Am Freitag - den Dreizehnten - hört die Welt, wie wir sie bis dahin kannten, auf zu existieren. Mitten im Spätsommer zerfällt die Kleinstadtidylle Greenlawns Stück für Stück. Louis Shears, der sich gerade ein paar saftige Steaks gekauft hat und auf das Wochenende freut, kann seinen eigenen Augen
nicht trauen, als auf offener Strasse der Zeitungsjunge zu Tode geprügelt wird. Niemand scheint etwas…mehrAm Freitag - den Dreizehnten - hört die Welt, wie wir sie bis dahin kannten, auf zu existieren. Mitten im Spätsommer zerfällt die Kleinstadtidylle Greenlawns Stück für Stück. Louis Shears, der sich gerade ein paar saftige Steaks gekauft hat und auf das Wochenende freut, kann seinen eigenen Augen nicht trauen, als auf offener Strasse der Zeitungsjunge zu Tode geprügelt wird. Niemand scheint etwas gesehen oder bemerkt zu haben. Die Bewohner von Greenlawn mähen weiter ihren Rasen oder waschen ihr Auto in der Einfahrt. Und als schließlich die Polizei auftaucht, zeigt sich, dass man den Männern in Uniform nicht trauen kann. Nur schnell weg von all dem Irrsinn. Doch es gibt kein Entkommen. Die Menschheit verändert sich rapide und das nicht nur in Greenlawn. Wird Louis als Nicht-Veränderter überleben können?
Die Menschheit verändert sich in Tim Currans "Zerfleischt". Aber um die Spannung nicht zu zerstören, werde ich nicht auf die genaue Ursache der Veränderung eingehen oder aufklären, woher diese Bedrohung stammt.
Tim Curran wird zurecht als neuer Star am Horror-Himmel gefeiert. Denn er versteht es meisterhaft, eine gute (Horror-)Geschichte zu erzählen und dabei gleichzeitig eine ernste Botschaft zu übermitteln. Es geht also nicht nur um die pure Unterhaltung und Brutalität von Mord, Vergewaltigung oder Kannibalismus. Natürlich mangelt es nicht an Gewaltszenen, denn sonst wäre es kein Horror-Thriller. Erfreulicherweise besitzen die Charaktere sogar Glaubwürdigkeit und Tiefe. Sie sind nicht nur Marionetten, die vielleicht auf der nächsten Seite gleich um die Ecke gebracht werden - obwohl man das nicht so genau vorhersehen kann. Es sind normale Menschen, mit denen man bisher Tür an Tür gewohnt hat. Der freundliche Nachbar von nebenan, der sich plötzlich als Monster entpuppt. Und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Akkurat, raffiniert und ausführlich schildert Tim Curran den Untergang der Menschheit und lässt den Leser dabei kaum zu Atem kommen.
An dieser Stelle möchte ich noch ausdrücklich darauf hinweisen: Es ist keine leichte Kost.
Die Gewaltszenen werden von Tim Curran sehr detailliert beschrieben und sind daher nichts für Zartbesaitete. Wer beispielsweise "Beutezeit" von Jack Ketchum bereits heftig fand, sollte von "Zerfleischt" lieber die Finger lassen. Denn hier wird noch mal ein Zahn zugelegt.
Wer sich vorher eine Kostprobe von Tim Curran holen möchte, dem schlage ich die Kurzgeschichtensammlung "Kannibalen. Menschenfleisch - sittlich und moralisch tabu" (ISBN 9783865521262) vor. Dort findet sich nämlich die Kurzgeschichte "Maden" des Autors.
Bei der Bewertung schwanke ich zwischen 4 und 5 Sternen. "Zerfleischt" ist eine tolle Unterhaltung voller Spannung, Bösartigkeit und Gewalt sowie einer Botschaft, die den Leser sogar zum Nachdenken bringt und auch lange danach nicht loslässt. Einziger Kritikpunkt, der mich dann doch zu 4 Sternen verleitet, ist die Tatsache, dass ich schon fast "übersättigt" war von den zahlreichen Beschreibungen von Gewalt und Brutalität. Ein paar Szenen weniger bzw. dass der Autor eher zum Punkt kommt, hätte ich für eine volle 5-Sterne-Bewertung vorgezogen.
Nichtsdestotrotz, lasst euch von der Lektüre nicht abhalten. Es lohnt sich wirklich, dem Autor die Treue zu halten und nach weiteren Werken von ihm Ausschau zu halten.