Obwohl in finanzieller Hinsicht sorgenfrei, lebt Zeno Cosini inmitten seelischer Katastrophen: Seine Energie verschleißt er bei ständigen, aber erfolglosen Versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Die permanente Beschäftigung mit sich selbst drückt zudem auf die Stimmung. Als er sich schließlich in die schöne Ada verliebt, bekommt er statt dessen die "schielende" Schwester Augusta, mit der er dann gegen seinen Willen in harmonischer Ehe lebt.Um diese unverhoffte Glück zu zerstören, beginnt er eine Affäre und bereichert sein ohnehin nicht umkompliziertes Innenleben um ein sorgsam gepflegtes schlechtes Gewissen. Helfen kann da nur die Psychoanalyse ... In diesem Roman, der so der humorvoll wie abgründig ist, erweist sich Italo Svevo als ein "Wunder an Seelenkenntnis, als Genie illusionsloser Genauigkeit" (Günter Blöcker, Frankfurter Allgemeine Zeitung).
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.19951923
Italo Svevo "Zeno Cosini"
Ein Mann heiratet nicht die Frau, die er will, sondern die, die er nicht wollte, und dann stellt er fest, daß er diese nun liebt: So geht ihm auch das noch schief. Dann schreibt er diese sonderbare Geschichte auf. Sein Psychiater will sie lesen, und wir sehn, daß er selber gar nichts davon verstanden hat, oder besser: Er wußte immer, was er tat, aber wie es dann dazu gekommen ist, weiß er trotzdem nicht. Eigentlich wollte er nur einmal noch eine letzte Zigarette rauchen, am Ende glücken ihm auch noch Geschäfte, von denen er kaum etwas begreift, und sein Psychiater sagt, nun sei er geheilt. Wahrscheinlich ist er das, denn allmählich wissen auch wir nicht mehr, warum er eigentlich je krank gewesen sein soll - so besten Willens durch die Welt zu gleiten und nicht einmal in ihr zu scheitern, fast glücklich in ihr zu sein und doch wie verloren an die eigne Person, von der die andern kaum etwas sehn: mit so liebevoller Klarheit und so schwebend leichtem Mitleid ist niemals sonst in ihrer gedankenlosen Zeitenthobenheit die wunderbare Seifenblase beschrieben worden, die wir alle für uns sind. Oder wie Zeno der Held einmal sagt: "Es war eine mondlose und sternhelle Nacht, eine jener Nächte, die besänftigen und beruhigen, weil man mit Leichtigkeit in unendliche Fernen sehen kann." Italo Svevo, 1861 in Triest geboren, 1928 gestorben, veröffentlichte 1892 einen ersten ("Ein Leben"), 1898 einen zweiten Roman ("Ein Mann wird älter"), die beide kein Mensch wahrnahm. Beinahe hätte er das Schreiben aufgegeben und reiste jetzt durch Europa für die Lacke seines Schwiegervaters, der dafür eine Fabrik besaß. In Triest hatte er Joyce kennengelernt, der damals an der Berlitz School Englisch unterrichtete. Joyce kümmerte sich dann um Svevos letzten Romanversuch, eben den "Zeno Cosini" - nun stehn sie beide, ununterscheidbar groß, ganz nahe bei Gott im Himmel ihrer Helden. (Italo Svevo: "Zeno Cosini". Aus dem Italienischen übersetzt von Piero Rismondi. Gesammelte Werke in Einzelausgaben, herausgegeben von Claudio Magris, Gabriella Contini und Silvana de Lugnani. Rowohlt Verlag, Reinbek 1987. 634 S., br., 18,90 DM) R.V.
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Italo Svevo "Zeno Cosini"
Ein Mann heiratet nicht die Frau, die er will, sondern die, die er nicht wollte, und dann stellt er fest, daß er diese nun liebt: So geht ihm auch das noch schief. Dann schreibt er diese sonderbare Geschichte auf. Sein Psychiater will sie lesen, und wir sehn, daß er selber gar nichts davon verstanden hat, oder besser: Er wußte immer, was er tat, aber wie es dann dazu gekommen ist, weiß er trotzdem nicht. Eigentlich wollte er nur einmal noch eine letzte Zigarette rauchen, am Ende glücken ihm auch noch Geschäfte, von denen er kaum etwas begreift, und sein Psychiater sagt, nun sei er geheilt. Wahrscheinlich ist er das, denn allmählich wissen auch wir nicht mehr, warum er eigentlich je krank gewesen sein soll - so besten Willens durch die Welt zu gleiten und nicht einmal in ihr zu scheitern, fast glücklich in ihr zu sein und doch wie verloren an die eigne Person, von der die andern kaum etwas sehn: mit so liebevoller Klarheit und so schwebend leichtem Mitleid ist niemals sonst in ihrer gedankenlosen Zeitenthobenheit die wunderbare Seifenblase beschrieben worden, die wir alle für uns sind. Oder wie Zeno der Held einmal sagt: "Es war eine mondlose und sternhelle Nacht, eine jener Nächte, die besänftigen und beruhigen, weil man mit Leichtigkeit in unendliche Fernen sehen kann." Italo Svevo, 1861 in Triest geboren, 1928 gestorben, veröffentlichte 1892 einen ersten ("Ein Leben"), 1898 einen zweiten Roman ("Ein Mann wird älter"), die beide kein Mensch wahrnahm. Beinahe hätte er das Schreiben aufgegeben und reiste jetzt durch Europa für die Lacke seines Schwiegervaters, der dafür eine Fabrik besaß. In Triest hatte er Joyce kennengelernt, der damals an der Berlitz School Englisch unterrichtete. Joyce kümmerte sich dann um Svevos letzten Romanversuch, eben den "Zeno Cosini" - nun stehn sie beide, ununterscheidbar groß, ganz nahe bei Gott im Himmel ihrer Helden. (Italo Svevo: "Zeno Cosini". Aus dem Italienischen übersetzt von Piero Rismondi. Gesammelte Werke in Einzelausgaben, herausgegeben von Claudio Magris, Gabriella Contini und Silvana de Lugnani. Rowohlt Verlag, Reinbek 1987. 634 S., br., 18,90 DM) R.V.
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