Eine realistisch umgesetzte Dialogszene nach der anderen setzt sich auf den 153 Seiten mit verschiedensten Themen auseinander. Es geht um die Verhältnisse in der Bundesrepublik, die Berliner Mauer. Es wird über Kriegswitwen, Adolf Hitler, Straßenkids, Bürger und Gastarbeiter, Kernkraftwerke,
Ausländerhass und andere Gründe für Vorurteile, Verurteilungen und Absurdes gesprochen bzw. kommen diese…mehrEine realistisch umgesetzte Dialogszene nach der anderen setzt sich auf den 153 Seiten mit verschiedensten Themen auseinander. Es geht um die Verhältnisse in der Bundesrepublik, die Berliner Mauer. Es wird über Kriegswitwen, Adolf Hitler, Straßenkids, Bürger und Gastarbeiter, Kernkraftwerke, Ausländerhass und andere Gründe für Vorurteile, Verurteilungen und Absurdes gesprochen bzw. kommen diese Personen selbst zu Wort, denn auch sie sind „Zibulsky“.
Leider nicht ganz leicht verständlich. Satire ist für mich ein schweres Unterfangen, da es hinter die Zeilen zu blicken gilt. Die erste Frage, die sich mir stellt, ist, warum nennt Hilsenrath seinen Hauptdialogpartner Zibulsky? Die Erklärung fand ich schon in den ersten Zeilen: Zibulsky stellte in diesem Buch jeden da, könnte eventuell auch Müller, Meier, Schulze heißen. Auffällig ist, dass es in jedem Dialog um offene Fragen geht, Zibulsky stellt diese Fragen. „Zibulsky“ ist jeder von uns.
Es ist nicht einfach, mehr als drei Sätze zu dem Buch zu sagen, ohne es tot zu reden. Es spricht für sich selbst: grotesk, realistisch, verblüffend, witzig, absurd.
Die Aussage des Buches soll gemäß dem Nachwort sein: „Denke selber, dann wirst Du Antworten finden oder doch am Ende wenigstens wissen, dass Du nichts weißt.“
Zum Nachdenken regen die Dialoge tatsächlich an. Teilweise bin ich amüsiert, andernfalls bin ich total schockiert, dass die Dinge in so einer direkter Art ausgesprochen werden Ehrlich, einfach und ungeschönt, banal – aber doch mit Tiefgang. Unscheinbare Personen, die über sich sprechen und sich dabei höflich aber distanziert ausdrücken.
Eine Aussage in der Presse spricht aus, was ich nicht in Worte fassen konnte: "Die unbewältigte deutsche Vergangenheit holt sein Figuren immer wieder ein."
Wird das irgendwann einmal vorbei sein? Die Vorurteile gegen die Deutschen? Wenn man die aktuellen Medien verfolgt, wohl nicht. Schließlich werden die Deutschen nicht nur von Nichtdeutschen noch immer mit jeglichem Rassismus in Verbindung gebracht, sondern die Deutschen selbst bezichtigen ihre eigenen Mitbürger dessen, so dass man sich aktuell nicht einmal traut, manchen Dingen Einhalt zu gebieten, aus Angst als Nazi bezeichnet zu werden. Hierbei das Gleichgewicht zu finden, ist nicht leicht. Also ganz aktuelle Thematik.
Zum einen ist das Buch kurzweilig, zum anderen ist es eines, das ich mehrfach lesen und mit anderen besprechen werde. Einige Zusammenhänge haben sich mir erst nach dem zweiten Hingucken erschlossen. Auf jeden Fall kann ich schon jetzt unterschreiben, dass es sich hier um lesenswerte Literatur handelt, die auch nach dem Umblättern der letzten Seite einen Platz in meinem Regal und nicht auf dem Ebay-Stapel findet.