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Ein neues geniales Bilderbuch des australischen Ausnahme-Künstlers Shaun Tan für Kinder und Erwachsene.
Zikade lebt in einer sehr grauen Welt. Er ist Büroangestellter, seit siebzehn Jahren schon. Sein Arbeitsplatz: Eine Bürozelle im Großraumbüro. Seine Wohnung: Eine Nische in der Mauerritze. Nie hat er auch nur einen einzigen Fehler gemacht, er war nie auch nur einen Tag lang krank. Dennoch wird Zikade mit Verachtung behandelt und von seinen menschlichen Kollegen schikaniert. Am letzten Tag vor dem Ruhestand kein Danke, kein Abschied. Zikade steigt eine Treppe hoch zum Dach des Gebäudes.…mehr

Produktbeschreibung
Ein neues geniales Bilderbuch des australischen Ausnahme-Künstlers Shaun Tan für Kinder und Erwachsene.

Zikade lebt in einer sehr grauen Welt. Er ist Büroangestellter, seit siebzehn Jahren schon. Sein Arbeitsplatz: Eine Bürozelle im Großraumbüro. Seine Wohnung: Eine Nische in der Mauerritze. Nie hat er auch nur einen einzigen Fehler gemacht, er war nie auch nur einen Tag lang krank. Dennoch wird Zikade mit Verachtung behandelt und von seinen menschlichen Kollegen schikaniert. Am letzten Tag vor dem Ruhestand kein Danke, kein Abschied. Zikade steigt eine Treppe hoch zum Dach des Gebäudes. Was dann passiert, ist unglaublich: Zikade schlüpft und heraus kommt ein leuchtendes Insekt, das nach Hause in den Urwald fliegt. Der Gedanke an die Menschen löst ein nie enden wollendes Lachen aus.
Autorenporträt
Shaun Tan wurde 1974 im australischen Perth geboren. Im Jahr 1995 schloss er sein Studium der Bildenden Künste und Englischen Literatur ab. Seitdem veröffentlichte er zahlreiche preisgekrönte Bilderbücher. Außerdem animierte er das Bilderbuch "Die Fundsache" und erhielt dafür den Oscar für den besten animierten Kurzfilm. 2011 wurde er ebenfalls mit dem Astrid Lindgren Memorial Award ausgezeichnet. In Deutschland sind bereits "Geschichten aus der Vorstadt des Universums", "Ein neues Land", "Die Fundsache", "Eric", "Der Vogelkönig", "Der rote Baum", "Die Regeln des Sommers" und "Geschichten ins Innere der Stadt" erschienen. 2013 illustrierte Shaun Tan exklusiv für ALADIN Philip Pullmans Nacherzählung der Grimmschen Märchen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2019

Kollege fleißig. Aber verhasst.

Shaun Tans "Zikade" porträtiert in kargem Wort und opulentem Bild die moderne, böse und graue Arbeitswelt.

Von Andreas Platthaus

Die berühmteste Insektenerzählung der Literaturgeschichte beginnt mit dem Phänomen, das sie im Titel trägt: Verwandlung. Bei "Zikade" kommt diese Sache erst zum Schluss - die Verwandlung, nicht die titelgebende Zikade. Die ist nämlich von Beginn des Bilderbuchs an da, als graugekleidete Büroangestellte, deren Status man wohl nicht anders als mit "in prekären Verhältnissen" charakterisieren könnte: unbefördert seit siebzehn Jahren, mies bezahlt genauso lange. Mangels höheren Einkommens lebt die Zikade im Bürogebäude. Das kennen wir aus der berühmtesten Büroerzählung der Literaturgeschichte, aber im Gegensatz zu deren Titelheld, Bartleby, ist die Zikade ein Muster an Arbeitseinsatz. Sie macht Überstunden, bügelt die Schnitzer ihrer menschlichen Kollegen aus, und wie danken die es ihr? Mit schlechter Behandlung, denn die Zikade ist anders als sie. Nicht nur fleißiger, sondern auch äußerlich.

Das ist der Moment, wo etwas zum Autor dieses hinreißenden Buches gesagt werden muss, zu dem australischen Illustrator Shaun Tan. Er ist der Sohn eines malaiischen Vaters chinesischer Abkunft, der vor langer Zeit nach Australien eingewandert ist, und dessen von dort stammender Ehefrau. Kurz: Shaun Tan hat als Kind erfahren, was ein anderes Aussehen als das der Mehrheit bedeutet, und wie seine Zikade ist auch er von etwas kleinerer Gestalt als die meisten Menschen um ihn herum.

Die eigene Familiengeschichte gab ihm 2006 die Anregung zu seiner Migrationserzählung "The Arrival" (auf Deutsch: "Ein neues Land"), einem der besten und einflussreichsten Bilderbücher der jüngeren Zeit, gänzlich ohne Worte erzählt, aber beredt in seiner Aussage. In "Zikade" macht Shaun Tan nun eine ebenfalls individuelle, aber genauso kollektiv gültige Erfahrung zum Thema: die Ausbeutung fremdländischer Arbeitskraft durch die Einheimischen, hier personifiziert durch grau unifomierte Menschen, deren Gesichter man niemals sieht. Die Zikade dagegen hat große schwarze Kulleraugen und eine tiefgrüne Schuppenfärbung, die den einzigen Farbakzent in der auch ansonsten rundum grauen Bürowelt bietet.

Und diesmal gibt es Sprache im Buch, aber eine abgehackte, die man sich als die der Zikade selbst vorstellen muss, was nicht nur deren Schwierigkeiten mit der Artikulation eines ihr fremden Idioms belegt, sondern auch das Stakkato ihrer monotonen Tätigkeit vor einer Computertastatur aufnimmt. Jeder Textblock endet mit dem dazu passenden Geräusch: "Tack Tack Tack!" Es scheint nur ein böses Entkommen davor möglich.

Doch die Geschichte geht gut aus, und für die dorthin führende glückliche Wendung braucht Shaun Tan dann doch wieder gar keine Worte, sondern fünf grandiose Bilderdoppelseiten. Oder eigentlich deren sieben, denn mit dem Ende der Geschichte erweisen sich die beiden gezeichneten wortlosen Vorsatzpapiere des Buchs als ästhetisch kommentierender Rahmen. Das Finale aber besteht allein aus Worten: links auf einer bildlosen Doppelseite ausgeführt im unverkennbaren Zikaden-Erzählton, rechts das letzte "Tack Tack Tack!", diesmal isoliert zu lesen. Und wir hören daraus dann nicht mehr das Klackern einer Tastatur, sondern das Geräusch, mit dem die Zikade sich im Gedenken an die Menschen an die Stirn tippt.

Eike Schönfeld hatte als Übersetzer übrigens keinen leichten Job, obwohl es gerade einmal 51 denkbar kurze Sätze ins Deutsche zu bringen galt. Doch den richtigen Tan-Ton muss man erst einmal treffen. Die letzten fünf Sätze sind dabei die auf dem hinteren Einband: "Zikade erzählt Geschichte. Geschichte gut. Geschichte einfach. Geschichte, die sogar Mensch versteht. Tack Tack Tack!" Genauso ist es. Klatsch Klatsch Klatsch!

Shaun Tan: "Zikade".

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Aladin Verlag, Stuttgart 2019. 32 S., geb., 17,- [Euro]. Ab 5 J.

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"Shaun Tan, der Meister der Reduktion, zeigt einmal mehr, wie sehr er Geschichten auf den Punkt zu bringen vermag, obwohl er sie maximal vage und offen hält." Nico Kalteis 1001 Buch 20200401