"Ein Glück, dass es dieses Mitmach-Buch gibt." DEIN SPIEGEL Oktober 2022
Wenn die Eltern sich trennen, ist das für Kinder nicht leicht. Dieses Buch soll ihnen in dieser komplizierten Phase zur Seite stehen. Hier finden Kinder Platz für ihre Gefühle, zahlreiche Übungen, Texte und Tipps. Und andere Kinder, die in derselben Situation sind, berichten, wie sie es durchgestanden haben.
Das innovative Buch ist eine Mischung aus Eintragbuch, Kritzel- und Tagebuch, Coachingbuch und Ratgeber über Rechte und Konflikte, über Gefühle und Geheimnisse. Zum Mitmachen und Mutmachen.
Wenn die Eltern sich trennen, ist das für Kinder nicht leicht. Dieses Buch soll ihnen in dieser komplizierten Phase zur Seite stehen. Hier finden Kinder Platz für ihre Gefühle, zahlreiche Übungen, Texte und Tipps. Und andere Kinder, die in derselben Situation sind, berichten, wie sie es durchgestanden haben.
Das innovative Buch ist eine Mischung aus Eintragbuch, Kritzel- und Tagebuch, Coachingbuch und Ratgeber über Rechte und Konflikte, über Gefühle und Geheimnisse. Zum Mitmachen und Mutmachen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2022Liebe ist ein ganz großes, wunderbares Gefühl
Was tun, wenn die blöden Eltern sich scheiden lassen? Womöglich malt man aus, was Ilona Einwohlt und Regina Kehn sich ausgedacht haben.
Von Eva-Maria Magel
Für Kinder bricht eine Welt zusammen, wenn ihre Eltern sich trennen. Jedenfalls, wenn sie es gewohnt sind, dass die bislang zusammen waren. Was nun mal meist der Fall ist, genau, wie es ein sehr häufiger Fall ist, dass diese Ehe und damit die Familie wieder auseinanderfällt. 2020 waren es in Deutschland rund 72 000 mit und ungefähr gleichviel Paare ohne Kinder, die sich haben scheiden lassen, vor zehn Jahren waren es noch um die 90 000 mit und etwa genauso viele ohne Kinder. Die enorme Zahl nicht verheirateter Eltern, die auseinandergehen, wird da aber gar nicht gezählt. Ein Satz wie "Nach dem ersten Schock wird dir nun Tag für Tag klar: Deine Eltern trennen sich, lassen sich vielleicht sogar scheiden" hat also durchaus seine Richtigkeit.
Dass er dennoch unbeholfen ist, mögen traurige Kinder überlesen. Erst mal. Denn "Zicke Zacke Trennungskacke" hält einen ganz schön auf Trab. Mit Nachdenk-, Bastel- und Schreibaufgaben, die helfen sollen, die ganze Misere einer auseinanderbrechenden Familie besser zu bewältigen.
Literarische Bearbeitungen von Scheidung, getrennten Eltern, Patchworkfamilien gibt es in der Jugendliteratur reichlich. Gelungene und weniger gelungene. Ein paar kommen in "Zicke Zacke Trennungskacke" auch vor, es gibt Lesetipps, etwa mit Guus Kuijers "Wir alle für immer zusammen" und "Alles Familie" von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl. Im wachsenden Segment der Ratgeber- und Mitmachbücher für Kinder und Jugendliche allerdings gibt es noch nicht allzu viel, das für Scheidungs- und Trennungskinder konzipiert worden ist.
Autorin Ilona Einwohlt und Illustratorin Regina Kehn haben beides kombiniert, zu einem Mitmachratgeber. Der reicht von einer "Elternbeschimpfungsmaschine", die neue Schimpfwörter kombiniert, über Gesundheitstipps bis zu Worterklärungen und kursorischer Rechtsberatung samt Adressen für Hilfe. Kehn hat in unterschiedlichen Stilen - zum Ausfüllen und Ausmalen, sogar zum Zusammenkleben und damit vor anderen Verstecken - gestaltete Seiten illustriert. Das große Format, die schönen Farben und das gute Papier machen auch in dieser Hinsicht ein besonderes Buch aus "Zicke Zacke Trennungskacke".
Leider hält der Text nicht recht, was die Aufmachung verspricht. Das reicht von Floskeln über Liebe und die Feststellung, dass immer dann, wenn eine Tür zugeht, eine andere aufgeht, bis zur Frage, was passiert, wenn die Eltern gleichgeschlechtliche neue Lieben eingehen, die mit dem lapidaren Satz "Ihr seid dann eine Regenbogenfamilie" beantwortet wird. Das erste Kapitel fängt mit Erster Hilfe an für jenen Moment, in dem ein Kind oder Jugendlicher erfährt, dass die Eltern sich trennen, samt Atemübungen für akute Fälle und "Lass alles raus, du darfst das"-Übungen. Was allerdings die Frage aufwirft, wann denn betroffene Kinder wohl Einwohlts "Zickezacke Trennungskacke" in die Hand bekommen sollen. Wird das Buch von fürsorglichen Trennungseltern vorab erworben und dem Kind mitsamt der düsteren Nachricht überreicht?
Einwohlt, die von sogenannten starken Mädchen über erste Liebe bis Pubertät schon allerhand aus Episoden und Ratschlägen gemischte Bücher auf den Jugendbuchmarkt gebracht hat, versammelt für ihren Text Tipps und Anleitungen, deren Quellen von praktischer Jugendarbeit über Selbsthilfe bis zu verhaltenstherapeutischen Ansätzen reichen. Außer dass unbedingt Partei für das Kindeswohl und ein starkes Kind ergriffen wird, ist das äußerst heterogen und reicht von Klischees wie dem Versöhnungskakao und der Suche nach einem persönlichen Krafttier bis zu "Ich-Botschaften".
Selbst das Versprechen "Du bist nicht allein" allerdings bekommt einen schalen Klang, wenn es einmal dafür steht, sich Allianzen in Freundeskreis und Familie zu suchen - aber andererseits und zuallererst dem mutmaßlich frisch getroffenen Kind erzählt, es gehe Millionen anderer Kinder genauso. Schwacher Trost. Dabei sind die exemplarischen Biographien, die zwischen die Tipps und Mitmachpassagen gestreut sind, durchaus interessant zu lesen. Und beruhen auf den Recherchen, die Einwohlt in Gruppen und Beratungseinrichtungen getätigt hat. Authentizität und das Zusammensammeln von guten Ratschlägen in einem bisweilen allzu pädagogischen Ton, mit inhaltlichen Sprüngen und Verknappung anstelle eines souveränen Muts zur Lücke, machen aus "Zicke Zacke Trennungskacke" allerdings mehr ein gut gemeintes als ein gutes Buch. Die üppige Illustration kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein eigener origineller, kluger Zugriff fehlt. Der Mix aus etablierten Genres jedenfalls hat kein überzeugendes neues geschaffen.
Ilona Einwohlt, Regina Kehn: "Zicke Zacke Trennungskacke".
Carlsen Verlag, Hamburg 2022. 160 S., geb., 15,- Euro.
Ab 7 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was tun, wenn die blöden Eltern sich scheiden lassen? Womöglich malt man aus, was Ilona Einwohlt und Regina Kehn sich ausgedacht haben.
Von Eva-Maria Magel
Für Kinder bricht eine Welt zusammen, wenn ihre Eltern sich trennen. Jedenfalls, wenn sie es gewohnt sind, dass die bislang zusammen waren. Was nun mal meist der Fall ist, genau, wie es ein sehr häufiger Fall ist, dass diese Ehe und damit die Familie wieder auseinanderfällt. 2020 waren es in Deutschland rund 72 000 mit und ungefähr gleichviel Paare ohne Kinder, die sich haben scheiden lassen, vor zehn Jahren waren es noch um die 90 000 mit und etwa genauso viele ohne Kinder. Die enorme Zahl nicht verheirateter Eltern, die auseinandergehen, wird da aber gar nicht gezählt. Ein Satz wie "Nach dem ersten Schock wird dir nun Tag für Tag klar: Deine Eltern trennen sich, lassen sich vielleicht sogar scheiden" hat also durchaus seine Richtigkeit.
Dass er dennoch unbeholfen ist, mögen traurige Kinder überlesen. Erst mal. Denn "Zicke Zacke Trennungskacke" hält einen ganz schön auf Trab. Mit Nachdenk-, Bastel- und Schreibaufgaben, die helfen sollen, die ganze Misere einer auseinanderbrechenden Familie besser zu bewältigen.
Literarische Bearbeitungen von Scheidung, getrennten Eltern, Patchworkfamilien gibt es in der Jugendliteratur reichlich. Gelungene und weniger gelungene. Ein paar kommen in "Zicke Zacke Trennungskacke" auch vor, es gibt Lesetipps, etwa mit Guus Kuijers "Wir alle für immer zusammen" und "Alles Familie" von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl. Im wachsenden Segment der Ratgeber- und Mitmachbücher für Kinder und Jugendliche allerdings gibt es noch nicht allzu viel, das für Scheidungs- und Trennungskinder konzipiert worden ist.
Autorin Ilona Einwohlt und Illustratorin Regina Kehn haben beides kombiniert, zu einem Mitmachratgeber. Der reicht von einer "Elternbeschimpfungsmaschine", die neue Schimpfwörter kombiniert, über Gesundheitstipps bis zu Worterklärungen und kursorischer Rechtsberatung samt Adressen für Hilfe. Kehn hat in unterschiedlichen Stilen - zum Ausfüllen und Ausmalen, sogar zum Zusammenkleben und damit vor anderen Verstecken - gestaltete Seiten illustriert. Das große Format, die schönen Farben und das gute Papier machen auch in dieser Hinsicht ein besonderes Buch aus "Zicke Zacke Trennungskacke".
Leider hält der Text nicht recht, was die Aufmachung verspricht. Das reicht von Floskeln über Liebe und die Feststellung, dass immer dann, wenn eine Tür zugeht, eine andere aufgeht, bis zur Frage, was passiert, wenn die Eltern gleichgeschlechtliche neue Lieben eingehen, die mit dem lapidaren Satz "Ihr seid dann eine Regenbogenfamilie" beantwortet wird. Das erste Kapitel fängt mit Erster Hilfe an für jenen Moment, in dem ein Kind oder Jugendlicher erfährt, dass die Eltern sich trennen, samt Atemübungen für akute Fälle und "Lass alles raus, du darfst das"-Übungen. Was allerdings die Frage aufwirft, wann denn betroffene Kinder wohl Einwohlts "Zickezacke Trennungskacke" in die Hand bekommen sollen. Wird das Buch von fürsorglichen Trennungseltern vorab erworben und dem Kind mitsamt der düsteren Nachricht überreicht?
Einwohlt, die von sogenannten starken Mädchen über erste Liebe bis Pubertät schon allerhand aus Episoden und Ratschlägen gemischte Bücher auf den Jugendbuchmarkt gebracht hat, versammelt für ihren Text Tipps und Anleitungen, deren Quellen von praktischer Jugendarbeit über Selbsthilfe bis zu verhaltenstherapeutischen Ansätzen reichen. Außer dass unbedingt Partei für das Kindeswohl und ein starkes Kind ergriffen wird, ist das äußerst heterogen und reicht von Klischees wie dem Versöhnungskakao und der Suche nach einem persönlichen Krafttier bis zu "Ich-Botschaften".
Selbst das Versprechen "Du bist nicht allein" allerdings bekommt einen schalen Klang, wenn es einmal dafür steht, sich Allianzen in Freundeskreis und Familie zu suchen - aber andererseits und zuallererst dem mutmaßlich frisch getroffenen Kind erzählt, es gehe Millionen anderer Kinder genauso. Schwacher Trost. Dabei sind die exemplarischen Biographien, die zwischen die Tipps und Mitmachpassagen gestreut sind, durchaus interessant zu lesen. Und beruhen auf den Recherchen, die Einwohlt in Gruppen und Beratungseinrichtungen getätigt hat. Authentizität und das Zusammensammeln von guten Ratschlägen in einem bisweilen allzu pädagogischen Ton, mit inhaltlichen Sprüngen und Verknappung anstelle eines souveränen Muts zur Lücke, machen aus "Zicke Zacke Trennungskacke" allerdings mehr ein gut gemeintes als ein gutes Buch. Die üppige Illustration kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein eigener origineller, kluger Zugriff fehlt. Der Mix aus etablierten Genres jedenfalls hat kein überzeugendes neues geschaffen.
Ilona Einwohlt, Regina Kehn: "Zicke Zacke Trennungskacke".
Carlsen Verlag, Hamburg 2022. 160 S., geb., 15,- Euro.
Ab 7 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Dieses Buch sticht aus der Vielzahl von Kinderbüchern über Scheidung heraus, versichert Rezensentin Sylvia Schwab. Zum einen, weil es ein "Mitmachbuch" ist, das Kinder, die in der "Trennungskacke" stecken, Geschichten, Mutmachregeln, Ausmalbilder und andere Trostideen bietet, klärt die Kritikerin auf. Zum anderen, weil Autorin Ilona Einwohlt so einfühlsam und hellsichtig, leichtfüßig, fast "schnodderig" schreibt, dass es viele Kinder trösten dürfte, glaubt Schwab. (Die ganz schweren Fälle vermutlich nicht, räumt die Rezensentin allerdings ein). Die "frechen" Zeichnungen von Regina Kehn runden den Band ab, schließt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Voll mit überraschenden Ideen, guten Tipps und klugen Erklärungen. [...] Ein wichtiges Mitmach- und Mutmach-Buch, das von Frust und Sorgen erzählt und doch immer wieder zeigt, wie am Ende alles gut werden kann - auch als Trennungs-Familie." Corinna Zak Neue Ruhr Zeitung 20220402