Nachdem ich bereits „Long-lost Friend“ von Sara Zarr gelesen habe, waren meine Erwartungen an „Zicke“ natürlich besonders hoch.
Und ich wurde nicht enttäuscht.
Sara Zarr hat ein unglaubliches Talent dafür, sich in die Gedanken und Gefühle von Teenagern hineinzuversetzten und diese authentisch
wiederzugeben.
Hierbei scheint sich die Autorin vor allem auf Mädchenschicksale spezialisiert zu…mehrNachdem ich bereits „Long-lost Friend“ von Sara Zarr gelesen habe, waren meine Erwartungen an „Zicke“ natürlich besonders hoch.
Und ich wurde nicht enttäuscht.
Sara Zarr hat ein unglaubliches Talent dafür, sich in die Gedanken und Gefühle von Teenagern hineinzuversetzten und diese authentisch wiederzugeben.
Hierbei scheint sich die Autorin vor allem auf Mädchenschicksale spezialisiert zu haben, die bereits einiges in ihrem Leben erlebt haben und ein neues Leben beginnen wollen.
Deanna ist hierbei besonders gelungen.
Das Mädchen kann einem nur leid tun. Während der 18-jährige Tommy von seinen Freunden und der restlichen Schule nahezu als Held gefeiert wird, wird Deanna schnell als Schlampe abgestempelt.
„Mein Leben ist ein Fragezeichen!“
Auch zuhause ist seitdem nichts mehr, wie es einmal war. Ihr Vater, der immer sehr liebevoll mit seinen Kindern umgegangen ist, verschließt sich plötzlich und redet mit seinen Kindern nur noch das Nötigste. Seit er seine Festanstellung in einer Firma verloren hat, wird sein Verhalten sogar noch schlimmer.
Auch ihre ehemaligen Freunde ignorieren sie. Nur Jason, für den sie heimlich schwärmt, und ihre beste Freundin Lee halten noch zu ihr.
Um sich von ihrer familiären Situation abzulenken, schreibt Deanna eine Art Tagebuch, in der sie immer wieder die Geschichte eines anderen Mädchens erzählt.
Aber auch andere Charaktere werden hier gut und authentisch dargestellt.
Hierbei sind besonders Deannas Chef und ihr Bruder Darren gelungen.
Darren leidet mindestens genauso sehr wie Deanna. Seine Tocher April und seine Freundin Stacy, sowie Deanna sind sein einziger Halt. Sein größter Wunsch ist es, mit Stacy und April eine eigene Wohnung zu haben und nicht mehr im Keller seines Elternhauses leben zu müssen.
Dadurch, dass Tommy sein bester Freund war, fühlt er sich für Deanna besonders verantwortlich und schützt seine kleine Schwester, wo er nur kann.
Deannas Chef Michael kümmert sich sehr aufopferungsvoll um die junge Schülerin. Er versucht ihr das Leben in der Pizzeria so angenehm wie möglich zu gestalten und hält sie so gut es geht von Tommy fern.
Durch seine Homosexualität ist er stellenweise genau so ein Außenseiter wie Deanna, was beide heimlich miteinander verbindet.
Die Geschichte liest sich flüssig und wird aus der Ich-Perspektive aus Deannas Sicht erzählt.
Die Autorin glänzt hierbei mit authentischen Charakteren, die dieses Buch so einzigartig machen.
Die Covergestaltung ist für ein Jugendbuch gut gewählt und glänzt mit vielen kleinen Zeichnungen, die Hauptthema dieses Buch sind. So steht z.B. das Surfboard für das Mädchen in Deannas Geschichten.
Allerdings gibt es einen großen Kritikpunkt und das ist der Buchtitel.
„Zicke“ ist hierbei besonders unglücklich gewählt und passt nicht wirklich zu dieser Geschichte.
Deanna ist alles andere als eine Zicke. Stattdessen ist sie ein verschlossenes Mädchen, dass mit ihrem Leben als Außenseiterin zu kämpfen hat. Zwar reagiert sie oft sehr sarkastisch, aber das ist noch lange nicht mit einer Zicke zu vergleichen.
Hierbei wäre der Originaltitel „Story of a girl“ besser gewesen.
Trotz dieses Kritikpunktes bleibt „Zicke“ jedoch ein wunderbares Leseerlebnis, dass nicht nur für junge Leser geeignet ist.
Jeder sollte sich einmal in die wunderbare Welt von Sara Zarr entführen lassen.