Hier erwartet Dich eine Welt, die vielleicht mehrfach unvertraut wirkt. Kalligraphien als eine Form der Schönschrift mögen zunächst nur wie Kringel und Striche erscheinen, die dazu aus uns fremden Schriftzeichen hervorgegangen sind. Und auch der Inhalt, den diese Schriftzeichen transportieren, kommt Dir wahrscheinlich fremd vor, weil er seinen Ursprung meist in einem buddhistischen und darüber hinaus japanischen oder chinesischen Umfeld hat. Diese Fremdheit ist schade, weil damit eine Welt verschlossen bleibt, in der sich tiefgründige Weisheit gepaart mit Schönheit verbirgt. Obwohl die meisten Texte aus einer buddhistischen Umgebung stammen, ist dies Buch nicht nur für Buddhisten interessant. Die Texte führen zu vielerlei Überlegungen, Betrachtungen und Anregungen. Der Buddhismus ist ein Weg der Befreiung, der ohne einen allmächtigen Schöpfer-Gott auskommt und einen Weg zur letztendlichen Wahrheit weist. In seiner ostasiatischen Form stellt er die unmittelbare Erfahrung in den Mittelpunkt - eine Erfahrung der letztendlichen Wahrheit, die allen Wesen gehört und auf die niemand ein Monopol besitzt.Vielleicht gelingt es mir, durch die Interpretation der Texte und die Gedanken dazu, meine Faszination für die Kalligraphie zu vermitteln.Das Buch ist nur grob in Abschnitte unterteilt. Vier Ensos sind vorangestellt. Das sind großartige spirituelle Kunstwerke, die das Ergebnis eines Pinselschwungs zum Gegenstand haben. Es folgt ein Hauptteil mit Texten von Zen-Meistern. Abschnitte mit Texten von anderen Menschen, mit Kalligraphien, denen Bilder zur Seite gestellt sind, mit Gedichten, ein Beitrag über das Herzsutra und ein Kapitel über die drei Groß-Meister, ohne die der Zen-Buddhismus nicht denkbar wäre, schließen sich an. Jeder Artikel steht für sich. Nicht alle Beiträge folgen der gleichen Regie. Mal kenne ich jedes Schriftzeichen, mal nur pauschal den Inhalt und gelegentlich nicht einmal das.