Produktdetails
- Verlag: Societäts-Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 1945068
- Seitenzahl: 300
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 125mm
- Gewicht: 436g
- ISBN-13: 9783797308092
- ISBN-10: 3797308094
- Artikelnr.: 10741150
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2002Anekdoten zum behaglichen Schmökern
Man teile das Jahr ein in seine Monate und ordne diesen Kurioses, Alltägliches und Historisches zu - was daraus dann entstehen kann, ist ein ungewöhnlicher Bilderbogen. Keltische und germanische Sagen, Erfinder, berühmte Dichter oder einfach nur simple Winterfreuden wie das Schlittschuhfahren sind Puzzleteilchen, aus denen Olivia Kroths "Zeitreisen im Taunus" bestehen. Sie bietet dem Leser ein Kaleidoskop von Anekdötchen, Schwänken und Bräuchen, aber auch die Biographien von Kaiserinnen, Erfindern, Schriftstellern und selbst berühmten Fliegerinnen, die irgendwann irgendwo im Taunus mal eine Rolle spielten, fügen sich ein.
Da wird zum Beispiel erklärt, was es mit der Eselsreiterin auf sich hat, die als Bronzeskulptur in Oberursel verewigt wurde und an solche Frauen erinnern soll, die sich mit eiserner Hand gegen ihre Ehemänner durchsetzten. Zur Strafe wurden diese Weibsleute, die ihre Männer schlugen, zur Fastnachtszeit verkehrt auf einen Esel gesetzt und derart öffentlich blamiert unter Spottrufen durchs Dorf getrieben, berichtet Kroth.
Aber auch die Blüte des weiblichen Geschlechts erinnert die Autorin Kroth - die arme Magd Marie beispielsweise, die den Besitzer der Bad Homburger Spielbank, François Blanc, ehelichte und sich fortan als Wohltäterin einen Namen machte. Natürlich dürfen bei diesem Streifzug durch die Kulturgeschichte die Geistesgrößen nicht fehlen: Goethe, dessen Porträt in einer der 21 Rötelzeichnungen des Malers Heinz Mais zu bewundern ist, wird bei seinen Spaziergängen an den Bachläufen des Taunus begleitet und bietet mit seinem Gedicht von den Fischern den Einstieg in die Geschichten von Elfen und Wassergeistern rund ums Usinger Becken.
Das letzte Kapitel ist dem, was da noch kommen wird, gewidmet: Unter der Überschrift "Was wird die Zukunft bringen" tröstet Kroth mit einem Märchen aus Oberursel über bange Ängste vor dem Unbekannten hinweg. Wenn es sogar einem einfachen Müllerburschen gelingt, die Sonne aus einer Erdspalte unterhalb des Großen Feldbergs zu befreien - so ihre positive Botschaft -, ist die Bewältigung von Alltagssorgen wohl nur noch ein Klacks.
Im Märchen feiern die Oberurseler "noch heute, daß Sonne und Mond wieder am Himmel stehen über dem Großen Feldberg im Taunus". Damit endet die Mär und hinterläßt beim Leser trotz möglicher herbstlicher Tristesse, Regen und dunklen Wolken auch ohne Kamingeknister ein behagliches Schmökergefühl.
HEIKE LATTKA
Olivia Kroth: Zeitreisen im Taunus. Kleine Kulturgeschichte der Region zwischen Rhein, Main und Lahn. Societätsverlag, 300 Seiten, 21 Rötelzeichnungen, 17,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Man teile das Jahr ein in seine Monate und ordne diesen Kurioses, Alltägliches und Historisches zu - was daraus dann entstehen kann, ist ein ungewöhnlicher Bilderbogen. Keltische und germanische Sagen, Erfinder, berühmte Dichter oder einfach nur simple Winterfreuden wie das Schlittschuhfahren sind Puzzleteilchen, aus denen Olivia Kroths "Zeitreisen im Taunus" bestehen. Sie bietet dem Leser ein Kaleidoskop von Anekdötchen, Schwänken und Bräuchen, aber auch die Biographien von Kaiserinnen, Erfindern, Schriftstellern und selbst berühmten Fliegerinnen, die irgendwann irgendwo im Taunus mal eine Rolle spielten, fügen sich ein.
Da wird zum Beispiel erklärt, was es mit der Eselsreiterin auf sich hat, die als Bronzeskulptur in Oberursel verewigt wurde und an solche Frauen erinnern soll, die sich mit eiserner Hand gegen ihre Ehemänner durchsetzten. Zur Strafe wurden diese Weibsleute, die ihre Männer schlugen, zur Fastnachtszeit verkehrt auf einen Esel gesetzt und derart öffentlich blamiert unter Spottrufen durchs Dorf getrieben, berichtet Kroth.
Aber auch die Blüte des weiblichen Geschlechts erinnert die Autorin Kroth - die arme Magd Marie beispielsweise, die den Besitzer der Bad Homburger Spielbank, François Blanc, ehelichte und sich fortan als Wohltäterin einen Namen machte. Natürlich dürfen bei diesem Streifzug durch die Kulturgeschichte die Geistesgrößen nicht fehlen: Goethe, dessen Porträt in einer der 21 Rötelzeichnungen des Malers Heinz Mais zu bewundern ist, wird bei seinen Spaziergängen an den Bachläufen des Taunus begleitet und bietet mit seinem Gedicht von den Fischern den Einstieg in die Geschichten von Elfen und Wassergeistern rund ums Usinger Becken.
Das letzte Kapitel ist dem, was da noch kommen wird, gewidmet: Unter der Überschrift "Was wird die Zukunft bringen" tröstet Kroth mit einem Märchen aus Oberursel über bange Ängste vor dem Unbekannten hinweg. Wenn es sogar einem einfachen Müllerburschen gelingt, die Sonne aus einer Erdspalte unterhalb des Großen Feldbergs zu befreien - so ihre positive Botschaft -, ist die Bewältigung von Alltagssorgen wohl nur noch ein Klacks.
Im Märchen feiern die Oberurseler "noch heute, daß Sonne und Mond wieder am Himmel stehen über dem Großen Feldberg im Taunus". Damit endet die Mär und hinterläßt beim Leser trotz möglicher herbstlicher Tristesse, Regen und dunklen Wolken auch ohne Kamingeknister ein behagliches Schmökergefühl.
HEIKE LATTKA
Olivia Kroth: Zeitreisen im Taunus. Kleine Kulturgeschichte der Region zwischen Rhein, Main und Lahn. Societätsverlag, 300 Seiten, 21 Rötelzeichnungen, 17,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main