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Eddie Chapmans Lebensgeschichte ist so unglaublich, wie sie sich keine Romancier hätte ausdenken können: Der Kleinkriminelle steit schnell auf in Londons Unterwelt der Dreißigerjahre. Auf der Flucht vor der Polizei verschlägt es ihn nach Frankreich. Dort wird er 1941 verhaftet und bietet den deutschen Besatzern seine Dienste an. Bereits beim ersten Spionageeinsatz in England als Fritz nimmt ihn der MI5 in Empfang. Chapman wechselt die Seiten und ist ab sofort Agent Zigzag. Das Leben zwischen den Fronten wird seine Passion und macht ihn zum erfolgreichen Spion. Doch unzählige Liebschaften und…mehr

Produktbeschreibung
Eddie Chapmans Lebensgeschichte ist so unglaublich, wie sie sich keine Romancier hätte ausdenken können: Der Kleinkriminelle steit schnell auf in Londons Unterwelt der Dreißigerjahre. Auf der Flucht vor der Polizei verschlägt es ihn nach Frankreich. Dort wird er 1941 verhaftet und bietet den deutschen Besatzern seine Dienste an. Bereits beim ersten Spionageeinsatz in England als Fritz nimmt ihn der MI5 in Empfang. Chapman wechselt die Seiten und ist ab sofort Agent Zigzag. Das Leben zwischen den Fronten wird seine Passion und macht ihn zum erfolgreichen Spion. Doch unzählige Liebschaften und sein Mangel an Loyalität beenden Chapmans Karriere: Die Deutschen verlieren den Krieg und Großbritannien das Vertrauen in ihn. Der MI5 entlässt Agent Zigzag mit 30 Jahren.
Autorenporträt
Ben Macintyre - Kolumnist der Times. Er war zunächst Redakteur der Weekend Review, bevor er für die Times als Chefkorrespondent nach New York , Paris und Washington ging. Macintyre lebt heute mit seiner Frau und drei Kindern in London und hat mehrere historisch Sachbücher veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.04.2008

Jede Menge Hühnerfutter
Die großen Erfolge des Doppelagenten Eddie Chapman lagen auf dem Gebiet der Desinformation

Die Weltkriegsabenteuer von Eddie Chapman sind vor über 40 Jahren unter dem Titel "Spion zwischen zwei Fronten" verfilmt worden - als Vorlage diente die Autobiographie des Doppelagenten, dem der britische Inlandsnachrichtendienst MI 5 den Decknamen "Zigzag" (Zickzack) gab, während das deutsche "Amt Ausland/Abwehr" sich mit "Fritz" begnügte. Nun kann der Journalist Ben Macintyre bisher geheime MI-5-Akten heranziehen, um das Wirken des Deserteurs, Safeknackers, Frauenhelden und Gefängnisausbrechers höchst unterhaltsam zu erzählen. Um die Spannung zu erhöhen, bedient sich der Autor gern der direkten Rede, ganz so, als ob er selbst dabeigewesen wäre.

Nach der Besetzung der Kanalinsel Jersey fiel Chapman den Deutschen in die Hände, die ihn im besetzen Frankreich für einen Einsatz in Großbritannien umfassend ausbildeten und verpflichteten. Ende August 1942 legte ihm der Abwehr-Offizier Stephan Graumann, der eigentlich von Gröning hieß, eine Erklärung vor, "dass er einverstanden war, sein Heimatland zu bespitzeln - ein Vertrag, der in der Rechtsgeschichte wohl seinesgleichen sucht". Trotz dieser Verpflichtung und aller Bewunderung für Graumann offenbarte sich der Fallschirmagent, der einen Sprengstoffanschlag auf die De-Havilland-Flugzeugfabrik vor den Toren Londons verüben sollte, nach seiner Landung der Spionageabwehr, die bereits durch "The Most Secret Sources" (die Entschlüsselung der deutschen Codes lieferte eine Flut von Geheimmeldungen) von "Fritz" wusste. So inszenierte der britische Geheimdienst mit "Taschenspielertricks in großem Maßstab" eine Explosion, über die sogar der Daily Express am 1. Februar 1943 berichtete. Danach baute man Chapman als Doppelspion in das Unternehmen "Doublecross" ein - und die deutsche Abwehr unternahm alles, um den Agenten vor einem britischen Zugriff zu retten. Dabei war laut Macintyre stets auf die "Mischung" für die Täuschung der Gegenseite zu achten: "Hühnerfutter, garniert mit ein paar Körnchen Wahrheit."

Chapman "entkam" auf einem Handelsschiff nach Lissabon, von dort über Paris und Berlin nach Oslo, wo ihn Graumann/Gröning auf den nächsten Auftrag vorbereitete, ihn aber auch mit reichlich Geld und einem Eisernen Kreuz belohnte. Und Chapman hielt über Funk seine britischen Auftraggeber auf dem Laufenden, bis er im Juni 1944 zum zweiten Mal über England absprang, um für das "Dritte Reich" die Wirkung der V-Waffen auf London auszukundschaften. Nun stellte er die Einschläge falsch dar, so dass "die Deutschen ihre Schussweiten nie korrigiert" hätten, "wodurch die Bomben nach wie vor ,zu kurz', also in den Vororten und auf dem Land, ankamen, wo sie natürlich ebenfalls töteten und zerstörten, aber in weit geringerem Maße". Der "Lügenlieferant" erfand auch nach dem Kriege manche "herrliche Story" von Audienzen bei Hitler und Churchill, arbeitete vorübergehend als Kriminalkorrespondent für den Sunday Telegraph, dessen Leser er vor Leuten wie ihm warnte. Er starb 1997 als Hotelier im Alter von 83 Jahren. Dieses Buch lehrt, dass Geheimdienste ihre größten Erfolge mit Desinformation erzielen können - vorausgesetzt, dass sich Leute finden, die daran glauben wollen.

RAINER BLASIUS

Ben Macintyre: Zigzag. Die Geschichte des Doppelagenten Eddie Chapman. Fackelträger Verlag, Köln 2008. 424 S., 22,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Angetan zeigt sich Rainer Blasius von diesem Buch über den Doppelagenten Eddie Chapman, das Ben Macintyre vorgelegt hat. Wie er berichtet, wurden die Weltkriegsabenteuer des Agenten vor über 40 Jahren unter dem Titel "Spion zwischen zwei Fronten" auf der Grundlage seiner Autobiografie verfilmt. Er hebt hervor, dass Macintyre für sein Buch auf bislang geheime Akten des britischen Geheimdienstes MI 5 zugreifen konnte. Dabei bescheinigt er dem Autor, das abenteuerliche Leben des Spions und Frauenhelden spannend und "höchst unterhaltsam" zu erzählen.

© Perlentaucher Medien GmbH