darauf, dass sich die gesellschaftliche Enthomogenisierung nun auch in das Parteiensystem übersetzt. Denn zersplitterte Parteiensysteme erschweren Kooperation und Koalition, auf deren Gelingen aber gerade fragmentierte Gesellschaften elementar angewiesen sind.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Wie fragil Regieren künftig sein wird, ahnt Stefan Reinecke beim Lesen der Essays des Politikwissenschaftlers Franz Walter. Dem Autor attestiert er eine feine Nase, wenn es um Populismus und seine Auswirkungen auf Macht und Demokratie geht, sowie Thesenstärke und einen lesbaren, zugleich packenden Stil. Vom Ende der Volksparteien und dem Danach erzählt ihm der Autor auf verständliche, doch nie unterkomplexe Weise und misst den Riss aus zwischen medialer Erwartung an die Politik und den Möglichkeiten des Regierens in der Multiparteien- und Beteiligungsdemokratie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wenn man fragt, warum Franz Walter in Deutschland der wirkungsvollste Politikwissenschaftler seiner Generation wurde, findet man eine Antwort auf Seite 43 seines jüngsten Essaybandes [...] Kein Zweiter hat seit den 1990er Jahren ein so feines Gespür für die erst kaum merklichen, dann eruptiv ausbrechenden populistischen Unterströme gehabt wie der Göttinger Professor und Publizist. [...] Walter misst die veränderten Bedingungen von Politik nie unterkomplex, immer verständlich, meist zupackend aus."-taz, Stefan Reinecke, 11.03.2019