In Pierre Bourdieus Studien eingestreut finden sich zahlreiche Verweise auf Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts. Gustave Flaubert nimmt unter diesen Referenzen eine Sonderstellung ein. Ihm hat Bourdieu den Status eines Protosoziologen eingeräumt. Flauberts Quasisoziologie hat er mithilfe der Analyse der literarischen Motive und Strukturen herausgearbeitet. Auf den Naturalisten Émile Zola, der mit dem Anspruch auftritt, eine praktische Soziologie für die Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime zu entwerfen, verweist Bourdieu allerdings kaum. An die methodischen Überlegungen aus seiner Flaubert-Analyse anknüpfend, erforscht diese Studie das Verhältnis zwischen Bourdieu und Zola anhand der Untersuchung seiner Arbeiterromane L'Assommoir (1877), Germinal (1885) et La Terre (1887) im Spiegel des Karnevalesk-Grotesken.
Es wird gezeigt, dass die karnevalesk-groteske Ästhetik in Émile Zolas Romanen erstens ein protosoziologisches Wissen hervorbringt. Diese implizite Soziologie antizipiert zweitens die Erkenntnisse und in Ansätzen die Epistemologie Pierre Bourdieus. Zola als Vorläufer von Bourdieus Soziologieansatz auszuweisen, erlaubt es schließlich, den Miserabilismus-Vorwurf gegenüber dem Naturalisten zu nuancieren.
Es wird gezeigt, dass die karnevalesk-groteske Ästhetik in Émile Zolas Romanen erstens ein protosoziologisches Wissen hervorbringt. Diese implizite Soziologie antizipiert zweitens die Erkenntnisse und in Ansätzen die Epistemologie Pierre Bourdieus. Zola als Vorläufer von Bourdieus Soziologieansatz auszuweisen, erlaubt es schließlich, den Miserabilismus-Vorwurf gegenüber dem Naturalisten zu nuancieren.